Niklas Krieg sitzt wieder fest im Sattel seiner lange verletzten Stute Carella. Nun nehmen sie gemeinsam wieder jede Hürde. Foto: Schulze

Reiten: Nordstetter hat einen rasanten Aufstieg hinter sich. Keine Eintagsfliege.

Dritter in Leipzig, Sieg in Offenburg, Nationenpreis in Abu Dhabi, anstehende Turniere in Dortmund, Braunschweig und der Toscana. Springreiter Niklas Krieg sammelt derzeit wieder ordentlich Kilometer und Preise.

Pferde fliegen nicht. Zumindest für gewöhnlich. Hin und wieder kommt es zwar vor, dass ein Springreiter auf seinem Pferd bei einem schnellen Ritt oder einem besonders hohen Sprung metaphorisch über das Geläuf oder die Hindernisse "fliegt". Aber ansonsten fühlen sich die Vierbeiner auf der Erde am wohlsten.

"Für Turnierpferde gehört das dazu", erklärt Niklas Krieg vom RuF Donaueschingen. Vergangenes Wochenende musste er seine Pferde Carella und Savita für einen etwas mehr als sechsstündigen Flug von Zürich nach Abu Dhabi in Transportboxen verladen. In Al Ain traten sie gemeinsam beim Nationenpreis an. "Der Flug ist kein Problem. Der ist vom Transport her viel ruhiger als eine holprige Fahrt auf der Straße", sagt er. Und es scheint, als ob alle drei Protagonisten die Strapazen gut weggesteckt hatten. Sein bestes Einzelergebnis in Al Ain: Platz zehn. Dazu kam der vierte Rang im Nations-Cup mit dem deutschen Team. Lange Strecken sind seine Pferde gewohnt. 36 Stunden (1400 Kilometer) von Nordstetten nach Göteborg zum Beispiel.

Ziemlich genau ein Jahr ist es her, da war Niklas Krieg der Shooting-Star der Reiterwelt. Keiner hatte den damals 22-Jährigen auf der Rechnung. In Leipzig holte er im Januar 2016 bei seinem ersten großen Weltcup-Auftritt gleich den ersten Sieg. Und nach dem fünften Platz in Zürich hatte er auf einmal das Ticket für die inoffizielle Hallen-EM in der Tasche und nahm beim Weltcup-Finale in Göteborg (Schweden) teil, wo er mit seiner Stute Carella bis in die Endrunde ritt. Sich mit nur zwei Turnieren für das Finale zu qualifizieren, ist ein Kunststück, das vor Niklas Krieg noch niemandem gelang. Auf einmal wurde er auch als Kandidat für die Olympischen Spiele in Rio gehandelt.

Elf Monate nach seinem rasanten Aufstieg blickt er auf das vergangene Jahr zurück: "Da lief schon alles sehr, sehr gut für mich", sagt er. "Der Sieg in Leipzig, die Qualifikation für das Weltcup-Finale. Das war schon überwältigend. Ich wusste gar nicht, wie das alles so schnell geschah."

Inzwischen ist er 23 Jahre alt und hat gezeigt, dass er auf keinen Fall nur eine Eintagsfliege ist. Beim diesjährigen Turnier in Leipzig schrammte er haarscharf am erneuten Sieg vorbei und wurde als bester Deutscher Dritter. Leipzig scheint ihm zu liegen. "Es war nicht zu erwarten, dass es wieder so gut klappt", sagt er. Dabei bleibt er auch bescheiden: "Wie soll ich es am besten sagen", überlegt er und hält ein paar Sekunden inne. "Man muss nicht immer gewinnen, wenn man seine bestmögliche Leistung abgerufen hat."

Bei den Baden Classics vor drei Wochen gewann er allerdings erneut. Es war nach 2014 bereits sein zweiter Sieg in Offenburg. "Meine Pferde sind im Moment richtig gut drauf", sagt er. Das gilt nicht nur für sein Paradepferd Carella – die 13-jährige Holsteiner Stute. Bei den Baden Classics holte er zudem auf seinem Wallach Ayers Rock den dritten Platz im ersten Platin-Springen.

Dass ein Reiter ohne ein gutes Pferd nicht viel Wert ist, musste er vergangenes Jahr nach den erfolgreichen Wochen feststellen. Carella fiel wegen einer Verletzung fünf Monate lang aus. Da war Geduld gefragt. Behutsam wurde die Holsteinerin wieder aufgebaut und gab im November beim Hallenturnier in Stuttgart ihr Comeback. "Da ist alles wieder super", sagt Niklas Krieg. "Wir sind jetzt schon lange ein Team. Ich möchte sogar sagen, ein sehr gutes Team." Das soll auch noch lange so sein.

Niklas Krieg bekommt derzeit kaum Verschnaufpausen. Am Sonntag ist er vom Turnier in Abu Dhabi zurückgekehrt. Vom 2. bis 5. März steht der Signal-Iduna-Cup in Dortmund an, zwei Wochen später die Löwen-Classics in Braunschweig. Anschließend geht es direkt weiter nach Italien, wo er bei der Toscana-Tour in Arezzo teilnimmt.