Der Putz bröckelt, das Dach ist marode: Sanierungsbedarf besteht bei der alten Friedhofskapelle. Foto: Hertle Foto: Schwarzwälder-Bote

Umfassende Sanierung würde vorsichtig geschätzt 260 000 Euro kosten / Wände sind stark versalzen

Von Lorenz Hertle

Rosenfeld. Soll die Stadt 260 000 Euro oder mehr für die Sanierung eines Gebäudes ausgeben, das nicht genutzt wird? Mit dieser Frage sehen sich die Gemeinderatsmitglieder bei der alten Friedhofskapelle konfrontiert, die starke Schäden aufweist.

Ins Detail ging Bauingenieur Andreas Bewer: Schon 2012 sei von einem "Grenzfall der Erhaltungsfähigkeit und -würdigkeit" die Rede gewesen. Zuvor hatte sein Ingenieurbüro Untersuchungen des Mauerwerks vorgenommen. Ein 2013 vorgelegtes Sanierungskonzept fand keine Zustimmung bei der Denkmalpflege. Daraufhin wurde Bewer vom Ausschuss für Technik und Umwelt mit weiteren Untersuchungen beauftragt.

Während sich das im Kern aus dem 17. Jahrhundert stammende Bauwerk auf Fotos 1999 noch äußerlich in gutem Zustand präsentierte, sind jetzt großflächige Feuchtigkeitsschäden zu sehen. Als Ursache nannte Bewer eine "handwerklich perfekte, aber nicht sachgemäße Renovierung": Die Kapelle sei mit einem ungeeigneten Material verputzt worden – außen und innen.

Auf der Außenseite platzt der Putz ab, das Gebäude hat keine Dränage, Wasser läuft unter der Kapelle hindurch und sammelt sich an den Wänden. Die ehemalige Wasserentnahmestelle aus Sandstein ist so gut wie zerstört. Vom Zahn der Zeit angenagt sind auch die beiden Gedenktafeln für die Rosenfelder Gefallenen des Ersten Weltkriegs, die in der 1923 angebauten Vorhalle angebracht sind. Bewer stellte große Risse zwischen Vorhalle und Hauptgebäude fest: "Die Kapelle reißt ab."

Innen sieht es nicht besser aus: Salzablagerungen bedecken die Wände, bedingt durch Gips und Zement im Putz. Die Feuchtigkeit im Raum ist so hoch, dass sich Wasser an den Fenstern niederschlägt. Natriumsulfat an den Wänden saugt Wasser auf, so dass die Wand laut Bewer nie trocken wird. Der Altar ist ebenfalls durch Salz und Wasser stark beschädigt. Beulen finden sich im Boden, die Platten sind versalzen. Es seien Dachlatten gebrochen und Ziegel abgerutscht, so Bewer. Bei der Erneuerung des Dachstuhls 1811 und 1812 seien "Recycling-Hölzer" des ursprünglichen Dachs von 1620/21 verwendet worden

Glück im Unglück: Das Mauerwerk ist nicht angegriffen, wie Kernbohrungen ergeben haben. Da die alte Friedhofskapelle als Kulturdenkmal eingestuft ist, kann laut Bewer ein Abbruch nur dann erfolgen, wenn eine Sanierung nicht mehr möglich ist.

Nach Bewers Meinung lässt sich das Salz durch Abschlagen des Putzes restlos entfernen.

Für eine dauerhafte Sanierung sei es nötig, die Fundamente freizulegen, das Mauerwerk instandzusetzen und Risse mit Spiralankern zu "nähen". Dann müsste die Bodenplatte repariert und der Altar im Wasserbad entsalzt werden. Gleiches soll mit den Sandsteinplatten und den Gedenkplatten geschehen. Notwendig sind aus seiner Sicht auch eine Dränage, neue Dachlatten und Dachziegel. Die Sanierung würde nach seinen Berechnungen zwischen 185 000 und 260 000 Euro kosten.

Man habe "zweieinhalb Jahre mit Gutachten verloren", ärgerte sich Hans Leidig, der die Kapelle aus der Reformationszeit erhalten will. Klaus May warf die Frage auf, wie das Gebäude genutzt werden könne. "Man hat es kaputt gehen lassen – wozu braucht man es?", spitzte Gabi Bihr zu. Der Gemeinderat nahm die Expertise zur Kenntnis. Bewer wird nun seinen Bericht abschließen und der Denkmalpflege vorlegen.