Joachim Flik (Mitte) und seine Frau Gabriele Weiland-Flik (links) nahmen gestern zahlreiche Glückwünsche entgegen. Foto: Kunert

Rohrdorfer Bürgermeister geht in vierte Amtszeit. Wahlroutine mit sehr viel Spaß im "Wahllokal".

Rohrdorf - "Mister Flik-zibel" aus Rohrdorf, wie ihn seine Mitarbeiter aus dem Rathaus kurzerhand an diesem Wahlabend tauften, kann mit einem breiten Grinsen in seine nunmehr vierte Amtsperiode gehen: Mit 94,9 Prozent der Stimmen wurde Bürgermeister Joachim Flik gestern klar in seinem Amt bestätigt.

Und das bei einer angesichts von nur einem Kandidaten doch bemerkenswert guten Wahlbeteiligung von 41,3 Prozent. Daher mochte Wahlleiterin Silke Lenz nicht die in einem solchen Fall übliche einwöchige Bedenkzeit für den Wahlsieger abwarten und fragte den alten und neuen Bürgermeister gleich unmittelbar nach der Auszählung: "Nimmst du die Wahl an?" – Klar, dass dieser mit einem noch breiteren Grinsen diese Frage sofort bejahte. "Ja, ich nehme die Wahl an."

Womit, ja, man möchte sagen, eine sehr intensive und wohl beispiellose Bürger-Bürgermeister-Beziehung in die wahrscheinlich letzte Runde geht. Joachim Flik ist mittlerweile 58 Jahre alt, am Ende seiner vierten Amtszeit als Rohrdorfer Bürgermeister wird er 66 Jahre alt sein – bestes Rentenalter. Eigentlich, so rief Wahlleiterin Lenz in ihrer Ansprache zum Wahlausgang kurz in Erinnerung, hätte Flik sich bereits jetzt mit vollem Pensionsanspruch auf sein Altenteil zurückziehen können. Tut er aber nicht, was keine Selbstverständlichkeit sei. Was aber andererseits die breite Zustimmung der Rohrdorfer zu ihrem Schultes vielleicht erklärt.

"Wir sind schon alle hier wie eine große Familie", erklärt Flik selbst kurz vor Verkündung des Wahlergebnisses den besonderen "Spirit" in seinem Rohrdorf. Und denkt dabei auch und vor allem an seine Rathausmannschaft, die diesen Wahltag im Bürgertreff souverän und mit sehr, sehr viel Spaß bei der Arbeit bewältigt hat. Jeder zweite Wähler wird, wenn nicht mit Handschlag, doch mit einer herzlichen Umarmung begrüßt. Hauptamtsleiterin Susanne Haizmann hat für alle Kuchen gebacken – Schwarzwälder Kirschtorte sogar. "Sehr lecker", sagt Wahlhelfer und Gemeinderat Thomas Schittenhelm. Und versteckt – ganz im Ernst – schnell ein Kinder-Quartett "Supersportwagen": Ja, die Zeit wäre zwischendurch schon auch mal ein bisschen lang geworden, lacht er.

Wobei Volker Held neben ihm ergänzt, dass man sich auch nur beinahe beim Quartett-Spielen "in die Haare" bekommen habe. So fröhlich kann Demokratie sein – zumindest hier in Rohrdorf. Und, keine Sorge, wenn "Kundschaft" im Wahllokal ist und dann auch später bei der Auszählung sind wieder alle hochkonzentriert und maximal professionell bei der Arbeit.

"Humor made in Rohrdorf"

Aber dann ist der "offizielle Teil" auch wieder schnell absolviert. Die weiteren Fakten: 1493 Wahlbeteiligte, 617 abgegebene Stimmen, davon 75 durch Briefwahl. Davon entfielen, bei 22 ungültigen Stimmen, 564 Stimmen auf Joachim Flik, was einem Anteil von 94,9 Prozent (Wahl 2009: 98,01 Prozent) entspricht. Insgesamt 30 der abgegebenen Wahlzettel wiesen zudem verschiedene weitere Namen auf, wobei beachtenswerte fünf Stimmen auf Ebhausens Schultes Volker Schuler entfielen – der bei Bekanntgabe, wie auch die Bürgermeisterkollegen aus den übrigen umliegenden Städten und Gemeinden, im Bürgertreff anwesend war und sogleich jede Schuld für diese unerwartete "Zweitplatzierung" in Rohrdorf von sich wies. Womit auch diese Wahl-Anekdote unter der Rubrik "Humor made in Rohrdorf" verbucht werden konnte.

Und diese besondere "Rohrdorfer Art" bekam an diesem Wahlabend noch einige weitere bunte Facetten. Zum Beispiel als das Wahlhelfer-Team darüber sinnierte – ob ernsthaft oder nur im Spaß, wurde nicht so ganz klar –, warum ein "Wahllokal" eigentlich Wahl-"Lokal" heiße. Bedeute das nicht automatisch, dass es dann auch (bei der nächsten Wahl) einen eigenen Ausschank in einem solch besonderen "Lokal" bräuchte – analog etwa zum benachbarten "Kirchen-Café" in Rohrdorf? Wie das denn einmal aussehen könnte, davon gab dann die eigentlich gar nicht so kleine Wahl-Party im Anschluss an die Ergebnis-Bekanntgabe einen Eindruck: Sekt und Häppchen für alle, die gekommen waren, Joachim Flik zu gratulieren. Und noch eine richtig große Torte, diesmal für den Wahlsieger selbst – "drinnen Schwarzwälder, außen unser Rohrdorfer Tor". Die garniert wurde mit einem ziemlich launigen und noch talentierteren Vortrag von Silke Lenz darüber, wo alles die Silbe "Flik" im Rohrdorfer Verwaltungs-Alltag so auftaucht: bei den ver-flik-st vielen Aufgaben zum Beispiel, die jeden Tag zu erledigen seien. Beim Flik-ken der ja leider immer mal wieder kaputten Wasserleitungen im Ort. Aber hoffentlich nicht bei der Flik-schusterei, wenn wieder richtig große Aufgaben anstehen. Eigentlich kam man aus dem Lachen nicht mehr ’raus.

Und der Wahlsieger selbst? Der genoss gemeinsam mit Gattin Gabriele Weiland-Flik den sympathischen Trubel um seine Person mit sichtbar guter Laune. Und teilte auf Nachfrage mit, dass es im Amt aber morgen (also am heutigen Montag) wieder Schlag 8 Uhr wie gewohnt weitergehe. "Als erstes die wöchentliche Besprechung mit dem Bauhof, dann danach gleich eine Baustellenbesichtigung." So lustig und herzlich die Rohrdorfer also miteinander umgehen wenn Zeit dafür ist – die Pflicht leidet darunter offensichtlich nicht.