Lothar Mannke ist seit 35 Jahren in der Rosenfelder Kläranlage tätig. Fotos: Vinci Foto: Schwarzwälder-Bote

Lothar Mannke gewährt einen Blick hinter die Kulissen / Speisereste locken Ratten an / 365 Tage im Dienst

Von Sarah Vinci

Rosenfeld. Wasser marsch! Klärmeister Lothar Mannke gewährt einen Blick hinter die Kulissen der Rosenfelder Anlage, berichtet aus 35 Jahren Berufserfahrung und erklärt, was Speisereste im Abwasser anrichten.

Nach 35 Jahren als Klärmeister hat Lothar Mannke schon fast alles gesehen. Speisereste und Hygieneartikel im Abwasser sind da keine Ausnahme. Dennoch bereite ihm seine Tätigkeit auch heute noch Freude: "Hier redet man nicht nur vom Umweltschutz, sondern praktiziert ihn auch."

Hinter dem Verwaltungs- und Laborgebäude läuft das Abwasser zusammen, bevor es von Maschinen unter anderem gesiebt und gereinigt wird. Und um sich ein Bild davon machen zu können, was die Leute so ins Abwasser kippen, schaltet er eine Maschine ein, welche die festen Stoffe kurzerhand an die Oberfläche holt: Neben dem üblichen Abfällen rollen auch Nudeln, Papierschnipsel und Ohrenstäbchen das Band hinauf. "Die Leute werfen alles mögliche in den Abfluss", sagt er – kein schöner Anblick.

Über sauberes Wasser an 365 Tagen im Jahr hätten sich die Menschen im Mittelalter sicherlich auch gefreut. Aber das sei damals nun mal technisch noch nicht möglich gewesen, "aber heute können wir Krankheiten vorbeugen", erklärt Mannke, als er den Rundgang durch die Anlage fortsetzt. Neben dem Klärwerk in Rosenfeld, das sowohl das Abwasser von Rosenfeld als auch das von Isingen reinigt, gibt es noch zwei weitere Anlagen, die das Abwasser der Teilorte Bickelsberg und Brittheim sowie Heiligenzimmern klären. "Diese Anlagen betreuen wir, während Täbingen und Leidringen an die Kläranlage des Zweckverbands Unteres Schlichemtal angeschlossen ist", so Mannke. Darüber hinaus ist er für die technische Betriebsführungen der Anlagen in Erlaheim und Binsdorf verantwortlich.

Aber: Wie viel Wasser brauchen die Gemeinden eigentlich? Pro Person werde der Wasserverbrauch am Tag mit 130 Liter Wasser berechnet. Andererseits landen durchschnittlich 120 Gramm Schmutz pro Person im Abwasser.

Um das Wasser vom Schmutz reinigen zu können, bedarf es mehrerer Reinigungsgänge. Der erste Schritt ist die mechanische Reinigung. Dabei wird das Wasser beispielsweise von grobem Schmutz wie Sand und Kies befreit. Danach fließt es weiter zur biologischen Behandlung. In einem Becken verzehren konzentrierte Bakterien- und Mikroorganismenstämme unter Zuführung von Sauerstoff die gelösten organischen Schmutzstoffe. Im letzten Schritt folgt die chemische Reinigung. Durch Zugabe von Säure und Base wird der gewünschte PH-Wert des Wassers eingestellt und das Phosphat aus dem Wasser entfernt, bevor es wieder zurück in die Stunzach fließt. Derzeit überlege die Landesregierung jedoch, ob es zur Einführung einer vierten Reinigungsstufe "Aktivkohle" sinnvoll sei, kleinere Anlagen an große Kläranlagen anzuschließen. Grund: Das Abwasser werde immer mehr durch Arzneimittel verunreinigt, so der Klärmeister: "Das ist wie mit dem Fleisch und den Antibiotika." Jedoch ob es sich wirtschaftlich rentiere, Rosenfeld an die Balinger Käranlage anzuschließen, untersuche gerade ein Balinger Ingenieurbüro. Aber die derzeitigen Werte seien nicht beunruhigend, sagt Mannke.

Neben der Überwachung der Reinigungsprozesse nehmen die Mitarbeiter auch selbstständig Wassertests im eigenen Labor vor. "Wir sind die einzige zertifizierte Kläranlage im Zollernalbkreis", sagt Mannke.

Außerdem kommt es vor, dass sie in die Schächte absteigen müssen, um beispielsweise Rattenköder auszulegen. Das Problem: "Solange die Ratten im Kanal etwas zu fressen finden, werden sie auch dort bleiben", erklärt Mannke. Als Krankheitsüberträger müsse man die Ratten im Auge behalten und handeln. Denn diese würden nicht im Kanal verweilen, sondern nachts an die Oberfläche kommen und beispielsweise durch Sandkästen laufen und Erreger zurücklassen. Nicht nur deshalb sei die Arbeit der Klärarbeiter so wichtig. Mannke meint: "Eine Kläranlage dient vor allem der Volksgesundheit."