Auch nach einem Jahr lässt der Elan des Isinger Freundeskreises Asyl nicht nach

Groß ist die Unterstützung für die in der Isinger Gemeinschaftsunterkunft lebenden Flüchtlinge. Das soll nach dem Willen des Freundeskreises Asyl auch so bleiben.

Von Lorenz Hertle

Rosenfeld-Isingen. Auch mehr als ein Jahr nach dem Einzug der ersten Bewohner des Hauses Neue Straße 39 am Ortsrand lässt der Elan bei den meisten Unterstützern nicht nach. Die Asylbewerber seien in der Bevölkerung zum größten Teil positiv aufgenommen worden, sagt Freundeskreis-Mitglied Hans-Dieter Vogt. Die Unterstützung ist nach Angaben der Betreuerin Melanie Schneider-Brutschin nach wie vor groß. Das liege aber auch daran, dass sich die meisten Bewohner der Unterkunft ins Isinger Dorfleben gut integriert hätten. Viele von ihnen leisteten betagten Dorfbewohnern Hilfe, hielten den Ort und die Umgebung der Unterkunft sauber, gingen zur Kirche und lernten fleißig Deutsch; die Kinder seien problemlos in den Kindergarten und die Grundschule aufgenommen worden.

Jürgen Beckmann, Vorsitzender des Kirchengemeinderats, betont, dass die Unterbringung einer serbischen Roma-Familie im Pfarrhaus ein Einzelfall gewesen sei und dies nicht bedeute, dass dieses Gebäude generell als Asylunterkunft diene.

Bürgermeister Thomas Miller erklärte, wie es dazu gekommen ist: Das Landratsamt wollte die Familie nach seinen Angaben routinemäßig in eine Anschlussunterbringung nach Meßstetten verlegen; doch sei diese Familie schon mehr als ein Jahr in Isingen und habe sich dort gut eingelebt. Deshalb, so Beckmann, sei im Einvernehmen zwischen Kirche, Stadtverwaltung, der Asylbetreuerin und dem Landratsamt die Lösung mit der Unterbringung im Pfarrhaus gefunden worden, da das Obergeschoss des Hauses ohnehin leer stehe. "Die Allgemeinheit findet das richtig, dass die Kirche etwas tut", so Vogt.

Laut Beckmann haben die neuen Bewohner gleich die Räume, den Zaun und die Haustür gestrichen und das Grundstück aufgeräumt. Pfarrer Johannes Kiefner hat sich überzeugt, wie positiv die vorübergehende Einquartierung auch bei Senioren angekommen ist. Nach seinen Angaben sind Serben, Syrer und Eritreer regelmäßig bei Aktivitäten der Kirchengemeinde, Festen und Konzerten dabei. Im Asyl-Café treffen sich Flüchtlinge und Einheimische.

Dass in Isingen das Zusammenleben relativ gut läuft, was Miller als "Musterbeispiel" bezeichnet, liegt nach seiner Ansicht auch an der überschaubaren Zahl der Asylbewerber: Probleme gebe es eher dort, wo es größere Unterkünfte gebe.

Nun, so Ortsvorsteherin Sigrid Lehmann, müssten die Flüchtlinge schneller als bisher in Arbeit und Ausbildung kommen. Ob sie Deutsch besser in eigenen Kursen oder am Arbeitsplatz lernen, darüber gehen die Meinungen auseinander.

Obwohl Vogt ganz allgemein beim Thema Flüchtlinge von einem "Kippen" der bisher positiven Stimmung spricht, wollen er und die anderen Isinger nicht nachlassen. Er denkt sogar an eine Börse, in der Hilfsangebote und Anfragen zusammengebracht werden.