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Autofahrer verärgert über Ausbesserungen auf L 391 nach Grosselfingen. Mit Kommentar

Rangendingen - Was den Straßenbau auf Landstraßen betrifft, sind die Rangendinger einiges gewöhnt. Doch zurzeit reiben sich einige der Autofahrer einmal mehr die Augen: Auf der L 391 wurde in den letzten Tagen einmal mehr der Randstreifen geflickt.

Würde es einen Wettbewerb um die schlechtesten Landstraßen im Ländle geben, Rangendingen könnte mit dem mittleren Teilstück der L391 nach Grosselfingen sicher ein heißes Eisen ins Rennen schicken – und dies schon seit ziemlich langer Zeit und zudem mit bestem Wissen des dafür zuständigen Landesverkehrsministeriums in Stuttgart.

Denn, wir erinnern uns: als der Ausbau des desolaten dritten Teilabschnitts wegen der zu geringen Verkehrsbelastung mit 5000 Fahrzeugen pro Tag auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben worden war, hatte Minister Winfried Herrmann bei einer Ortsbesichtigung der Gemeinde und dem Bürgermeister zugesagt, den bisher noch nicht ausgebauten Abschnitt wenigstens rasch zu sanieren. Das ist mittlerweile vier Jahre her. Die Straße sei im mittelfristigen Straßensanierungsprogramm des Landes aufgenommen, hieß es dazu aus dem zuständigen Referat des Regierungspräsidiums Tübingen. Wann eine Sanierung erfolge, sei aber nicht abzusehen, lautete die Antwort vor einem Jahr.

Wie nun die neuerlichen Flickarbeiten glauben machen, kommt die Verbindungsstraße der Rangendinger in die Kreisstadt, das Zentralklinikum, in die beiden größten Städte im Landkreis sowie zur Lebensader B27 bei der "Abarbeitung der Mittelverfügbarkeit" wohl auch dieses Jahr zu kurz.

Und dies, obwohl der Straße "wegen seiner Bedeutung für Rangendingen ein gesteigertes Augenmerk" gelte, wie damals auf die Anfrage des Schwarzwälder Bote aus dem RP geantwortet wurde. Zwischenzeitlich ist diese Bedeutung der Straße sogar noch gestiegen. Seit die Rangendinger Katholiken im letzten Jahr mit Bisingen und Grosselfingen in der neuen Seelsorgeeinheit zwangsverheiratet wurden, finden seither auch viele Veranstaltungen auf kirchlicher Ebene in Bisingen oder Grosselfingen statt – von Rangendingen aus ohne Umwege aber nur über die L391 zu erreichen.

Rangendinger sind auf die Buckelpiste angewiesen

Also ärgern sich die Rangendinger weiter, denn nicht wenige sind täglich auf die Buckelpiste angewiesen als Strecke zu ihrem Arbeitsplatz – und zeigen kaum noch Verständnis für die weitere Flickschusterei an der heruntergekommenen Landstraße.

So wie Magdalena Dieringer, Bürgermeisterstellvertreterin und Kreisrätin. Sie fährt die Straße täglich zwei Mal: morgens zur Arbeitsstelle nach Balingen, abends wieder nach Hause. "Der Zustand ist furchtbar, die Straße wird immer schlechter", schimpft sie. Und ärgert sich, dass jetzt wieder nur geflickt wurde. Die Hoffnung, dass die Straße vielleicht bald saniert werde, sei bei ihr erst mal wieder dahin. Und wie die Arbeiten ausgeführt wurden vermittele ihr die Botschaft: "Das soll wohl eine Zeit lang halten."

Für Andrea Hingerl aus Rangendingen stellt die Fahrt auf der engen Straße sogar ein Sicherheitsrisiko dar. Auch sie fährt nach Balingen zur Arbeit – fast bei jedem Wetter mit ihrem E-Bike. Damit ist sie übrigens ganz im Sinne des Verkehrsministers Herrmann unterwegs, der bekanntermaßen ein glühender Verfechter für die Nutzung alternativer und umweltfreundlicher Verkehrsmittel ist – inklusive der E-Bikes.

Fahrradstreifen oder Radweg sind hier Fehlanzeige

Doch Andrea Hingerl spürt davon auf ihrem Arbeitsweg recht wenig. Ein Fahrradstreifen oder gar ein Radweg: Fehlanzeige! Als gleichberechtigter Verkehrsteilnehmer muss sie deshalb am Straßenrand fahren und setzt sich auf dem engen Streckenabschnitt einer ziemlichen Gefahr aus. "Dies ist eindeutig der schlimmste Abschnitt meines Weges", sagt sie – und erlebte dort auch schon einige brenzlige Situationen. Einmal sei sie sogar abgestiegen, weil es zu gefährlich wurde.

Wegen der zahlreichen Flicken, die sich dort aneinanderreihen, habe der Randstreifen viele "Hubbel und Schlaglöcher". Schön zu fahren sei das außerdem auch nicht, so Hingerl. Zum Glück seien die meisten Autofahrer achtsam und rücksichtsvoll, doch es gebe halt auch die anderen, die rücksichtlos überholten, erzählt sie. Auch das Tempolimit von 50 Stundenkilometern werde nur selten eingehalten.

Eine Ausweichmöglichkeit auf einen Radweg gibt es nicht, es sei denn, Andrea Hingerl nimmt einen größeren Umweg über Haigerloch oder Hechingen in Kauf – oder fährt auf Schotterpisten durch den Wald. Doch dort möchte sie alleine nicht fahren. "Und irgendwann möchte ich halt auch ankommen", meint sie zu den Alternativen.

Und so fährt Andrea Hingerl eben weiter zwischen Lastwagen und Autos am Straßenrand entlang – und würde sich wünschen, dass es irgendwann einmal einen befahrbaren Fahrstreifen für Radfahrer gäbe.

Kommentar: Stückwerk

Von Roland Beiter

Wer von Rangendingen nach Balingen fährt, dem sollte es nicht pressieren – wegen des desolaten Zustands der Landstraße 391 ist das Tempo auf 50 begrenzt worden. Viel mehr ist in den vergangenen Jahren nicht passiert. Zumindest empfinden das viele Autofahrer so. Zwar wurden zwei Abschnitte der Straße ausgebaut, doch so lange das mittlere Stück weiter in so schlechtem Zustand ist, werden Autofahrer – vor allem diejenigen, die dort täglich zur Arbeit fahren müssen – alles nur als Stückwerk sehen. Versprechungen gab es seit dem Stopp der Ausbauplanung viele. Doch so lange nur geflickt wird, können sich in Rangendingen weiter diejenigen glücklich schätzen, die zur Arbeit nicht in den südlichen Zollernalbkreis, sondern in Richtung Tübingen fahren können. Hier sind die Straßen gerichtet – und gut ausgebaute Radwege gibt es auch.