Alfred Gross spielte in der Klosterkirche Rangendingen ein Konzert auf Klavichorden. Foto: Beyer Foto: Schwarzwälder-Bote

Alfred Gross entlockt alten Instrumenten in der Klosterkirche feine Melodielinien

Von Willy Beyer

Rangendingen. Ein Wiedersehen mit Alfred Gross, dem Experten für alte Tasteninstrumente, gab es am Sonntag in der Rangendinger Klosterkirche. Das Clavichord und seine Klangmöglichkeiten standen im Mittelpunkt des zweiten Konzerts, das der Reutlinger dort gab. Er spielte Stücke aus jener Epoche, als das Kirchenschiff seine jetzige Form erhielt: dem 18. Jahrhundert.

Alfred Gross kam mit drei Clavichorden angereist – Nachbauten von 1680, 1760 und 1770. Jedes habe Eigenheiten im Klangbild und in der Spielweise, erklärte er. Alle drei Instrumente haben aber eine schwierige Eigenschaft: Das Holz reagiert stark auf Temperatur- und Wetterschwankungen. Vor dem Konzert habe er fünf Mal nachstimmen müssen, sagte Alfred Gross, der durch die vom starken Regen verursachte hohe Luftfeuchtigkeit in der Klosterkirche auch zwischen den Stücken zum Stimm-Schraubenzieher griff.

Die Werke von Johann Sebastian Bach, seinen Söhnen Carl Philipp Emanuel und Wilhelm Friedemann, von Joseph Haydn und Dietrich Buxtehude waren von ihren Urhebern zum Vorspiel im intimen Rahmen komponiert worden, erläuterte Gross. Mit den rund 20 Besuchern des Benefizkonzerts zugunsten der Kirchenrenovierung werde die Grenze von damals rund neun Zuhörern schon überschritten.

Mit den feinen Melodielinien, Akkordfolgen und wiederkehrenden Trillern ließ Gross die Welt der Adelshöfe in der Barockzeit akustisch Revue passieren.

Die Musik der Tänze, etwa die Suite g-moll von Buxtehude, fand aber auch den Weg zum Volk, etwa die aus Lateinamerika nach Spanien gelangte Sarabande. Wegen eines bestimmten Hüftschwungs setzte das Inquisitionsgericht damals das Verbot des Tanzes durch. Erfolglos, denn er verbreitete sich danach rasch in ganz Europa.

Insgesamt bot der Konzertabend ein abwechslungsreiches und ausgewogenes Programm, das von den „Goldbergvariationen“ Johann Sebastian Bachs gekrönt wurde.