Die Missionarin Ruth Walz-Kalafa kann sich auf die Unterstützung in ihrem Heimatort Rohrdorf verlassen. Gestern backten sie wieder Brot für das Waisenhaus-Projekt in Uganda. Foto: Fritsch Foto: Schwarzwälder-Bote

Wenn die Rohrdorfer Missionarin Ruth Walz-Kalafa sich in Deutschland aufhält, wartet jedes Mal viel Programm

Von Marija Mikulcic

Rohrdorf. Seit 1993 arbeitet Ruth Walz-Kalafa als Missionarin in Afrika. Alle zwei Jahre ist sie "auf Heimaturlaub". Wie meistens, wenn sie sich in Deutschland und Rohrdorf aufhält, gab es auch in diesem Jahr wieder viel zu tun.

Im Urlaub entspannt man, trinkt Cocktails und legt die Beine hoch. Von wegen: Wenn Ruth Walz-Kalafa aus dem ostafrikanischen Uganda nach Deutschland in den "Heimaturlaub" aufbricht, wartet meist ein Programm auf sie, das die meisten nicht auf Anhieb als "Urlaub" einstufen würden. Das hat einen Grund: Ruth Walz-Kalafa arbeitet im ugandischen Mukono als Missionarin.

Ihren Flug nach Deutschland tritt sie immer vom Entebbe International Airport, Ugandas internationalem Flughafen, aus an. Nach Deutschland geht es mal über Amsterdam, mal über Istanbul. Eine Direktverbindung gibt es nicht.

Ruth Walz-Kalafas Elternhaus steht in Rohrdorf. Im Ort ist sie aufgewachsen und ausgebildet worden. Familie, Verwandte, geistliche Weggefährten und die meisten der Unterstützer, die das Waisen- und Kinderheim in Mukono fördern, sind in Rohrdorf und Umgebung ansässig. Trotzdem ist der erste Ort, den Ruth Walz-Kalafa in Deutschland ansteuert, in der Regel immer das niedersächsische Städtchen Bassum.

Dort sitzt der Verein "Vereinigte Deutsche Missionshilfe", der Missionare wie Ruth Walz-Kalafa in alle Welt entsendet. Zunächst einmal steht das obligatorische Gespräch mit der Missionsleitung an. Eine weitere Pflichtstation bei einem durchschnittlichen Heimataufenthalt ist die Tropenklinik in Tübingen. Notwendiger Infektionsschutz muss aufgefrischt, Routineuntersuchungen gemacht werden. Dazu eventuell Behördengänge. Erst wenn all das vom Tisch ist, kann die Ruhe ihre Wirkung entfalten, die Ruth Walz-Kalafa in den Augenblicken, in denen sie für sich ist, an ihrem Heimatort Rohrdorf so schätzt.

Und was fällt ihr am meisten auf, wenn sie zurück in Deutschland ist? "Die Sauberkeit fällt einem auf", meint sie als erstes. "Die vielen neuen Autos", sagt sie dann. Wenn sie selbst am Steuer sitze, müsse sie sich wieder an den Rechtsverkehr gewöhnen, fügt sie an. In Uganda, einer ehemaligen britischen Kolonie, herrscht nämlich Linksverkehr. Sie ergänzt: "Einfach, dass man nicht mehr auffällt."

Unter den Angestellten des "CMU Childrens Home", dem christlichen Kinder- und Waisenheim, das die "CMU", die ugandische "Mission für die Unerreichten" betreibt, ist sie nämlich die einzige "Weiße". Die rund 60 Waisenkinder und Halbwaisen im Grundschulalter, die auf dem Gelände ihr Zuhause haben, sind natürlich an die so auffällig andere Hautfarbe der Buchhalterin gewöhnt. Auch die 50 älteren Schüler, die zwar bei Verwandten leben können, deren Ausbildung aber das Heim in Mukono betreut, dürften Ruth Walz-Kalafa nicht als Kuriosität betrachten. Wenn sie das Gelände aber verlässt, um beispielsweise auf dem Markt einkaufen zu gehen, kann es gut sein, dass ihr Kinder verzückt nachlaufen und sie mit "Hey, ›mzungu‹, how are you?", grüßen, wobei "mzungu" in der in Mukono gebräuchlichen Stammessprache Luganda "Weiße" bedeutet.

Etwas über 100 Schützlinge sind es also, die die CMU in Mukono betreut. 40 Euro sind nötig, damit für Essen und Ausbildung einen Monat lang für ein Grundschulkind gesorgt ist. Unterstützern in ihrer Heimatregion über die Arbeit zu berichten, die in entscheidender Weise dank Spenden aus Deutschland möglich ist, ist ein wichtiger Bestandteil von Ruth Walz-Kalafas. "Aktuell suchen wir dringend Paten für die älteren Schüler", meint Ruth Walz-Kalafa. Ein halbes Jahr beträgt die Mindestlaufzeit für eine Patenschaft in Mukono. Nur mit diesen Rhythmen besteht für ein Schulkind eine gewisse Sicherheit.

Ein Schüler im "Highschool"-Alter, was in Mukono die Zeit nach der sechsten Klasse bezeichnet, braucht zwei solcher Paten, damit für seine Ausbildung gesorgt ist. Mittagsschule haben aber selbst die jüngeren Kinder täglich. Die Älteren gehen zusätzlich sogar noch nach dem Abendessen in den Unterricht. Derzeit schließen die ersten ehemaligen Heimkinder ihre Ausbildung ab. "Eine junge Frau steigt jetzt bei uns in der Buchhaltung ein", sagt Ruth Walz-Kalafa. "Erst haben wir sie unterstützt, jetzt unterstützt sie uns", ergänzt die Frau mit den tiefen Grübchen. Solche Verläufe freuen sie besonders.

Auch die Unterstützung, die sie in Rohrdorf und Umgebung erfährt, bedeutet ihr viel. Am gestrigen Freitag haben Freiwillige wieder im Rohrdorfer Backhaus angeheizt. Die Holzofenbrote, die mittlerweile schon einen echten Ruf zu verteidigen haben, wanderten wieder ins Ofengewölbe. "Für die laufenden Kosten", gibt Ruth Walz-Kalafa an, auf welche Zwecke der Erlös aus der schon Tradition gewordenen Brotback-Aktion diesmal verwendet wird.