Lizzi und Davide unterhalten sich im Gemeinschaftsschlafzimmer über Musik. Rundes Bild oben: Feierabend am Stausee Foto: Schwarzwälder-Bote

Workcamp: Teilnehmer aus aller Herren Länder sind begeistert von Rangendingen

Aus den Backöfen in der Rangendinger Schulküche duftet es nach Kartoffeln und Fleisch. Dort schmoren gerade vier Formen mit Cottage Pie, einem irischen Auflauf mit und ohne Fleisch, aber immer mit einer leckeren Kartoffelbrei-Haube. Die Workcamper kochen.

Rangendingen. "Es gibt zwei vegetarische Aufläufe und je einen mit Schweine- und Rindfleisch", erzählt Saneé Wells. Sie kommt aus Aschaffenburg und ist eine der wenigen Teilnehmer des internationalen Workcamps in Rangendingen, die deutsch spricht. Sie hat heute Küchendienst, gemeinsam mit Milica aus Bosnien. "Beim Essen gibt es immer verschiedene Varianten", erzählt Saneé – aus Rücksicht auf die Vegetarier und auf religiöse Besonderheiten.

So bunt wie sie zusammengewürfelt sind, ist auch der Speisezettel. Die meisten kochen etwas aus den Küchen ihrer Heimat, so wie Kalla aus Südkorea und Sarah aus Hongkong. "Dduk bokki" und "Ramyun", ein Hähnchen-Curry mit Reisnudeln, hatten sie am Mittwoch für ihre Mitbewohner gezaubert. Lizzy hatte zu Mittag eine russische Suppe gekocht, Davide als Italiener Pasta und Vicky griechische Hackbällchen.

Dort, wo es etwas zu Essen gibt, ist auch bei den Workcamp-Teilnehmern der Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens, sofern sie nicht bei der Arbeit am Stausee, zum Entspannen nach der Plackerei im Rangendinger Schwimmbad oder mit den Fahrrädern unterwegs sind.

Doch manche nutzen die Zeit bis zum gemeinsamen Abendessen auch einfach für einen Plausch. Zwei haben sich dazu im Frauenschlafzimmer zusammengesetzt. Die 16-jährige Lizzi aus Russland hat ihre Gitarre dabei, und in dem Musikstudenten und Schlagzeuglehrer Davide aus Milano einen guten Gesprächspartner gefunden. Für ihn ist die Schufterei am Rangendinger Stausee schon das fünfte Workcamp. Italien, Spanien und Deutschland waren seine bisherigen Ziele. Er liebe es, Erfahrungen mit anderen Kulturkreisen zu machen, erzählt der Italiener. Ihm gefällt, dass die Gruppe in der Alten Schule Rangendingens untergebracht ist, wo er anhand der Bilder und Aufschriebe an den Wänden wie in einem Buch über die deutschen Grundschüler und deren Unterricht lesen kann.

Für Lizzi ist es das erste Camp, sie findet es spannend, junge Menschen aus der ganzen Welt zu treffen. In Russland sind gerade Frühlingsferien, doch zu Hause wäre es jetzt langweilig, sagt sie. "Das hier sind die schönsten Ferien die ich mir vorstellen kann", sagt sie und lacht.

Diese Offenheit hatte 16-jährige Saneé am Anfang noch nicht. "Ich bin schüchtern", gibt sie zu. Doch schon nach vier Tagen im Kreise der anderen jungen Menschen sei sie viel freier geworden. "Man lernt ganz automatisch, auf andere zuzugehen", erklärt sie. Im "Fluffroom", dem Flauschraum, habe sie beim zweiten Gemeinschaftsgespräch der Gruppe auch gespürt, dass es anderen ganz ähnlich ergangen sei.

Es werde viel geredet, über Gleichberechtigung, die Ökologie, die Weltreligionen. "Man lernt dabei die Stereotypen zu überwinden", ist sie überzeugt. Was allen gemein ist, ist die Begeisterung für die Landschaft um Rangendingen. Besonders Omar ist hin und weg. Der Afghane lebt in Hamburg, spricht ein paar Brocken Deutsch: "Ich war in Berlin, Frankfurt und Stuttgart", doch Rangendingen sei der schönste Ort von allen.

"Wenn ich aufwache, höre ich Vögel und bin in fünf Minuten in einer wunderschönen Natur", schwärmt er. Einig ist er sich mit Milica aus Bosnien darüber, dass die Rangendinger nette Menschen seien: "Die haben immer ein Lächeln für uns übrig", sagen sie.