Eigentlich ist die Situation mit einer ausgewiesenen Umleitung und zusätzlichen Verkehrsschildern und Hinweistafeln klar geregelt. Doch viele Autofahrer halten sich nicht daran und fahren trotz Verbots durch die Baustelle in der Haigerlocher Straße – zum Leidwesen der Anwohner. Foto: Beiter

Trotz ausgeschilderter Umleitung wird Haigerlocher Straße weiter befahren.

Rangendingen - Die Anlieger der Haigerlocher Straße ärgern sich: Nicht einmal während der Bauarbeiten und der damit verbundenen Vollsperrung des Straßenabschnitts haben sie ihre Ruhe vor dem Durchgangsverkehr.

"Da muscht amal naukomma! Was da abgeht!", schimpft ein Anwohner, der sich tagtäglich seit dem Beginn der Bauarbeiten an der L410 im Bereich der äußeren Haigerlocher Straße über die vielen Autos ärgert, die trotz der Vollsperrung durch die Baustelle fahren.

Auch Bauleiter Uwe Paulick von der ausführenden Baufirma Dehner und Dieringer weiß davon ein Lied zu singen. "Die fahren dir den Arsch weg", sagt er trocken. Es sei zwar mittlerweile ein wenig besser geworden, doch gebe es immer noch Autofahrer genug, die trotz der Sperrung den Weg durch die Baustelle suchten. Manche habe er auch schon wieder rückwärts rausgeschickt, denn schließlich trage er hier die Verantwortung, fügt er hinzu. Allerdings kenne er auch die Tricks, die manche Autofahrer für einen solchen Fall bereithielten.

Bauleiter hat eine pragmatische Lösung

Deshalb setzt er auf eine pragmatische Lösung: "Ich setz halt Haufen in den Weg", dann komme keiner mehr durch. Doch auch diese Maßnahme ist nicht ganz so einfach, wie es sich anhört. Schließlich wollen die Anwohner auch während der wohl drei Monate dauernden Baustelle an ihre Häuser und Garagen fahren können.

Extra dafür wird die Straße erst auf der einen Seite, dann auf der anderen Seite aufgegraben. "Die meisten haben sich ganz gut mit den Behinderungen arrangiert", erzählt Sabine Reinecke. Die Straßenseite ohne Zufahrt darf beim Gegenüber das Fahrzeug so lange in den Hof stellen, bis dann dieser bei ihm das Fahrzeug abstellen kann. Auch die Bauarbeiter seien sehr zuvorkommend, sagt sie.

"Die tun wirklich was sie können für uns", stellt sie fest. Sie selbst empfindet die ganze Sache zwar nicht als so schlimm, doch ein bisschen ärgern tue es sie doch auch. Denn vielfach seien es Autos mit Kennzeichen aus anderen Landkreisen, die die eindeutige Umleitungsempfehlung über Hirrlingen nicht annähmen und es einfach halt mal probierten.

"Wir händ halt dacht, jetzt händ mir wenigstens in der Nacht unser Ruhe", sagt ein älterer Anwohner genervt. Doch Pfeifendeckel: tagsüber müssen die Anwohner notgedrungen die Baustelle aushalten, und abends, wenn der freie Fahrstreifen geräumt ist, rauschen auch jetzt die Autos durch. "Ab fünfe geht’s los", stellt der Rentner fest. "Wir haben jetzt eine Doppelbelastung", sagt er resigniert.

Seine Nachbarin, die von oben extra herunter an den Straßenrand gekommen ist, pflichtet ihm bei: "Da fahren halt auch viele durch, die gar nicht hergehören." Und zweifelnd fragt sie sich auch: "Was wird sein, wenn die Straße später dann mal enger ist" und der Verkehrsfluss öfter zum Erliegen kommt?

Weitere Passanten, die jeweils am Anfang und am Ende der Baustelle wohnen, stellen unabhängig voneinander fest: "Ja, es fahren tatsächlich trotz der Baustelle viele durch." Seit er ganz böse angepflaumt worden sei, sage er auch nichts mehr zu den Autofahrern, meint der Rentner, der seinen Namen lieber nicht nennen möchte.

Autofahrer zeigen oft den Stinkefinger

Ein Autofahrer sei ausgestiegen, habe ihn beschimpft: "Was willst du!", und habe einfach die Warnbarke zur Seite geschoben und sei weitergefahren. Auch Uwe Paulick weiß ein Lied davon zu singen: "So viele Stinkefinger habe ich noch an keiner anderen Baustelle gesehen", beantwortet er die Frage, ob auch er schon beschimpft wurde.

Doch sie alle sind sich einig, dass es seit einigen Tagen etwas besser geworden ist. Ob das an den Kontrollen liegt, können sie nicht sagen. "Die Polizei war schon öfter da, auch in der Nacht", sagt der Rentner. Und er habe auch beobachtet, wie sie die Autos angehalten hätten: "Schwupp, war die Kelle draußen", erzählt er lachend.

Eine innerörtliche Umleitung für den Durchgangsverkehr existiere nicht, stellt Bürgermeister Johann Widmaier ganz klar fest. "Es gibt eine ausgeschilderte Umleitung über Hirrlingen", sagt er.

Wer diese Vorgabe nicht beachte, begehe ganz klar eine Ordnungswidrigkeit, weswegen auch im innerörtlichen Bereich von der Polizei und auch der Verkehrsbehörde des Ordnungsamts kontrolliert werde – genauso wie an den sonst bekannten Schleichwegen.