Die Kinder des Waisenhauses machen mit Alina einen Ausflug ins Kino. Foto: Schwarzwälder-Bote

Alina Schlotter aus Rosenfeld hat sechs Wochen Freiwilligendienst in einem Waisenhaus in Nepal geleistet

Rosenfeld. Noch lange wird Alina Schlotter an ihren Freiwilligendienst in Nepal denken. Die 19-Jährige aus Rosenfeld hat in einem Waisenhaus gearbeitet und studiert jetzt in Fulda.

Nachdem sie nach der zehnten Klasse zehn Monate als Austauschschülerin in den USA verbracht hatte, war für Alina Schlotter klar, dass sie wieder ins Ausland wollte. Also meldete sie sich für einen Freiwilligendienst bei der Organisation Experiment eV an, mit der sie schon in die Vereinigten Staaten gereist war.

Die erste Woche verbrachte sie in der Hauptstadt Kathmandu in einem Hostel, in dem sie Freiwillige aus der ganzen Welt kennen lernte. Täglich besuchte sie einen von der Organisation angebotenen Sprachkurs, während sie den Rest des Tages damit verbrachte, die bekanntesten Sehenswürdigkeiten zu erkunden. "Ein Gang durch die Straßen Kathmandus ist intensiv. Mit allen Sinnen nimmt man unzählige Dinge in kürzester Zeit war: Gerüche – Gewürze, Abgase, herumhängendes Fleisch; Lärm – Autos hupen, Hunde bellen, Verkäufer preisen ihre Ware an; Eindrücke – eine Kuh blockiert die Straße, eine Ziege wird auf einem Motorrad transportiert, ein Mann trägt ein Dutzend Reissäcke auf seinem Rücken. Alles wirkt so bunt und willkürlich", erinnert sie sich. Doch waren die Spuren des großen Erdbebens vom April nicht zu übersehen.

Zunächst ging es für drei Tage in Richtung Chitwan-Nationalpark, wo sie unter anderem beim Wild-Wasser-Raften und auf einer Safari durch den Dschungel war. Danach fuhr sie zum Kopila Children Home, einem Waisenhaus in Bhaktapur. Ein Schultag fing für die Kinder um 4 Uhr an: Hausarbeiten und Hausaufgaben wurden erledigt, danach wurde Frühstück gekocht, und zwar immer das Hauptgericht Dal Bhat – Reis mit Linsensuppe. Gegen 9 Uhr begleitete sie die Kinder dann zur Schule und hatte ein paar Stunden Zeit, die Stadt zu erkunden. Nachdem die Kinder wieder zu Hause waren, half sie ihnen bei den Hausaufgaben oder spielte ein Spiel mit ihnen. Abends gab es dann wieder Dal Bhat. Gegessen und gelernt wurde stets auf dem Boden.

Die Schule fand normalerweise von Sonntag bis Freitag statt, dennoch konnte sich das auch mal ändern. Der Bus hatte öfters gestreikt, und das bedeutete, dass auch die Schule ausgefallen ist. "Diese Tage habe ich dafür genutzt, mit den Kindern einen Ausflug zu machen." Das Waisenhaus hatte eine "Mutter", die sich um alles Organisatorische kümmerte und Nähkurse gab, um ein wenig Geld zu verdienen. "Die 13 Waisenkinder sind sehr selbstständig, diszipliniert und einfühlsam, was mich sehr beeindruckt hat. Sie putzen, kochen und lernen komplett selbst, ohne dass ihnen jemand wirklich hilft oder sagt, was zu tun ist. Sie behandeln sich gegenseitig mit so viel Respekt, wie man es kaum von so jungen Kindern kennt", so Alina Schlotter.

Das folgende Ereignis wird sie nach eigenen Worten nie vergessen: "Nachdem wir einen Ausflug gemacht hatten, lud ich alle Kinder zu Süßigkeiten ein. Jeder durfte sich etwas von einem Stand heraussuchen. Der elfjährige Dipesh suchte sich eine Tüte Chips aus und gab diese nur wenige Momente danach an ein Straßenkind ab, da er meinte, dass dieses es mehr brauche als er selbst."

Zum Abschied druckte sie den Kindern Fotos und schrieb jedem ein paar Worte. Eine einwöchige Trekkingtour machte sie im Annapurna-Gebirge. Auf dem Rückweg von der Wandertour gönnte sie sich zum Abschluss einen lang ersehnten Wunsch – Gleitschirmfliegen.

Ihr Fazit: "In den sechs Wochen in Nepal habe ich vor allem gelernt, dass man nicht viel materiellen Besitz braucht, um glücklich zu sein. Ich schätze aber nun die hier selbstverständlichen Dinge wie den Zugang zu sauberem Trinkwasser oder Strom viel mehr als zuvor. Und ganz wichtig – Nepal ist keinesfalls ein schlechterer oder besseres Ort zum Leben, es ist dort einfach nur anders. Ich habe so viele inspirierende Leute kennen gelernt und bin dankbar dafür, die Möglichkeit gehabt zu haben, meinen Horizont zu erweitern."

Aufgrund des Erdbebens müssen die Waisenkinder umziehen. Seit einigen Wochen wird eine Hütte gebaut, die bald ihr neues Zuhause werden soll. Aufgrund der schwierigen finanziellen Lage stoppen die Bauarbeiten andauernd. Alina Schlotter und eine andere Freiwillige haben ein Spendenkonto eingerichtet, um Geld für die Kinder zu sammeln.

Weitere Informationen: www.youcaring.com/kopila-orphanage-435441