Kolumban Wannenmacher zeigte am Samstag an seinen eigenen Spalierbäumen an der Terrasse den fachgerechten Schnitt. Der ist nötig, um die Wuchskraft der Bäume im Zaun zu halten und dann auf kleinem Raum eigenes Obst ernten zu können. Fotos: Beiter Foto: Schwarzwälder-Bote

Interview: Der Ehrenvorsitzende der OGV-Ortsgruppe über die Faszination Obstbau

Rangendingen. Kolumban Wannenmacher ist Ehrenvorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins Rangendingen. Und keiner scheint diesen Titel mehr verdient zu haben als er. Mit elf Jahren trat er bei der Wiederaufnahme der Vereinstätigkeit der Rangendinger Obstbauern nach dem Krieg in den Verein ein. Heute, mit fast 80 Jahren, ist er immer noch die erste Ansprechstation für viele seiner Baumwarte-Kollegen, ist Garant für ein grundlegendes Wissen um den Obstbau und die Pflege und den Schnitt von Obstbäumen. Bis heute ist Wannenmacher ein gefragter Referent bei Schnittkursen, egal, ob für das Beerenobst oder den Obstbau. Wir sprachen mit dem Fachwart.

Wie kam es, dass Sie sich schon als junger Mensch für den Obstbau begeistert haben?

Das liegt bei mir wohl doppelt in den Genen verankert. Mein Großvater väterlicherseits war der letzte hauptamtliche Baumwart in Diensten der Gemeinde Rangendingen. Das war noch vor den 1930er-Jahren. Damals hat die Gemeinde noch ihre eigene Obst-Baumschule betrieben, was bedeutet, dass sämtliche alten Obstbäume auf der Gemarkung aus dieser Baumschule stammen. Und zum anderen war mein Großonkel mütterlicherseits, Josef Birkle, letzter Feldschütz in Rangendingen. Er hat mich damals als Elfjährigen mit zum Obstbauverein genommen.

Im September werden Sie 80 Jahre alt. Lässt da die Begeisterung für den Obstbau nicht auch mal nach?

Im Gegenteil: die wird immer schlimmer (lacht). Für mich bedeutet das, dass ich mein Hobby so lange betreibe, wie ich es noch kann. Das bezieht sich sowohl auf meinen Garten und meine Bäume, wie auch auf meine Lehrtätigkeit. In diesem Frühjahr habe ich insgesamt drei Termine für Schnittlehrgänge.

Worin liegt für Sie der besondere Reiz in ihrem Hobby als Baumwart und der Pomologie, also die Obstbaumkunde?

Es sind die Fragen, die sich in diesem Thema immer wieder neu auftun. Was kann ich machen, dass es mir gelingt, noch bessere Ergebnisse zu erzielen. Ich bilde mich ständig fort in der einschlägigen Literatur und probiere vieles davon in der Praxis aus was ich dort lese. Und stelle dabei fest, dass auch nicht immer alles stimmt, was in den Büchern steht. Das sagt mir auf jeden Fall meine praktische Erfahrung.

Wie lange kann man Bäume schneiden? Geht das auch mit 80 Jahren noch?

Ich sage mir: mit 80 muss ich auf keine hohe Leiter mehr steigen. Da habe ich meine eigenen schmerzlichen Erfahrungen gemacht. Aber mit Spindelbäumchen oder Spalierbäumen bieten sich im Obstbau ja auch Möglichkeiten, bodennäher sein eigenes Obst zu produzieren.

Sind diese Kulturformen eine Alternative für den Obstliebhaber?

Durchaus. Ich praktiziere sie in Form von Spindeln und Spalieren bereits seit über 20 Jahren in meinem eigenen Garten. Damit sie optimal gelingen, braucht es natürlich ein ganz spezielles Wissen. Das habe ich mir in dieser Zeit angeeignet und gebe dieses Wissen gerne an interessierte Obstliebhaber weiter.

 Die Fragen stellte Roland Beiter