"Rössle"-Wirtin Erika Heck freut sich über ihren Preis. Die Gaststätte im Herzen Rangendingens wurde vom Arbeitskreis Heimatpflege im Regierungsbezirk Tübingen als "Vorbildliches Dorfgasthaus" ausgezeichnet. Foto: Beiter Foto: Schwarzwälder-Bote

Wettbewerb: "Rössle" ist ein "Vorbildliches Dorfgasthaus" im Regierungsbezirk / Wirtin Erika Heck schafft den Spagat

Die Rangendinger wissen es schon lange, doch jetzt hat das "Rössle" von ganz offizieller Seite den Ritterschlag erhalten. Die Traditionsgaststätte in der Ortsmitte erhält vom Arbeitskreis Heimatpflege im Regierungsbezirk einen Preis als "Vorbildliches Dorfgasthaus".

Rangendingen . Gestern war Ruhetag im "Rössle". Auch das muss mal sein in einer Gaststätte, die sonst täglich von morgens bis in den späten Abend hinein für seine Gäste da ist. Entsprechend entspannt ist "Rössle"-Wirtin Erika Heck. Seit mehr als 20 Jahren ist sie die Chefin des Lokals. Dass sie zu den drei Gewinnern im Wettbewerb "Vorbildliches Dorfgasthaus" auf Regierungsbezirkebene zählt, erstaunt sie auch ein Stück weit. "Ich bin schon ein bisschen überrascht", lacht die 50-Jährige. Schließlich, so erzählt sie, sei sie es nicht selbst gewesen, die sich für den Wettbewerb beworben habe. Dies hatten für sie ein paar zufriedene Gäste besorgt. Mit der Preisverleihung, die im Rahmen eines Festes im "Rössle" stattfinden wird, fällt den ausgezeichneten Gasthäusern auch eine Vorbildfunktion im Regierungsbezirk zu. Deren Zahl, so schreibt das Regierungspräsidium als Grund für den Wettbewerb, gehe seit Jahren kontinuierlich zurück. Mit innovativen Konzepten soll das Überleben der Wirtschaften gesichert und deren Attraktivität gesteigert werden. Und so soll der Wettbewerb auch mit dafür sorgen, gelungene Beispiele für einen erfolgreichen Weg aufzuzeigen.

Was ist das Besondere am "Rössle"? Als Erika Heck das Gasthaus von ihren Eltern Maria und Karl Heck übernahm, investierte sie zuerst kräftig in einen Umbau der Gastwirtschaft, den kleinen Saal und die Fremdenzimmern. Es war ein Umbruch in der langen Geschichte des Hauses, doch hatte Erika Heck von Anfang an ein Ziel: "Ich wollte ein modernes Gasthaus zwischen Tradition und Fortschritt".

Neben dem räumlichen Umbau war es vor allem die Speisekarte, die dafür den geänderten Bedürfnissen der Gäste angepasst werden musste. Bisher hatte Seniorchefin Maria Heck federführend in der Küche gestanden, nach ihrem Ausscheiden tun dies ausgebildete Köche. Sie kochen saisonal, regional und "ganz wichtig": auch vegetarisch. Gleichzeitig warf sie das, was ihre Eltern mehrere Jahrzehnte gepflegt hatten, nicht über Bord: "Die Bratwurst, wie sie meine Mutter vor 50 Jahren gemacht hat, gibt’s heute noch".

Der Stammtisch behielt seinen festen Platz

Auch der Stammtisch behielt seinen festen Platz im Zentrum der Gaststube – dort, wo er immer gestanden hatte. Drum herum war gepflegte Speisewirtschaft möglich, aber auch seine Funktion als Versammlungsraum für die hiesigen Gruppen und Vereine blieb erhalten. Auch dass die Wände für Ausstellungen örtlicher Künstler zur Verfügung gestellt werden, passt gut in dieses Konzept. "Eine Wirtschaft muss mit den Leuten aus dem Ort leben", erklärt die gelernte Hotelfachfrau den Spagat zwischen Speiserestaurant und althergebrachter Dorfwirtschaft. "Wenn jemand zum Dämmerschoppen in den Arbeitsklamotten kommt, ist das in Ordnung. Und wenn ein Gast am Stammtisch mal länger sitzen bleibt und einen über den Durst trinkt, dann fahre ich ihn nach Hause", versichert die Wirtin.

Dass sie mit dieser Herzlichkeit ihrer Eltern gegenüber den Gästen praktisch aufgewachsen ist, sieht sie als großen Vorteil. "Man entwickelt da ein ganz besonderes Einfühlungsvermögen für und Verhältnis zu seinen Gästen", erklärt sie das. Nach Geheimrezept klingt dies alles aber noch nicht. "Veränderungen sollten immer so eingeführt werden, dass sie den Gästen gar nicht auffallen", verrät die preisgekrönte Wirtin. So, dass die Stammgäste nicht verprellt, neue Gäste aber ständig Anreize finden, im "Rössle" einzukehren.

Geheimtipp: Instrumente in Reichweite haben

Stichwort einkehren: Nur wenige Menschen nähmen sich heute noch die Zeit, um für die Geselligkeit eine Wirtschaft zu besuchen. "Dabei muss das nicht immer ein großes Event mit Essen oder Veranstaltung sein", sagt die Wirtin. Und jetzt nennt sie noch einen Geheimtipp. "In einer Dorfgaststätte sollten immer Instrumente stehen", lautet ihr Credo. Im "Rössle" sind dies ein Klavier und ein Akkordeon, auf denen auch heute noch oft spontan gespielt und dazu gesungen wird. Musik und Gesang, das verbindet die Menschen. Das hat Erika Heck ein Leben lang im "Rössle" erfahren.

Und auch wenn sie sich riesig über den Preis als "Vorbildliche Dorfgaststätte" freut. Die größte Auszeichnung für die Wirtin sei es, wenn ihre Gäste zufrieden sind und gerne wiederkommen.