DSL in Sicht? Vom Maibühl aus ist der Weg der Breitbandtrasse von Hirrlingen durchs Starzeltal nach Bietenhausen, Wachendorf und Höfendorf zu erahnen. Foto: Beiter

Absurde Rechtslage: Rangendingen baut zweites Glasfasernetz. Anschluss für Höfendorf und Bietenhausen.

Rangendingen - Bietenhausen und Höfendorf bekommen schnelles Internet. Die Gemeinde verlegt ein eigenes Breitbandkabel – obwohl es längst eine Trasse gibt. Aber es bleibt ihr nichts anderes übrig. Die Gemeinde sieht jedenfalls im Bau einer neuen Leitung die letzte Chance, die beiden Dörfer mit DSL zu versorgen. Der Gemeinderat stimmte dem Bau am Montag zu, auch auf die Gefahr hin, dafür 170.000 Euro in der Erde vergraben zu müssen.

Die Situation klingt fast wie ein Schildbürgerstreich und wurde von Bürgermeister Johann Widmaier als "volkswirtschaftlicher Unsinn"“ bezeichnet. Der Hintergrund: Der Gemeinderat hatte bereits beschlossen, im Rahmen eines interkommunalen Projekts zusammen mit den Gemeinden Neustetten, Hirrlingen und Starzach sowie der Stadt Rottenburg das Glasfasernetzt der Stadtwerke Rottenburg anzuzapfen. Dafür soll ein Kabel von Hirrlingen nach Bietenhausen und Höfendorf verlegt werden. Und das, obwohl genau auf derselben Trasse bereits ein Kabel verlegt ist. Es gehört der Telekom und dürfte, wenn überhaupt, nur gegen ein Entgelt von 214.000 Euro genutzt werden. Denn schlösse die Telekom Höfendorf und Bietenhausen an ihr Kabelnetz an, würde sie gegen geltendes EU-Recht verstoßen, sagte Widmaier.

So kompliziert wie die Rechtslage ist auch der Bau einer neuen Leitung. Dieses müssen die beteiligten Kommunen erst selbst verlegen. Die Kosten werden mit 900. 000 Euro beziffert. Erst danach dürfen sie in die Ausschreibung um einen Telekommunikationsanbieter gehen, so Widmaier. Ob ein Anbieter Interesse hat, stehe aber noch gar nicht fest. Die Gemeinden müssten jetzt die vertrackte Gesetzeslage "ausbaden", sagte Widmaier.

Bei den Räten löste dies nur Kopfschütteln aus. Doch letztlich stimmten alle dem Bau der Leitung zu, wenn auch zähneknirschend. Allerdings wolle der Rat verhindern, dass Bietenhausen und Höfendorf auf Jahre hinaus von einer leitungsstarken Breitbandversorgung abgeschnitten bleiben. Widmaier hofft, dass wenigstens eine Sammelausschreibung möglich ist. Damit gebe es Chancen, die Neckarcom ins Boot zu holen, den Rottenburger Anbieter.

"Im Idealfall können wir dann sogar eine kleine Miete für das Kabel verlangen", so Widmaier. Dann würde sich die Investition irgendwann sogar bezahlt machen. Es bestehe für die Gemeinde aber auch die Gefahr, trotz der zweiten Leitung gar keinen Betreiber zu finden oder auf dem Abmangel des Netzes sitzen zu bleiben. Auf jeden Fall habe der Gemeinderat mit seiner Entscheidung nun Solidarität mit den Nachbargemeinden gezeigt. Denn Starzach wäre ohne die Trasse genauso abgeschnitten vom Kabel wie Bietenhausen und Höfendorf.