Holcim-Werksleiter Dieter Schillo hat in Ratshausen keinen leichten Stand. Foto: Schwarzwälder-Bote

Holcim-Mitarbeiter müssen in Ratshausen viele Antworten geben / "Schutz des Trinkwasser hat Vorrang"

Ratshausen (rd). Die Mitarbeiter von Holcim mussten sich in der Gemeinderatssitzung in Ratshausen mit einem ganzen Fragenkatalog rund um den Kalksteinabbau auseinandersetzen. Auf die Antworten warteten rund 50 Bürger.

Die Verwaltung hatte die Bürgerfragen, die Unsicherheit und Skepsis in Bezug auf den Kalkabbau widerspiegeln, gesammelt und ließ sie von den Gemeinderäten stellen. Bürgermeister Heiko Lebherz versicherte, dass die Fragen weder gefiltert noch aussortiert worden seien. Die Bandbreite reichte von geologischen Themen über die Energiegewinnung bei Holcim bis hin zur Frage, ob die Arbeiter im Steinbruch ihre Notdurft in entsprechenden Einrichtungen verrichten können. Ein Ratshausener forderte jährlich stattfindende Bürgerfragestunden zum Abbau, da dieser noch Generationen nachwirken werde. Lebherz hielt er vor, jeden Dialog mit den Bürgern vermeiden zu wollen: "Sie haben nur Ihre politische Karriere im Sinn."

Weniger unwirsch ging es bei der Fragerunde zu. Lebherz sprach den Schutz des Trinkwassers an. Es wäre katastrophal, wenn durch den Abbau die Eigenwasserversorgung beeinträchtigt würde. Die Bürger befürchten, dass es wegen des verwendeten Sprengstoffs zu Verunreinigungen kommen könnte. Andreas Junginger, Leiter der Gewinnungsbetriebe, entkräftete diese Bedenken mit dem Argument, dass selbst im Sammelbecken im Steinbruch keine Rückstände nachzuweisen seien.

1975 hatte die Firma Rohrbach 30 000 Deutsche Mark an die Gemeinde gezahlt, um eventuelle Schäden abzudecken. Neue Rückstellungen seitens Holcim sind für den jetzigen Abbau nicht geplant. Werksleiter Dieter Schillo stellte aber in Aussicht, "etwas drauflegen zu können", falls dieser Betrag nicht ausreichen werde. Bei der Süderweiterung gebe es die Möglichkeit, diesen Punkt neu aufzugreifen.

Tobias Rager hakte nach, ob durch den Abbau eine erhöhte Bergsturzgefahr bestehe. Schillo entgegnete, Bergstürze gehörten zur Region und seien mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht von Holcim verursacht. Sprengerschütterungen zu reduzieren, die unter den Grenzwerten lägen, sei nicht möglich. Er versprach aber, das Seismometer dort aufzustellen, wo es die Ratshausener haben wollen. Schäden an Häusern, könnten von anderen Ursachen herrühren. Auf Anfrage von Marion Polich sagte Schillo zu, dass die Sprengtermine vorab veröffentlicht werden können.

Als Energiequelle nutzt Holcim einen Brennstoffmix aus aufbereiteten Materialen wie Altreifen, Dachpappe oder Klärschlamm. Um den Energieedarf zu decken, benötigt das Unternehmen jedoch zum Großteil Steinkohle, nämlich 40 000 Tonnen jährlich. Mit der verwendeten Zusammensetzung bewegen sich die Stickoxid-Emissionen unterhalb des gesetzlich festgelegten Grenzwerts von 500 Milligramm pro Kubikmeter. Wie Schillo betonte, sei es Holcim jederzeit möglich, niedrigere Grenzwerte mit der bestehenden Anlage zu erreichen.