Peter Ammer spielte die Orgel, während Orgelbauer Gilbert Scharfe im Inneren filmte. Foto: Geisel Foto: Schwarzwälder-Bote

Kirchenmusik: Rohrdorfer Orgel wird nach der Sanierung genau erkundet / Konzert folgt am 8. Mai

Von Jacqueline Geisel

So haben die Rohrdorfer ihre Orgel noch nie gesehen: Gilbert Scharfe entführte alle Interessierten in die unbekannte Welt des Orgelinneren.

Rohrdorf. Die Außenwand ist ihre Haut, die Registerzüge sind das Gehirn, die Windlade das Herz und die Windanlage die Lunge einer Orgel. Mit dieser anschaulichen Beschreibung erklärte Orgelbauer Gilbert Scharfe den zahlreichen Anwesenden in der Rohrdorfer Kirche, wie ein solches Instrument funktioniert. Er hatte die Orgel im vergangenen Jahr saniert.

Im Rahmen dieser Arbeiten wurde die Orgel gereinigt, ihre Mechanik renoviert und die Bälge der Windversorgung neu beledert. Die Pfeifen wurden im Zuge eines Klangumbaus umintoniert und erhielten eine Charakteränderung. Dadurch verfügt die Orgel nun über mehr Grund- und weniger Obertöne, was dem Organisten ein breiteres Spektrum an Kompositionen eröffnet. Die Rohrdorfer Orgel kann nun Stücke von der Renaissance bis zur Romantik klanglich wiedergeben.

Außerdem wurde ein neues Register hinzugefügt, welches das Streichinstrument Gambe imitiert. Diese Instrumentengruppe war in der Rohrdorfer Orgel zuvor gar nicht vertreten. Doch bei bloßer Theorie blieb es nicht: Mit einer Kamera stieg Gilbert Scharfe in die Orgel, was er filmte wurde direkt auf eine große Leinwand übertragen. So vermittelte er den Anwesenden das Gefühl, selbst mitten in dem altehrwürdigen Instrument zu stehen.

Ständerling im Alten Kindergarten

Kirchenmusikdirektor Peter Ammer spielte während der Filmvorführung auf der Orgel. Mit Johann Kriegers "Ciacona" zeigte er die "unterschiedlichen Farbkombinationen des Instruments durch die Kombination verschiedener Register", wie er erklärte. Auch während des Präludiums in C-Dur von Felix Mendelssohn und Johann Sebastian Bachs Präludium in H-Moll konnten sich die Zuhörer von der Klangveränderung seit der Sanierung überzeugen und gleichzeitig beobachten, was währenddessen im Orgelinnenleben stattfindet.

Bevor es zum gemeinsamen Abschluss bei einem Ständerling in den alten Kindergarten ging, führte Roland Stahl, Mitglied des Orgateams der Kirchengemeinde für die Orgelrestaurierung, noch ein Interview mit Gilbert Scharfe und fragte ihn dabei ein wenig über seinen Beruf allgemein aus.

Das Orgateam initiierte über ein Jahr lang verschiedene Aktionen, um Spenden für die 25 000 Euro teure Orgelsanierung zu sammeln. Dazu gehört auch das inzwischen fertiggestellte Orgelbuch, in welchem Spender, die 100 Euro oder mehr gaben, verewigt wurden. Das Buch, so Pfarrer Markus Eißler, soll noch einige Wochen in der Kirche ausliegen. Anschließend wird es "für spätere Generationen", so Stahl, in der Orgel verwahrt.

Einen direkten Vorher-Nachher-Vergleich soll es am 8. Mai mit dem Konzert "Orgelklänge II" ab 17 Uhr in der Rohrdorfer Kirche geben. Die "Orgelklänge I" fanden im April letzten Jahres und somit vor der Orgelsanierung statt.