Das Festkonzert des Musikvereins Rangendingen verwob geschickt die Musik und das Vereinsleben aus 90 Jahren Musikverein Rangendingen zu einem historischen Hörerlebnis. Foto: Beiter Foto: Schwarzwälder-Bote

Auftaktveranstaltung zum Jubiläum / Musikverein Rangendingen bietet ein Konzert auf hohem Niveau

Von Roland Beiter

Rangendingen. Weit mehr als nur ein Festkonzert auf hohem musikalischem Niveau bot der Musikverein Rangendingen am Samstagabend. Der Auftakt zum 90. Jubiläum stellte eine gelungene Symbiose aus Musikvereinsgeschichte und dazugehöriger Blasmusik aus fünf Epochen dar.

90 Jahre ist es her, seit der Musikverein Rangendingen – noch in seinem Gründungsjahr 1925 – sein erstes Konzert spielte. Und ein weiter und langer Weg lag dazwischen, bis das Große Blasorchester musikalisch dort angekommen ist, wo es sich am Samstag mit dem Dirigenten Musikdirektor Arno Hermann präsentierte.

Diese Entwicklung vermochte das Konzert in der Festhalle deutlich aufzuzeigen, denn es war viel mehr als nur der Auftritt eines herausragenden Höchststufenorchesters: Das Konzert bot eine Reise durch die Geschichte des Musikvereins und damit auch durch die verschiedenen Genres der Blasmusik.

Wagners orchestrale Festmusik "Sei uns gegrüßt" wechselte zu Melodien der Brussig’schen Blasmusik mit "Gruß ans Liebchen", von Konzertwalzern über Operetten-Musik von Jacques Offenbach zu den Popmelodien der Beatles bis hin zu schwierigen Oberstufen-Arrangements wie "Overture to a New Age" und "Armenische Tänze" und der konzertanten Volkslied-Rhapsodie "Funiculi-Funicula". Musikdirektor Arno Hermann verband die Stücke mit seinen Musikern zu einem hörenswerten und wahrlich historischen Erlebnis.

Schmissig war sie, die Blasmusik aus dem Jahr 1925. Ob sie aber so klanggewaltig daher kam, wie vom Musikverein heute gespielt, konnte nicht einmal Ansager Siegfried Kuhn sagen. "Wir spielen den ›Gruß ans Liebchen‹ in Originalbesetzung, um zu verdeutlichen, wie es damals ungefähr klang", erklärte er.

Kuhn plauderte unter anderem aus dem Nähkästchen Rangendinger Musikergeschichte. Beispielsweise erwähnte er die frühmorgendlichen Vesper beim heutigen Ehrendirigenten Ludwig Brenner nach den Jahreskonzerten. Brenner sei übrigens der bisher einzige, der nach seiner Dirigentenzeit aktiv in der Kapelle mitspiele, so Kuhn. Max Weiger hieß der Dirigent der ersten Stunde. Er dirigierte eine kleine Bauernkapelle. Ihm folgten Heinrich Großkopf und Musikdirektor Arno Eichler. Großkopf formte als erster ein Orchester in Rangendingen und brachte erstmals Struktur in das Vereinsleben. Ludwig Brenner wirkte 18 Jahre lang in Rangendingen und wurde, wie Großkopf, Ehrendirigent des Vereins. Das Stück "Overture to a New Age" symbolisierte das Wirken von Musikdirektor Josef Lohmüller und den Aufstieg zum Höchststufenorchester. Mit Arno Hermann habe der Musikverein einen qualifizierten Nachfolger für Lohmüller gefunden, spannte Kuhn schließlich den Bogen zur Gegenwart.