Unvergessen: der fabelhafte Ritt von Michael Jung mit seinem Sam im Greenwich Park zu Doppel-Gold bei den Olympischen Spielen in London 2012. Foto: Lübke

Reitsport: Michael Jung vor German Masters: "Ich will ihn aus dem Druck rausnehmen."

Sehen wir das Traumpaar Michael Jung und seinen Sam nie mehr? Im Vorfeld des German Masters in Stuttgart hat der Olympiasieger erklärt, dass er nie wieder ein Championat mit dem Gold-Pferd Sam reiten wird.

Bei der Pressekonferenz am Montag war es das Top-Thema. Michael Jung: "Vor zwei Wochen haben wir den Outdoor-Wettbewerb in Pau aufgegeben. Freitags bei der Dressur war alles tip-top. Dann hat ihn meine Pferdepflegerin Lena fertig für die Prüfung gemacht und ich habe gesehen, er läuft nicht richtig. Die Beine waren steif. Zunächst dachten wir, dass es an der Kälte lag und Sam sich die Muskeln verkühlt hatte. In Altheim haben wir ihn dann von einem Tierarzt untersuchen lassen. Er meinte, dass Sam sich wohl das Bein angeschlagen hat. Daraufhin habe ich entschieden, dass ich mit Sam nie wieder ein Championat gehen werde. Denn im Mannschafts-Wettbewerb muss sich das Team auf mich und mein Pferd verlassen. Sam ist ein Lebewesen - und ich will ihn deshalb aus dem Druck rausnehmen."

Schon in Burghley bei der Viersterne-Vielseitigkeit im September hatte Jung mit Sam den Wettkampf aufgegeben – Abstimmungsprobleme. Jetzt folgt das endgültige Aus für das Traum-Duo Michael Jung und Sam in Championats-Wettbewerben. Drei olympische Goldmedaillen hat der 17-jährige Württemberger Sam mit Michi geholt – zwei davon im Mannschaftswettbewerb. Das sind die größten Erfolge, die der Erfolgsreiter und Platz 1 der FEI-Weltrangliste in der Vielseitigkeit jemals erreicht hat.

Drei würdige Nachfolger im Stall

Ist Jung jetzt traurig, dass er mit Sam nicht mehr antritt? "Nein. Ich genieße die Zeit, in der er noch reiten kann. Wir hatten zusammen so viele tolle Erlebnisse. Man kann Sam mit den anderen Pferden nicht vergleichen. Aber mit fischerRocana, fischerTakinou und Lennox habe ich auf jeden Fall drei würdige Nachfolger im Stall."

Und bei den German Masters wird Michael Jung in seiner Paradedisziplin noch ein neues Pferd austesten: Corazon. "Sie ist eine sehr talentierte Nachwuchsstute. Sie ist zwar noch grün und ein bisschen guckig, aber sie geht sehr gut."

Und dieser Vielseitigkeitswettbewerb am nächsten Mittwoch Abend, 15. November, in der Schleyerhalle ist diesmal ganz neu aufgestellt. Turnierdirektor Kai Huttrop-Hage: "Nach den Vorkommnissen beim letzten Vielseitigkeits-Wettbewerb hat es eine Arbeitsgruppe unter anderem mit Joachim Jung gegeben, um die Sicherheit zu erhöhen." In der Schleyerhalle hatte es 2016 zwei Schock-Stürze von Pietro Grandis und Andreas Ostholt gegeben. Der Italiener musste sogar ins Krankenhaus.Deshalb gibt es diesmal den laut Huttrop-Hage "ungewöhnlichen" Drei Phasen-Parcours.

Joachim Jung erklärt, was es damit auf sich hat: "Der Parcours ist in drei Phasen eingeteilt: Zwei Phasen mit einem relativ normalen Tempo, denen eine kurze, knackige Phase folgt. Sieger ist, wer in die Idealzeit hineinkommt. Wer eine Sekunde zu schnell ist als die Idealzeit, wird schon Zweiter. Deshalb muss jeder Reiter versuchen, die Hindernisse perfekt zu nehmen. So soll das Risiko minimiert werden, durch zu hohes Tempo unschöne Bilder zu produzieren. Insofern ist der Sieg ein bisschen vom Zufall abhängig." Klar: Wer in der ersten oder zweiten Phase abwirft, der wird gleich rausgeklingelt.

Doch welche Chancen rechnet sich Michael Jung bei der Indoor-Vielseitigkeit aus? "Mit Isabel English und Sam Ecroyd sind zwei Reiter dabei, die auch bei uns trainieren. Im Parcours sind viele schnelle Reiter und gute Pferde – ich werde auf jeden Fall angreifen!"

Michael Jung zudem in Stuttgart will auch beim Springreiten punkten, wie er auf der Pressekonferenz im siebten Stock der BW-Bank mit Blick auf das Kunstmuseum, das neue Schloss und die Villa Reitzenstein in Stuttgart sagte: "Ich bin mit fischerSolution, fischerChelsea und fischerDaily Impressed dabei. Ich freue mich auf spannende Tage. Denn in Stuttgart bekommst Du jedes Mal eine Gänsehaut, wenn Du einreitest und dann das Publikum spürst." Und er hofft, dass er in der FEI-Weltrangliste schnell höher kommt als derzeit Platz 379 bei den Springreitern: "Ich bin jetzt in München und hoffe, dort noch im Springreiten punkten zu können. Dann kommst Du in der Rangliste ganz schnell wieder nach oben."

Weitere Lokalmatadoren in Stuttgart am Start

Neben Michael Jung sind auch die weiteren Lokalmatadoren Andreas Brünz (Salzstetten), Stefan Hirsch (Nordstetten), Barbara Steurer-Collee (TV Alpirsbach) und erstmals der Junior Marvin Frey (Baiersbronn) im Nürnberger Burg-Pokal (Finale am Mittwoch, 15.15 Uhr) bei den Springwettbewerben mit dabei. Das Finale des BW-Bank Hallenchampionats ist am Donnerstag, um 18.30 Uhr.

Das German Masters in Stuttgart laufen von Mittwoch, 15. November bis Sonntag, 19. November, wenn zum Abschluss ab 15 Uhr der Große Preis von Stuttgart als Höhepunkt auf dem Programm steht. Wichtig zu wissen: Am Freitag Abend ist in der Nachbarschaft um 20.30 Uhr das Fußballspiel VfB Stuttgart gegen Borussia Dortmund. Ein Hochrisikospiel. Andreas Kroll, Geschäftsführer vom Veranstalter in Stuttgart: "Wir rechnen dort nicht mit Problemen. Unsere Besucher sind eher da und gehen später."   Mehr Informationen sind unter: stuttgart-german-masters.de abrufbar.