Die Stadt müsste sehr viel Geld in die Kläranlage Rosenfeld investieren, um neue Bestimmungen zu erfüllen. Da erscheint die Aufgabe der Anlage und eine Abwasserleitung nach Balingen wirtschaftlicher. Archivfoto: Hertle Foto: Schwarzwälder-Bote

Kläranlagen: Diskussion im Gemeinderat um Aufgabe der Kläranlagen Rosenfeld und Bickelsberg

Ein Anschluss an die Balinger Kläranlage würde zum Aus für die Kläranlagen Rosenfeld und Bickelsberg führen, käme die Stadt aber auf lange Sicht günstiger, so das Resümee einer Studie. Der Gemeinderat hat im Grundsatz dafür gestimmt.

Rosenfeld. Der Anstoß für die Idee, die kleinen Kläranlagen aufzugeben und das Rosenfelder Abwasser zur größeren, noch nicht ausgelasteten Anlage nach Balingen zu leiten, kam vom Ablaufen der wasserrechtlichen Erlaubnis zum 31. Dezember 2018 und aus der Notwendigkeit, das Regenwasserkonzept aus dem Jahr 2000 modernisieren zu müssen. Eine neue Regenwasserkonzeption würde nach Angaben der Stadtverwaltung zu erheblichen Umbaukosten für die Klärwerke führen. Auch die Politik propagiert die Zentralisierung der Abwasserbeseitigung, sprich die Abschaltung kleinerer Kläranlagen.

Der Gemeinderat hatte in seiner Sitzung am 20. Februar 2014 den Auftrag für eine entsprechende Studie an das Büro Götzelmann + Partner in Balingen vergeben, doch die Untersuchung liegt erst jetzt vor und wurde schon mit den zuständigen Behörden abgesprochen.

Untersucht wurden alle drei Kläranlagen-Standorte, nämlich Rosenfeld mit Isingen und Leidringen, Bickelsberg und Heiligenzimmern. Nach Meinung der Experten lässt sich eine Entscheidung nicht ohne weiteres aus den Investitions- und Betriebskosten oder den wirtschaftlichen Vorteilen allein ableiten.

Geld ausgeben müsste die Stadt Rosenfeld in jedem Fall, ob sie die Kläranlagen behält und ertüchtigt oder sich für den Anschluss an die Balinger Anlage entscheidet. Laut Ingenieur Joachim Hölle müssen eine Leitung von Bickelsberg nach Rosenfeld, Pumpstationen und eine rund 5,6 Kilometer lange Druckleitung von der Kläranlage Rosenfeld nach Geislingen gebaut werden, wo sie ins dortige Kanalnetz mündet, das schon an die Balinger Kläranlage angeschlossen ist.

Die "dynamische Kostenvergleichsrechnung" ergibt laut Hölle längerfristig einen Vorteil für die Aufgabe der Kläranlagenstandorte Rosenfeld und Bickelsberg. Regierungspräsidium Tübingen und Landratsamt Balingen würden dies unter dem Gesichtspunkt des Gewässerschutzes favorisieren und verweisen auf Fördermittel von bis zu 80 Prozent. Doch müsse die Aufgabe der Kläranlage Heiligenzimmern im Zusammenhang mit der Anlage Binsdorf/Erlaheim beurteilt werden, so die Ingenieure. Deswegen solle sie vorerst in Betrieb bleiben. Hölle rechnete vor, dass die Stadt bei einem Zuschuss von 80 Prozent rund eine Million Euro für die notwendigen Arbeiten berappen müsste. Der Werterhalt der beiden Kläranlagen würde hingegen rund 4,17 Millionen Euro kosten – ohne Zuschuss. Auch sei es schwieriger, für kleine Kläranlagen qualifiziertes Personal zu bekommen. Auf einer großen Anlage seien neue Anforderungen leichter zu erfüllen.

Den von Klaus May ins Gespräch gebrachten Standort Heiligenzimmern für eine zentrale Kläranlage schloss Hölle aus technischen und finanziellen Gesichtspunkten aus. Das vorhandene Kläranlagenpersonal werde dann die neuen Leitungen und Pumpen warten.

Für Bürgermeister Thomas Miller stand auch fest, dass ein solcher Anschluss an den Zweckverband Abwasserreinigung Balingen die Rosenfelder Abwassergebührenzahler auf längere Sicht billiger komme. Die Mehrheit im Rat billigte einstimmig den Vorschlag, die Verwaltung solle mit dem Zweckverband, der Stadt Geislingen und den Fachbehörden Kontakt aufnehmen, um weitere Schritte einzuleiten und die Entwurfsplanung beauftragen.