Rund um Rangendingen bietet sich an vielen Stellen dieses Bild: Durch Krankheiten haben die Bäume ihr Obst abgeworfen, es verfault auf den Wiesen. Fotos: Beiter Foto: Schwarzwälder-Bote

Schädlinge: Apfelwickler und Monilia-Pilzkrankheit breiten sich aus / Kaum Gegenmittel

Das Obst fällt in diesem Jahr außergewöhnlich früh von den Bäumen und fault. Ein Schädling mit Namen Apfelwickler und die Pilzkrankheit Monilia verderben den Hobby-Obstbauern die Laune.

Rangendingen. Seit Wochen müssen sie zusehen, dass Früchte unreif vom Baum fallen. Wer sie aufliest und durchschneidet, entdeckt oft eine Made im Fruchtfleisch und ein kleines Loch in der Schale. Das Obst kann noch gegessen oder weiterverwendet werden, wenn man Wurm und Fraßstellen entfernt. Das ist allerdings mühsam.

Äpfel oder Birnen sind derzeit noch nicht ausgereift. Zuckergehalt und Aroma sind noch wenig ausgebildet, bedauert Markus Zehnder, Kreisfachberater des Zollernalbkreises. Außerdem sei das Obst auch nicht so lange haltbar.

Schädlinge gibt es zwar immer, aber Zehnder betont: "Der Befall des Obstes mit dem Apfelwickler ist in diesem Jahr besonders massiv ausgeprägt – im gesamten Zollernalbkreis und vermutlich sogar überregional". Ein Übriges besorgt die Pilzkrankheit Monilia, die sich im feuchten Frühjahr bestens entwickeln konnte. Wo sie sich festsetzt, ist das Obst unbrauchbar.

Gegenmittel gibt es keine, und gerade Rangendingen sei vom Apfelwickler besonders betroffen, erklärt Herbert Beiter. Er muss es wissen als Biobauer und stellvertretender Vorsitzender der Baumwartevereinigung Zollernalb.

Windstille Abende bei feuchtem Wetter sind "ideal"

Dass die Ernte im Vorjahr üppig ausfiel, ist da ein kleiner Trost. Bei jedem Gang durch seinen Obstgarten mit mehreren Spalierbäumen findet Beiter neue Früchte mit kleinen Fraßlöchern, durch die sich die Made ins Fruchtfleisch gefressen hat. "Diese Äpfel kann ich alle runterbrechen und entsorgen", sagt er.

Es ist das einzige, was getan werden kann, um zumindest die Ernte für das kommende Jahr zu sichern. Der Apfelwickler will sich im Fallobst verpuppen und überwintern. Wer das Fallobst liegen lässt, kriegt von ihm im Folgejahr wieder Besuch. Bei Pilzkrankheiten ist es sogar ratsam, das Laub gleich mitzuentsorgen.

Weiter empfiehlt er, den Stamm von jungen bis mittelalten Bäumen abzusuchen, mit einer Wurzelbürste zu reinigen und spätestens im Oktober Leimringe anzubringen. Herbert Beiter geht noch weiter: Er empfiehlt, die Bäume im November mit einem Stammanstrich einzustreichen, was Frostrisse der Rinde verhindert und Larven des Apfelwicklers erstickt.

Bekämpft werden können die Falter auch durch das Spritzen der Bäumstämme mit dem Apfelwickler-Granulosevirus, einem biologischen Mittel. Auch mit Schlupfwespen oder der Nematodenart Steinernema feltiae kann der Apfelwickler auf natürliche Weise bekämpft werden, was allerdings sehr kostspielig ist. Für die aktuelle Ernte hat ihr Einsatz ohnehin keinen Nutzen mehr.

Wieso der Apfelwickler so ein tolles Jahr hat? Zehnder kann es nur vermuten. Warme, windstille Abende bei feuchtem Wetter mögen sie, und genau das fanden sie im Juni auch vor, wo sie ihre erste Flugphase hatten.

Das feuchtwarme Wetter war auch ideal für Krankheiten wie Apfelschorf, Schrotschusskrankheit bei Kirschen oder Monilia-Fruchtfäule, zählt Zehnder weiter auf. Die Folge: An Kirschbäumen fällt dieses Jahr das Laub besonders früh.

Für die Bäume ist das nicht gut, denn sie ziehen eigentlich vor dem Blattabfall noch Reserven aus den Blättern. Dazu kommt, dass der am Ende sehr heiße und trockene Sommer die Bäume geschwächt hat. Vor allem Obstbäume mit gutem Fruchtbehang sind betroffen. Sie haben Reserven angegriffen, um das Obst ernähren zu können. Er befürchtet, dass einige ältere Bäume so geschädigt wurden, dass sie Winter und Frühjahr nur schwer überstehen können.