Bürgermeister Heiko Lebherz steht im Baugebiet Ban, in dem kräftig gebaut wird. In Händen hält er eine Karte aus dem Regionalplan Neckar-Alb, in der die Gemeinden, darunter Ratshausen, markiert sind, in denen nur Eigenentwicklung stattfinden soll. Lebherz: "Das ist ein Unding." Foto: Visel

Bauland: Ratshausens Bürgermeister Heiko Lebherz ist sauer auf Behörden und Regionalverband.

Ratshausen - Bürgermeister Heiko Lebherz ist sauer auf die Fachbehörden und den Regionalverband: "Sie hemmen die Entwicklung vieler Gemeinden im Zollernalbkreis, darunter auch die von Ratshausen."

"Wir sind fast nicht mehr in der Lage, weiteres Bauland auszuweisen", betont Lebherz und verweist darauf, dass im neuen Regionalplan die Gemeinden Bitz, Dautmergen, Hausen am Tann, Nusplingen, Obernheim, Ratshausen, Weilen unter den Rinnen und Zimmern unter der Burg als Gemeinden eingestuft sind, "in denen keine über die Eigenentwicklung hinausgehende Siedlungstätigkeit stattfinden soll".

Das bedeute, dass kein Bauland für Auswärtige zugestanden werde, auch nicht für Personen, die im Ort arbeiten und dorthin ziehen wollen: "Ratshausen bietet rund 300 Arbeitsplätze. Viele Pendler haben bei der Gemeinde schon nach einem Bauplatz angefragt." Diese müsse man abweisen, weil keine Bauplätze zur Verfügung stehen. Daher habe Ratshausen auch kaum Zuzug von außen.

Diese Politik, so Lebherz, widerspreche im Grund der von der Landesregierung propagierten Linie, wonach der individuelle Autoverkehr, wenn möglich, eingeschränkt werden soll und die Wege zur Arbeit kurz gehalten werden sollen. Gegen diese Siedlungspolitik in der Region haben die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden bereits am 23. Mai 2012 beim Regionalverband Protest angemeldet und beim Regierungspräsidium Widerspruch eingelegt, geholfen habe es aber nichts, bedauert Lebherz.

Er verweis darauf, dass Ratshausen 2011 im Baugebiet Ban die Ausweisung von 25 Plätzen beantragt habe. Genehmigt worden seien lediglich zwölf Plätze. Als Grund sei genannt worden, dass die Gemeinde kein Bevölkerungswachstum vorweise. "Das ist doch ein Widerspruch", denn es gebe viele Anfragen nach Bauland, die man nicht befriedigen könne. So gebe es im Ban nur noch drei Plätze, die noch nicht verkauft und bebaut seien.

Nun wollen Gemeindeverwaltung und Gemeinderat dort weitere 0,9 Hektar Bauland neu ausweisen, die vor Jahren verwehrt worden sind. Etwa 15 Plätze sollen entstehen: "Für uns heißt das aber, dass wir wieder Geld in die Hand nehmen und mit hohen Mehrkosten rechnen müssen, weil das Verfahren jetzt wieder ganz von vorne beginnen muss."

Auch die damaligen Voraussagen der Behörden seien inzwischen vom Statistischen Landesamt widerlegt worden: "Ratshausen ist eine der wenigen Gemeinden im Zollernalbkreis, die noch ein kleines Wachstum vorweist." Zum 30. September 2015 zählte Ratshausen 760 Einwohner: Tendenz leicht steigend.

Ein weiteres Argument der Behörden und des Regionalverbands gegen die Ausweisung von Bauland sei, dass die Innenentwicklung forciert werden soll. Dagegen hat Lebherz nichts einzuwenden. "Wir versuchen, das zu machen. Aber es klappt nicht. Daher muss man das Ganze im Einzelfall betrachten." So gebe es in Ratshausen, im Gegensatz zu anderen Gemeinden, kaum ältere oder leer stehende Gebäude, die an die Gemeinde verkauft werden könnten: "Es gibt kein Angebot. Uns sind die Hände gebunden."

Als "Hammer" bezeichnet es Lebherz, dass die Entwicklung der kleinen Gemeinden derart eingeschränkt und gehemmt werde. Das sei schlicht diskriminierend. "Wir sollten doch zumindest Bauplätze für die Einheimischen und deren Kinder vorhalten können. Aber das gestaltet sich alles sehr schwierig."

Nun muss die Gemeinde einen neuen Bedarfsplan erstellen, die Änderung des Flächennutzungsplans beantragen und einen Bebauungsplan ausweisen. So geht Lebherz davon aus, dass neue Bauplätze in Ratshausen frühestens 2020 zur Verfügung stehen werden. Im Gegensatz zu vielen anderen Gemeinden, die für junge Familien Sozialrabatte beim Bauland anbieten, brauche man das in Ratshausen nicht zu tun: "Die Nachfrage übersteigt bei uns das Angebot."