Einmal im Jahr lädt Mathias Schilling Familie, Freunde, Musikanten und seine Arbeitskollegen zum Saukopfessen in seinen Partykeller ein. Foto: Beiter

Gelebte Fasnet im Partykeller. Musiker spielen ohne Noten, ohne Namen und ohne Dirigent.

Rangendingen - Für Mathias Schilling aus Rangendingen ist das gelebte Fasnet: einmal im Jahr lädt er Familie, Freunde, Musikanten und seine Arbeitskollegen zum Saukopfessen in seinen Partykeller ein. Dort spielen dann Musiker ohne Noten, ohne Namen und ohne Dirigent.

Wer an Schillings Wohnhaus in der Lehmgrubenstraße vorbeifährt, sieht: hier ist etwas Besonderes geboten. Vor der Garage dampft ein alter Holzkessel, in einer Feuerschale brennt ein gemütliches Feuer. Drumherum stehen ein paar Personen verschiedenen Alters in zerlumpten Klamotten. Mancher von ihnen hat ein Instrument umgehängt, und ein paar junge Lumpenmusikanten spielen übermütig ein paar Takte alter Fasnetslieder. Es sieht so aus, dass sie alle auf etwas Großes warten.

Mehrere Tage sind Mathias Schilling und seine Frau Sabine damit beschäftigt, das Fest für ihre Bekannten vorzubereiten. Tische müssen aufgestellt werden, alles muss hergerichtet und der Kessel eingeheizt werden. Doch für sein Saukopfessen scheint dem Vollblut-Musikanten nichts zu viel. Wer einmal dabei gewesen ist, der weiß auch weshalb.

Denn neben dem deftigen Fleisch aus dem Holzkessel bietet das Fest vor allem eins: eine Riesenportion Geselligkeit. Zuerst einmal wird rustikal gevespert. Es gibt einen Saukopf und deftiges Kesselfleisch, das zuvor in dem großen Kessel vor dem Haus so lange kocht, bis es butterweich in großen Schüsseln auf den Tisch kommt. Gegessen wird im Partykeller und der Garage, wo Tische und Bänke eng beieinander stehen. Menschen mit Berührungsängsten sind hier fehl am Platze. Alle langen kräftig zu.

"A Sau mit sechs Nierle und zehn Bäckle sollte man haben"

"A Sau mit sechs Nierle und zehn Bäckle sollte man haben", hört man die Feinschmecker deftiger Kost sich nur halbernst unterhalten – auch wenn rasch klar wird, wo die leckersten Stücke des Schweins herkommen. Doch auch an Vegetarier ist gedacht: Sabine Schilling hat für sie "Stinkerkäs-Salat" angemacht – mit viel Zwiebeln. Die stehen in rauen Mengen aufgeschnitten auch auf dem Tisch parat – mit Knoblauch sollen sie die Verdauung ankurbeln.

Dafür sorgt nach der heftigen Kalorienzufuhr außerdem ein Kurzer nach dem Essen, natürlich aus eigener Maische gebrannt. Mittlerweile ist die Stimmung schon ziemlich ausgelassen. Da kommt die Lumpenkapelle "Ergo Bibamus" aus Obernau genau recht. Mit einem Fasnetlied spielen sie in die Garage herein, wie es im Musikerdeutsch heißt, wenn eine Kapelle wie aus dem nichts auf den Plan tritt.

Hände gehen bereitwillig nach oben und klatschen, es wird untergehakt und geschunkelt. "Lasset uns trinken" heißt der Name der Lumpenkapelle übersetzt – und das lassen sich die lustigen Musikanten nicht zweimal sagen. Sie sind schon zum dritten Mal beim Saukopfessen mit dabei und bringen auch dieses Mal außer einem Mordshunger mächtig Stimmung mit. "Wo’s so homelig ischt, do fühle mir uns wohl", meint deren Band-Chef, der gleich einen lustigen Trinkspruch zum Besten gibt. "Da blühen wir richtig auf."

Und wenn der musikalische Reigen schon mal eröffnet ist, greift auch gleich die "Kapelle ohne Namen" zu den Instrumenten. Schließlich ist der Hausherr Chef der Rangendinger Fasnet-Musik – und dass bei seinem Fest Anwesenheit fast Pflicht ist, versteht sich von selbst. In einer Tour wird gesungen, gelacht und geschunkelt. Unterbrochen wird das Treiben höchstens, wenn "de Auneitega" ein lustiges Lied zum Besten geben.

Bald blasen alle Musiker zusammen ins Rohr. Noten oder einen Dirigenten braucht es nicht. "Jedem zur Freud, niemand zum Leid!" Der Leitspruch von "Ergo Bibamus" wird so langsam zum Leitspruch des Abends. Wenn der Laden einmal so brummt, fühlt sich der Hausherr erst richtig wohl.

Mathias Schilling kommt aus einer Fasnet begeisterten Familie. Ausgelassene Geselligkeit, närrische Lieder und Musik und so manch deftiger Trinkspruch oder Schabernack – das alles gehört für ihn zu einer traditionellen Fasnet dazu, in deren Tradition er sein einzigartiges Garagen-Fest sieht.