Kirche: 25 Prozent weniger Kirchgänger seit Beginn des Jahres / Gemeindeteam legt Unterschriftenliste aus

Rangendingen. Bei den Kirchgängern in St. Gallus rumort es. Seit Pfingstsonntag liegen in der Pfarrkirche Unterschriftenlisten aus, in denen sich die Katholiken für die Wiedereinführung fester Gottesdienstzeiten in Rangendingen aussprechen können.

Die Rangendinger Kirchgänger sind unzufrieden. Seit Januar gilt für den Kirchgang in der Seelsorgeeinheit Bisingen-Grosselfingen-Rangendingen ein rollierendes Gottesdienstzeiten-System. Zwar blieb auf Beschluss des Gesamtpfarrgemeinderates der Beginn der Vorabendmessen am Samstagabend bei 18.30 Uhr. Die Gottesdienste und Hochämter an den Sonntagen allerdings wurden auf 9.15 und 10.30 Uhr festgelegt, was "vorerst rollierend" angewendet wird, wie im Januar in den kirchlichen Nachrichten zu lesen war. In den nächsten Tagen möchte der Pfarrgemeinderat über die Erfahrungen aus diesem System beraten. Im September dann soll endgültig über die Zeiten entschieden werden.

In Rangendingen fand diese Regelung keinen Anklang, wie die Unterschriftenaktion des Gemeindeteams zeigt. Fünf Gegenstimmen hatte es im Pfarrgemeinderat bei dem Beschluss zur Einführung der rollierenden Zeiten gegeben. Denn die Rangendinger hätten gerne an ihrem festen sonntäglichen Gottesdienstbeginn um 9.45 Uhr festgehalten. Nicht ohne Grund, wie das Gemeindeteam heute schmerzlich feststellen muss. 25 Prozent weniger Kirchgänger seit Beginn des Jahres seien zu verzeichnen, steht auf dem Unterschriftenblatt zu lesen. Angesichts sowieso rückläufiger Kirchenbesucher ein dramatischer Einschnitt, sagt dazu Gemeinderätin Magdalena Dieringer, der diese Zahlen Kopfzerbrechen bereiten.

Und noch etwas anderes hat die stellvertretende Rangendinger Bürgermeisterin und gläubige Katholikin bemerkt: "Die Kirchgänger beklagen, dass es keine Regelmäßigkeit mehr gibt." Jedes Mal müsse man sich neu im Amtsblatt informieren. Auch für Familien könne der frühere Beginn ein Problem sein, sodass manche einfach daheim blieben.

Und sie weiß auch, dass viele Rangendinger mittlerweile nach Bietenhausen oder Höfendorf ausweichen – was Ältere aber schlichtweg nicht könnten, oder eben nur, wenn sie eine Mitfahrgelegenheit hätten. Dass jene Kirchgänger, die eine regelmäßige Gottesdienstzeit bevorzugen, auf den Gottesdienst am Sonntagabend in St. Luzen in Hechingen verwiesen werden, ärgert die Katholikin. Schließlich sei Hechingen nicht einmal Teil der Seelsorgeeinheit.

So leiste die Kirche – in diesem Fall die Entscheidung des Kirchengemeinderates – ihren eigenen Beitrag, weitere treue Kirchgänger zu verprellen, ist Magdalena Dieringer überzeugt. Rangendingen besitze ein "gut funktionierendes Gemeinwesen und Miteinander" aus Vereinen, Schule und Kindergarten. "Und dazu gehört für mich auch die Kirche." Doch hier sieht sie seit dem Zusammenschluss der ehemaligen Seelsorgeeinheiten der drei Gemeinden auch in anderen Bereichen noch Nachholbedarf. "Seelsorge ist Beziehungsarbeit", sagt die Sozialpädagogin. Und die könne nur durch Verlässlichkeit, Regelmäßigkeit und feste Zuständigkeiten gut funktionieren. Und so fragt sie sich, warum nicht jeder der ehemaligen drei Seelsorgeeinheiten einer der drei Padres aus Bisingen fest zugeordnet ist, um Kontinuität für die Gläubigen zu schaffen. Denn auch in diesem Bereich gebe es ein "ähnliches rollierendes System", bei dem niemand wisse, "welcher Pater an welchem Sonntag in welcher Kirche" Gottesdienst halte. Dies werde sie bei der Erzdiözese Freiburg anfragen, kündigt sie an.