Kräftig kurbeln mussten die Schüler, um im interaktiven Modellhaus genügend Strom für alle Verbraucher bereitstellen zu können. "Da muss man auch einmal Strom sparen, dann braucht man nicht so viel zu produzieren", stellt Kevin fest. Foto: Beiter Foto: Schwarzwälder-Bote

Expedition N: Umwelt-Mobil macht in Bietenhausen Halt / Schüler des Diaporahauses erzeugen selbst Energie

Kevin kommt ganz schön aus der Puste, als er bei der Expedition N allein mit seinen Muskeln den Haushalt im interaktiven Modellhaus seiner Klassenkameraden mit Strom versorgen muss. Das Expeditionsmobil machte am Mittwoch und Donnerstag Halt im Diasporahaus Bietenhausen.

Rangendingen-Bietenhausen. Die Energiewende ist in aller Munde. Doch versteht sie auch jeder? Und ist sie auch schon ausreichend in den Köpfen der Menschen angekommen? Genau hier setzt die Bildungsinitiative Expedition N mit seinem doppelstöckigen Mobil an. Mit einem breiten und intelligenten Programm fährt es durch Baden-Württemberg und macht Halt an ausgesuchten Stationen.

Eine interaktive Ausstellung, das "Nachhaltigkeits-Kino" mit Kurz-Clips, kleinen Experimenten, aber auch mit Diskussionen und Arbeitsheften möchte das Mobil vor allem Schüler, mit der "offenen Tür" aber auch alle Interessierten zu den großen Themen "Nachhaltigkeit" und einer sinnvollen Energiewende aufklären und über eine Bewusstseinsbildung ein Umdenken in Gang setzen.

Auch jene sind dort willkommen, die sich einfach über ein Energiethema informieren wollen, wie zum Beispiel Julia Neu aus Bietenhausen. "Wir bauen uns gerade ein neues Haus", erklärt sie, warum sie das Gespräch mit den beiden Expeditionsleitern Thomas Ellmer und Almut Sedlmeier sucht. Bei der "Expedition" durch das Mobil werden Energie- und Nachhaltigkeitsthemen in ihrer ganzen Bandbreite vom Erzeuger, dem Verteiler bis schließlich zum Energieverbraucher wissenschaftlich fundiert, aber verständlich erklärt und "zum Anfassen und Bewegen" anschaulich gemacht, sodass vom Schüler über den Studenten bis hin zum Lehrer alle etwas aus dem Expeditionsmodel mitnehmen können.

Am Mittwoch besuchten Schüler des Diasporahauses die Ausstellung. Die anfängliche Skepsis gegenüber den interaktiven Rollenspielen als Energie-Erzeuger und Bewohner des Modelhaushalts machten bald einer großen Begeisterung Platz. Während Kevin kräftig an der Kurbel drehte und so den Energiebalken nach oben trieb, mussten seine Klassenkameraden aufpassen, dass sie als Verbraucher "zu Hause" mit dem Gitarrenverstärker, dem Föhn, einem Ventilator oder den ganz normalen Haushaltsgeräten nicht zu viel Strom verbrauchten. Ihren Verbrauch konnten sie an einem roten Balken ablesen und mit dem Energieangebot abgleichen – und so ihren Verbrauch steuern.

Strom muss man sparen, dann muss man auch weniger produzieren

Kevin auf jeden Fall hatte die Lektion rasch verstanden: "Ich spüre es in meinen Armen, wie anstrengend das ist, so viel Strom für alle zu erzeugen", sagt er beeindruckt. "Jetzt verstehe ich auch, warum man da so viele Windräder und Solaranlagen braucht", lernt er dieses Problem von einer ganz anderen Seite verstehen.

Philip ist derweil ganz vertieft in sein eigenes Projekt eines Speicherkraftwerks, wie es vor zwei Jahren für Hechingen im Gespräch war. "Energie aus dem Ärmel" heißt das Spielchen, und man sieht auch gleich warum: Wenn Philip Strom über die Turbine erzeugen will, muss er das Wasser zuerst per Muskelkraft in das Speicherbecken pumpen. Dann kann er die dort gespeicherte Energie – nach Bedarf oder bei ihm wann er will – über einen Hebel durch die Turbine jagen und unten ablesen, wieviel Strom er erzeugt hat. "Das ist voll cool", sagt er stolz.

Regenerativen Strom beispielsweise aus Wasserkraft findet er auf jeden Fall besser, als ihn mit einem Kernkraftwerk zu erzeugen. "Ne, das find ich nicht gut", sagt er klipp und klar. Auch Kevin hat dazu eine klare Meinung. "Ich kenne mich da schon ein bisschen aus", erklärt er. Energie über Windräder oder auch mit einer Biogasanlage herzustellen, findet auch er besser als Atomstrom.

Und auch etwas anderes hat er verstanden: "Dass man auch Strom sparen muss. Dann muss man nicht so viel arbeiten, um ihn zu produzieren." Na also, da hat die Expedition N auf jeden Fall schon Wirkung gezeigt.

Das erfahren auch Thomas Ellmer und Almut Sedlmeier immer wieder als Rückmeldung von den Veranstaltern. Dass sie mit ihrem Expeditionsmobil oft mehrmals an denselben Standort kommen sollen, sehen sie als Bestätigung für ihre Aufgabe, die sie im Auftrag der Baden-Württemberg Stiftung machen.