Ratshausener Gemeinderat bald mit Thema befasst / Deilinger Interessengemeinschaft gegen Standort Ortenberg
Von Bernd Visel Ratshausen/Deilingen. Die Interessengemeinschaft Ortenbergkapelle in Deilingen warnt vor "riesigen Windkraftanlagen", die auf dem Standort Rainen am Albtrauf entstehen könnten. Der Gemeinderat Ratshausen befasst sich am 3. Februar mit dem Thema.Bürgermeister Heiko Lebherz hat die mögliche Ausweisung von Flächen für Windkraftanlagen auf Deilinger Gemarkung auf die Tagesordnung des Gemeinderats gesetzt, weil man zum Teilflächennutzungplan Windkraft des Gemeindeverwaltungsverbands Heuberg gehört werde. Zuvor aber wird sich Lebherz mit dem Deilinger Bürgermeister Albin Ragg treffen, um sich über das Projekt zu informieren.
Wie der Verband unter Vorsitz von Ragg auf seiner Homepage informiert, sieht der Entwurf des Teilnutzungsplans die Ausweisung von sieben Konzentrationszonen zur Windenergienutzung in Deilingen, Reichenbach, Egesheim, Königsheim, Bubsheim und Wehingen vor. "Vor allem auf den Kuppenlagen befinden sich Bereiche mit Windgeschwindigkeiten von über 5,3 Meter pro Sekunde, die sich prinzipiell für die Windkraftnutzung eignen", heißt es.
Montage zeigt Anlagen mit Nabenhöhe von 138 Metern
Zur Visualisierung des Standorts Rainen mit einer inzwischen reduzierten Fläche auf rund sieben Hektar sind vom Balinger Planer Klaus Grossmann mehrere Fotomontagen erstellt worden, auf denen zwei mögliche Anlagen mit einer Nabenhöhe von 138 Metern dargestellt werden. Eine Ansicht zeigt, dass die vordere Anlage von Ratshausen aus gut sichtbar sein würde.
Bürgermeister Heiko Lebherz betont, er sei kein Gegner von Windkraftanlagen, die im Rahmen der Energiewende wichtig seien. Aber: "Der Standort muss auch Sinn machen", erinnert er an den Suchlauf für solche Flächen im Gebiet des Verwaltungsverbands Oberes Schlichemtal. Im gesamten Verbandsgebiet seien nur drei mögliche Standorte gefunden worden, keiner davon im Bereich Ratshausen/Hausen am Tann.
Der Geschäftsführer des Schlichemtal-Verbands, Hans Joachim Lippus, hält sich mit einer Bewertung zurück: "Wenn aber Mitgliedsgemeinden wie Ratshausen und Hausen am Tann, die von einer Windkraftanlage auf dem Heuberg betroffen sein könnten, sich zur Wehr setzen, muss der Verband ins gleiche Horn stoßen."
Der Gemeindeverwaltungsverband Oberes Schlichemtal hatte im Rahmen der frühzeitigen Anhörung im Frühjahr 2013 in Sachen Suchlauf auf dem Heuberg angeführt, "dass wir, insbesondere Bürgermeister Lebherz sich kein Ausmaß über die Dimensionen und die Auswirkungen auf das Landschaftsbild vorstellen können. Insofern bittet Bürgermeister Lebherz für Ratshausen und Hausen am Tann um nähere Ausführungen." Daraufhin wurde eine Sichtbarkeitsanalyse erstellt. Die Stadt Schömberg hatte keine Bedenken vorgebracht.
Lippus: Planungsträger müssen geeignete Flächen ausweisen
Lippus verweist darauf, dass die Planungsträger angewiesen seien, Standorte auszuweisen. "Wenn wir das nicht machen, sind Windkraftanlagen privilegiert und prinzipiell überall möglich." Ziel sei es, das Ganze zu kanalisieren und geeignete Flächen zu finden. Dabei müssten jedoch viele Hürden – etwa im Bereich Tier- und Landschaftsschutz – genommen werden, erinnert er an den Suchlauf im Oberen Schlichemtal.
Stimmung gegen die Konzentrationsfläche auf dem Deilinger Rainen macht die dortige Interessengemeinschaft Ortenbergkapelle, die auch in Ratshausen Flyer verteilt hat. Darin sind vielfältige Kritikpunkte an dem Standort aufgelistet. Dauerlärm, Infraschall, Zerstörung des Landschaftsbilds, Wertverlust der Immobilien und vieles mehr sind genannt, die in der Aussage gipfeln, dass durch die Anlagen "Ihre Gesundheit und die Ihrer Kinder und Enkelkinder in Gefahr ist."
Zitiert wird ein Gutachten, das den Standort als konfliktreich beschreibt. Das Gebiet Rainen habe die schlechteste Bewertungskategorie erhalten und lande auf dem letzten Platz aller möglichen Standorte auf dem Heuberg, weil er direkt neben dem Deilinger Naturschutzgebiet und mitten im Vogelschutz- und Naturschutzgebiet liege.