Ehrung: Großer Sohn des Orts wird gewürdigt / Träger des Bundesverdienstkreuzes / Um Ausbildung verdient gemacht

Von Regina Schwenk

Verdiente Ehrung für einen großen Sohn des Orts: Seit gestern trägt die eine Straße im Rohrdorfer Industriegebiet Hummelberg den Namen Martin-Faßnacht-Straße.

E utingen-Rohrdorf. Gestern Nachmittag in Rohrdorf: Großer Bahnhof am Neuen Bahnhof. Genauer gesagt, im Gewerbegebiet Hummelberg. Bürgermeister Armin Jöchle ist da, ebenso Ortsvorsteher Rolf Walddörfer. Martin Faßnachts Sohn Uli ist mit Familie gekommen, und auch die Honoratioren der Maler- und Lackierer-Innungen München Stadt und Land/Dachau Oberland fehlen nicht.

Sie alle haben sich versammelt, um einen großen Sohn Rohrdorfs zu Ehren: Martin Faßnacht. 1912 geboren, besuchte er zunächst die Rohrdorfer Volksschule, absolvierte später in Horb eine Malerlehre. Anfang der 30er-Jahre zog es den jungen Malergesellen in die Ferne. Stuttgart, Freiburg, Köln, Hannover, Bremen und Berlin waren nur einige Stationen seiner Wanderjahre.

Sesshaft wurde Martin Faßnacht dann aber in München. Zwischenzeitlich Meister, machte er sich 1941 mit einem eigenen Malerbetrieb selbstständig. Doch die Kriegsjahre gingen auch an Martin Faßnacht nicht spurlos vorbei. Wie so viele musste er nochmal von vorne anfangen.

Seine Rohrdorfer Heimat vergaß er dennoch nicht: Er schickte zwei seiner Arbeiter, die den Menschen im Gäu beim Wiederaufbau ihrer Häuser halfen. Das haben ihm die Rohrdorfer nicht vergessen. Auch wenn Martin Faßnachts Besuche in seiner Heimatgemeinde nach dem Tod der Eltern selten wurden.

Sein Leben spielte sich nun in der bayrischen Hauptstadt ab. Dort wurde der 1961 zum Obermeister der Malerinnung gewählt, 23 Jahre stand er an deren Spitze. Später wurde er zum zweiten Ehrenobermeister ernannt, erhielt die große Ehrennadel mit Brillant der Münchner Maler- und Lackiererinnung und das Bundesverdienstkreuz. Am 8. Dezember 1984 starb Martin Faßnacht mit 72 Jahren.

Heute erinnert an ihn unter anderem die Martin-Faßnacht-Gedächtnis-Stiftung, die sich der Föderung der beruflichen Aus- und Weiterbildung verschrieben hat. Bildung – und vor allem Ausbildung waren Zeitlebens Themen, die ihn umtrieben. Und die er voranbrachte.

In seine Zeit als Obermeister fällt der Bau des innungseigenen Berufsbildungszentrums, des mit jährlich 800 Junggessellen größten seiner Art in Deutschland. "Er war ein Pionier", sind sich die Vertreter der Innung einig. Was ihr heutiger Obermeister dazu zu sagen hat, klingt dann noch eine Ecke persönlicher. Kein Wunder, immerhin handelt es sich dabei um Uli Faßnacht, der in mehr als einer Hinsicht in die Fußstapfen des Vaters getreten ist.

"Das wäre eine Ehre für meinen Vater gewesen." Bildung beginne nicht mit dem Abitur, so Faßnacht. Dafür sei sein Vater ein leuchtendes Beispiel. Seine Leistung stehe der eines Akademikers in nichts nach.

Auch Armin Jöchle lobte Faßnachts Engagement. "Seine Weitsicht und seine Gabe, Menschen für etwas zu begeistern waren seine Erfolgsgaranten. Mit Martin Faßnacht habe man "einen würdigen Namenspatron für unsere neue Straße gefunden", so Jöchle.

Nun kann man nur hoffen, dass München dem Beispiel Rohrdorfs folgt: Dort gibt es nämlich noch keine Straße, die nach Martin Faßnacht benannt ist.