"Holzen" ist Männersache, das zeigte auch die Brennholzversteigerung im Gemeindehaus in Rangendingen.. Symbolfoto: Schmid Foto: Schwarzwälder-Bote

Brennholzversteigerung in Rangendingen / Die Arbeit im Wald ist für viele "Holzer" eine Lebenseinstellung

Von Roland Beiter

Rangendingen. Jetzt kommt zwar erst mal der Frühling. Aber wer im nächsten Winter eine warme Stube will, muss schon vorsorgen. Am Donnerstag bot sich für die Einwohner der Gesamtgemeinde Rangendingen die Möglichkeit, Holz aus dem Gemeindewald zu ersteigern.

"Holzen" ist Männersache, das zeigt ein Blick ins Publikum. Und es scheint eine Lebenseinstellung zu sein. Manchen sieht man im zerfurchten Gesicht den erfahrene "Holzmacher" schon an. Mit Versteigerungen kennen sie sich auch aus. Meist haben sich die Männer die "Polder" genannten Waldflächen notiert, die sie zum Holzmachen ersteigern wollen. Der Grundpreis liegt bei 58 Euro plus Mehrwertsteuer pro Festmeter. Gesteigert wird in Ein-Euro-Schritten. Manche Bieter nehmen auch größere Sprünge und hoffen wahrscheinlich, ihre Kontrahenten so beeindrucken zu können.

Was treibt die Männer, viel Zeit und Arbeit ins "Holzmachen" zu stecken? Holz ist im Vergleich zu Öl oder Gas als Brennstoff natürlich billig, aber die Arbeitszeit für das Holzmachen darf man da nicht mitrechnen. Die Männer im Rangendinger Gemeindesaal treibt etwas anderes an.

Harald Wollermann aus Höfendorf beheizt sein altes Bauernhaus beispielsweise nur mit Holz. Die Ölheizung hat er "rausgeschmissen". Holz "muss zwei Mal warm geben", erklärt er. Einmal beim Sägen und Spalten und dann noch einmal beim Heizen. "Holz gibt einfach eine andere Wärme", sagen auch Vater und Sohn Zellner. Das sehen im Gemeindesaal alle so. Die Zellners kaufen jedes Mal die Menge Holz für ein Jahr, "mehr Platz haben wir nicht zum Lagern."

Peter Binanzer denkt da in anderen Dimensionen. Mehrere Polder hat er gekauft. 20 Festmetern. Er liebt die Arbeit im Wald und ist ausgestattet wie ein Profi. Seilwinde, Hebezange, Spalter und Traktor.

Georg Hohnecker sechs Festmeter ersteigert. Er macht sein Holz immer noch von Hand mit Keil und Schlegel – trotz seiner 78 Jahre. "Nicht wegen des Geldes, sondern weil ich Spaß habe dran", sagt er. Vor 35 Jahren hat er damit angefangen. "Auch als Ausgleich zur Fabrikarbeit. Und weil ich im Wald mein eigener Herr bin mit meiner eigenen Arbeitsgeschwindigkeit".

Für Peter Klaaßen ist die Holzerei ein Ausgleich zum Beruf als Außendienstler. "Mir macht die Arbeit Spaß." Er mag es, mit heimischem Holz zu heizen, sagt er. Als Rentner habe er Zeit erklärt Josef Saile. Und die Bewegung im Wald tue im gut. Und dass er sich ein schönes Flächenlos gesichert hat, steigert sein Wohlbefinden ebenso sichtbar. Das sei günstig gewesen und "schön Holz ist auch drin. Irgendwas muss man ja noch tun."

Es gab an diesem Abend sogar Besucher, die gar nicht mitsteigern wollten. Ihr Holzvorrat reicht noch Jahre, aber die Versteigerung verfolgen sie mit Interesse. "Mal schauen", sagen sie. Spätestens da wird klar: "Holzen" ist mehr als Heizmaterial einsammeln – es ist eine Lebenseinstellung.

Schöner Nebeneffekt: Ökologisch nützlich ist diese Betätigung auch noch. Darauf verweisen alle Förster in der Region. Die Rangendinger legen sogar noch eins drauf. Seit Jahren wird hier auf das PEFC-Siegel verwiesen, das eine nachhaltige Waldwirtschaft im Rangendinger Wald garantiert.

Innerhalb einer guten Stunde sind alle 65 Polder verkauft

Brennholz sei ein Nebenprodukt der Holzwirtschaft, das bei der Pflege der Wälder anfalle, erklärt Rangendingens Revierförster Hubert Münch. Meist Buche oder Eiche. Dass in Rangendingen das Brennholz aus dem Gemeindewald versteigert wird, hat Tradition. Als er 1979 als Förster in Rangendingen angefangen habe, wurde Brennholz noch sehr billig angeboten. Die Nachfrage war mäßig. Das änderte sich mit der Ölkrise.

Wie viel Holz angeboten wird, hängt aber weniger von der Nachfrage ab, sondern davon, wie viel Holz die Förster für die Sägereien schlagen lassen. Dieses Jahr war das weniger, so dass nur 280 Festmeter Brennholz abfielen. In anderen Jahren habe man schon die doppelte Holzmenge vorgehalten, sagt Münch.

Der Ablauf der Versteigerung hat sich in den vergangenen Jahren verändert. Früher gingen die Holzmacher von Polder zu Polder und boten vor Ort. Das dauerte, und so seien an den ersten verkauften Poldern schon die Sägen angesetzt worden, als die Versteigerung noch lief.

Heute können sich die Bieter auf der Homepage der Gemeinde über die Lage der Polder informieren und sie dann vor Ort begutachten. Gesteigert wird im Gemeindehaus. Innerhalb einer guten Stunde sind alle 65 Polder verkauft.

"Zum Ersten, Zweiten und zum Dritten!" Förster Münch und Gemeindemitarbeiterin Heidi Widmaier notieren den gesteigerten Preis sowie Name und Anschrift der Bieter. Nur Rangendinger dürfen hier mitmachen. In diesem Jahr geht kaum ein Polder zum Einstiegspreis weg, meist werden zwei bis drei, nicht selten auch zehn Euro je Festmeter dazu gesteigert. Der Preis kann davon abhängen, wie günstig ein Polder im Wald zu erreichen ist, wie dick oder dünn das dort vorhandene Holz ist, wie es sich verarbeiten lässt. Aber eines ist sicher: für die Zufriedenheit, die das Holzmachen bereitet, ist der Preis nicht zu hoch.