Die Kinder des Wassers finden bei dem Musical mit den anderen Elementen zusammen. Foto: Schwarzwälder-Bote

Kultur: 100 Sänger überbringen bei Konzert eine Botschaft: Machtkämpfe belasten "Mutter Erde"

Von Roland Beiter

Rangendingen. Wer wollte, konnte sich am Samstag in der Rangendinger Festhalle einfach zurücklehnen und ein Musical genießen. Doch konnte die Kantate "Der blaue Planet", gesungen und gespielt von 100 Sängerinnen und Sängern, auch als Parabel darauf verstanden werden, was viele "große Politik" nennen.

Botschaften zu verbreiten, ist das Eine. Sie zu verstehen, das Andere. Die Kunst in ihren vielfältigen Formen ist dabei eines jener Medien, die sie verständlicher machen können – zumal, wenn sie von Kindern in ihrer unverbrauchten Art aufgeführt wird. Wenn unschuldige Kinderkehlen vom "Wohl und Weh der Welt" singen, klingt dies glaubhaft, selbst wenn sie es in so abstrakter Form wie einem Streit der vier Elemente um die Vorherrschaft auf dem blauen Planeten tun. Am Samstag waren dies die jungen Sänger der Schülerchöre aus Rangendingen, Bisingen und Burladingen, die Dirigent Michael Binder und seine Helfer vom Sängerbund Rangendingen musikalisch und choreografisch zu einer moralischen Instanz an die Herrscher dieser Welt geformt hatten.

Denn wenn im Gegensatz zur kindlichen Unschuld erwachsene Sänger mit den Worten streiten: "Mir gehört die Welt! – Nein, mir!", dann klingt auch das wie eine Wirklichkeit, die da heißt: "Das nenne ich Politik!" Und erneut war es der Chor der Kinder, der den Zuschauern die Augen öffnete. "So geht das schon seit tausenden von Jahren! Wird sich das je ändern?", schickten sie als Frage an die Herrscher des Blauen Planeten hinterher, als hinge Wohl und Weh der Welt nur an der "Eitelkeit" und Machtversessenheit der Menschen.

Bei Peter Schindlers Kantaten-Musical über den blauen Planeten finden die Kinder des Feuers, des Wassers, der Erde und der Luft zusammen: "Wir Elemente bauen das Leben, bauen die Welt!", sangen sie mit vereinten Stimmen. Den Erwachsenen gab der Kinderchor eine Bauanleitung für eine gerechte, für eine gleichberechtigte, für eine lebenswerte Welt vor: "Es wird sich nur etwas ändern, wenn wir uns alle ändern!"

Diese Botschaft, dargebracht aus über 50 Kindermündern, stand den gesamten Abend wie ein "musikalischer Blick auf "Mutter Erde" im Rund der Festhalle. Das Publikum war so gefesselt vom Thema des Abends und den Worten von Simone Ulrich, die mit eindringlichen Texten durch den Abend führte, dass es nach dem ersten Lied "The Earth is my Mother", gesungen vom Gemischten Chor des Sängerbunds, tatsächlich den Applaus vergaß. Umso mehr schien am Ende des Konzerts das Eis gebrochen, als Chorsänger und Publikum sich beim choralhaften "We are the World" von Michael Jackson gesanglich in den Armen lagen und als Sänger und Besucher tanzend die Überwindung der Despoten des Blauen Planeten in West, Ost, Süd und Nord zu feiern schienen.

Dirigent Michael Binder war es an diesem Abend zusammen mit dem Sängerbund Rangendingen auf jeden Fall gelungen, eine – gewollt oder ungewollt – politische Botschaft, laut Vorstand Armin Glatz "passend zu aktuellen Geschehnissen in der hohen Politik", so eindringlich wie ausdrucksstark in Gesang und Gestenspiel zu vermitteln. Helfer, die Binder dabei zur Seite standen, waren Max Beiter am Schlagwerk, Ronja Pfeffer an der Gitarre und beinahe 100 Sängerinnen und Sänger des Rangendinger Sängerbundes, des Kinderchors der Musikschule Burladingen und des Kirchspielchors Bisingen. Er selbst hatte seine Künstler am Klavier begleitet.