Zuletzt ist der junge Mauersegler in Andrea Lohrmanns Hand fast zutraulich geworden. Foto: Stehle Foto: Schwarzwälder-Bote

Familie Lohrmann füttert jungen Mauersegler durch / Jetzt ist er flügge und auf dem Weg nach Afrika

Von Bettina Stehle

Rosenfeld-Heiligenzimmern. Wo sind all die Insekten hin, wenn man sie braucht? Das fragte sich Familie Andrea und Gottfried Lohrmann in den vergangenen beiden Wochen auch. Denn sie benötigten dringend fast 200 Insekten und Käfer täglich, um einen jungen Mauersegler aufzuziehen.

Vor zwei Wochen brachte der Sohn Peter diesen jungen Vogel, der aus dem Nistkasten gefallen war, mit nach Hause. Anders als bei den sonstigen Vögeln füttern die Altsegler ihre Jungen niemals außerhalb der Nisthöhle. Der kleine Piepmatz wäre somit ohne die Lohrmannsche Hilfe verloren gewesen.

Mit Fliegenklatsche oder im Garten auf Futterjagd

Über das Internet hat sich die vogelfreundliche Familie dann kundig gemacht und herausgefunden, dass der junge Mauersegler sechsmal täglich gefüttert werden muss – mit je zwei bis drei Gramm Insekten und Käfern. Dabei ergeben 15 Mücken und Fliegen nur ein Gramm."Wir waren dauernd mit der Fliegenklatsche unterwegs oder haben im Gras nach Heuschrecken gesucht", sagt Andrea Lohrmann.

Waren die Insekten dann gefunden, stellte das Füttern eine weitere Herausforderung dar. Mit einem desinfizierten Finger tippte Andrea Lohrmann an den Schnabelrand des jungen Vogels und schob in rascher Folge dann die Futterinsekten in seinen Rachen. "Der junge Segler wurde richtig zutraulich, er ließ sich am Köpfchen kraulen und hat genussvoll still gehalten", sagt sie.

Doch vor kurzem bemerkte Familie Lohrmann, dass der Jungvogel bereit war, flügge zu werden: Er trainierte angestrengt seine Flügelmuskulatur, putzte sich fieberhaft, und die Schwungfedern waren mittlerweile voll entwickelt.

Erster Start glücktauf Anhieb – der Vogel fliegt gen Afrika

Auf einem erhöhten Standort im Freien setzte sich Andrea Lohrmann den Vogel auf die Hand. Er ließ sich etwas unsicher fallen, und es schien fast, als ob er im Gras landen würde.

Doch dann stieg er instinktiv mit kräftigen Flügelschlägen auf, gewann an Höhe und segelte hoch über den Weinberg hinweg, als habe er noch nie etwas anderes gemacht.

Mit aufkommender Wehmut, aber auch mit Freude, schaute das Ehepaar Lohrmann dem lieb gewonnenen Tier hinterher. Sie wussten, dass der Jungvogel sich auf den Weg nach Afrika macht. Die Richtung dorthin findet er völlig selbstständig und wird erst im Frühjahr zurückkehren.

Doch wer weiß: vielleicht frisst der Mauersegler ja im nächsten Jahr als Gegenleistung für die Hilfe die lästigen Insekten um das Haus von Familie Lohrmann?