Eine stimmungsvolle und laute Zigeunerfasnet wurde gestern im Rangendinger Rathaus gefeiert. Zwei Sippen hatten das Rathaus gestürmtund sich ehelich miteinander verbunden – zumindest bis zum Aschermittwoch sollt's halten. Foto: Beiter

Schultes Johann Widmaier über die Fasnet abgesetzt. Rathausdamen kümmern sich ums Programm. Mit Video

Rangendingen - Ein rauschendes Zigeunerfest haben die Rangendinger Narren gestern am Auselega Dauschdeg beim Rathaussturm gefeiert. Politische Korrektheit hin oder her: So wie die Hochzeit der "grünen und roten Sippe" gilt alles nur bis Aschermittwoch. Denn da ist für die Narretei ohnehin alles verloren.

Wo sich die Rangendinger Narren in der politischen Hierarchie angesiedelt sehen, machte Zunftmeister Hansi Schilling gleich mit seinem ersten Satz deutlich: "Narren an die Macht ist jetzt die Devise, denn keine Regierung ist so gut wie diese", prophezeite er beim Sturm auf der Rathaustreppe vollmundig – womit er durchaus recht behalten sollte. "Der Schultes muss weg!", pflichtete ihm deshalb Andre Schneider von den Mönchsgrabenhexen gleich bei.

Wahl fällt auf Miriam "Fast-Dieringer" und Martin Emperle

Dabei gebe es auch erfreuliches zu berichten: Dass im Ort die Einwohnerzahl steige, liege einfach daran, dass in Rangendingen außer dem "Fußverkehr au no was anderes läuft!" Und sowieso: Egal, ob Fasnet oder Dorffest: "Die Stimmung ist riesig, mo hot dazet, gsonga und glacht. So solls em Flecke emmer sei, drom ziehet d’Narra jetzt ins Rathaus nei."

Dort wurde sogleich gesungen: "Lustig ist das Rathausleben", denn seit es an der Starzel kein Platz mehr für das fahrende Volk gebe, war dieses kurzerhand ins ehemalige Kloster eingezogen. "Dort braucht dr Schultes nau s’Geld zu geba", stellte das Clan-Oberhaupt augenzwinkernd in Aussicht. Und lud alle Gäste zur Zigeunerhochzeit ein.

"Zicke, zacke, Zigeunerkacke!" hatte die Wahrsagerin der Fasnet ein großes Ereignis vorausgesagt: die eheliche Vereinigung der roten und grünen Sippe, sprich der Mönchsgraben- und Auchterthexen. Doch dazu sollt’s erst einmal haben: eine stattliche Jungfrau mit guten Zähnen, gebärfreudig, allwissend und bestimmend sowie "gut in Kiche und Wagen". Der Bräutigam sollte "jung und schön, stark, mutig und ausdauernd in allen Lagen" sowie reich, freigiebig und vor allem gehorsam sein.

Die Wahl fiel auf Miriam "Fast-Dieringer" und Martin Emperle. Der habe zwar schon eine Frau, wie er sagte, doch gegen eine Doppelhochzeit hatte er an dem Tag nichts einzuwenden. Für die Beschaffung der Brautgabe schwärmten die Hexen aus, besorgten ein Kinderbett, einen Kessel für die Familie und einen "Zuber zum Baden am Samstag". Um seine "ungewaschene Braut zu bekommen, mussten die Jägen im Gegenzug für das Fest sorgen: Brot, eine Torte, Wein und Schnaps und als Liebesprügel eine Wurst, geraucht und schwarz", die auch in der Hochzeitsnacht gute Dienste leisten könne, wie der große Zampano und Standesbeamte Oli von der Rathaussippe anmerkte. Der Bräutigam ließ dem Jawort gleich folgen, was er hält von der "Zigeunertreue, denn ab und zu brauch ich ’ne Neue".

Seine Angetraute schien gefügig. Denn auf keinen Fall wolle sie ihm das Saufen verwehren, "denn bei der grünen Sippe, da sei das nun Mal Sitte". Und so wurde schnell zum Hochzeitstanz geschritten, denn mit bis zum Ende der Fasnet, so war zu vernehmen, sei auch dieser Schwur schon wieder vergebens. Die Hauburgband spielte dazu. Und zu ihren Klängen lagen sich die Grünen und die Roten in den Armen – wie es sich gehört unter Verwandten.