Im Edit-Raum schaut sich die Redakteurin Sonja Faber-Schrecklein die Arbeit von Cutterin Steffi Kessler und Simone Heyder zu einem weiteren Beitrag "Landesschau Mobil Rangendingen" an. Heyder (links) war für die Konzeption der Reihe und die Auswahl der Drehplätze verantwortlich. Foto: Beiter

Sonja Faber-Schrecklein hat auch nach Dreh viel zu tun. "Bei uns steht das Bild im Vordergrund."

Rangendingen/Stuttgart - Am Montag ist es so weit. Dann sind Rangendingen und seine Menschen an fünf Tagen in der Landesschau auf Sendung. Doch wie entsteht so ein kurzer Magazin-Beitrag? Der Schwarzwälder Bote hat beim SWR und bei Redakteurin Sonja Faber-Schrecklein nachgeforscht.

Auf den vier Bildschirmen im Schneideraum leuchtet die Josefskapelle in der Nachmittagssonne, die Moderatorin ist mit dem Rangendinger Kunstmaler Josef Haug im Interview zu sehen.

Während Kamerafrau Ingalena Kluthe und Tontechniker Niklas Otto längst schon wieder andere Drehorte im Sucher haben, muss das Bild- und Tonmaterial von der Redakteurin im Schneideraum des SWR in Stuttgart für die Ausstrahlung aufbereitet werden. Zusammen mit einer Cutterin baut Sonja Faber-Schrecklein aus dem bunten Mosaik an Bildern und Interviews einen sendefähigen Magazin-Beitrag pro Drehtag von exakt vier Minuten Länge.

"Schon bei vier Minuten fünf wird etwas gekappt", erklärt die Redakteurin. Auch noch heute im digitalen Medienzeitalter hat sich die Regel "10 zu 1" gehalten, erklärt Faber-Schrecklein. Das bedeutet: Für die vier Minuten Sendung sind mindestens 40 Minuten Dreh erforderlich. Diese werden am digitalen Arbeitsplatz von ihr und Cutterin Antje Kremling durch die Mangel getrieben. Vor und zurück – so oft und so lange, bis die vier Minuten im Konzept stehen.

Mit der Cutterin schmeißt Faber-Schrecklein Szenen raus, andere kommen in die engere Wahl. Ähnlich wird mit dem entsprechenden O-Ton verfahren, also dem vor Ort aufgenommenen Original-Ton.

Man merkt den beiden Profis ihre Erfahrung an. Mit knappen Worten verständigen sie sich, was passt, welche Textpassagen zu lang sind, zu undeutlich oder schlicht nicht relevant für die ausgewählten Bilder. "Bei uns steht das Bild im Vordergrund. Der Text soll diese nur in ihrer Wirkung unterstützen".

Beim Streifen über den Kunstmaler Josef Haug reicht das Filmmaterial locker aus. Die Auswahl fällt sogar schwer und Faber-Schrecklein muss Prioritäten setzen. "Die Stelle mit dem Hohenzoller: Die muss unbedingt drin bleiben", legt sie fest.

Cutterin ist die erste Zuschauerin

Der Cutterin kommt bei dieser Arbeit eine wichtige Bedeutung zu: "Ich bin die erste Zuschauerin", sagt Antje Kremling. Als "nüchterne Betrachterin" gibt sie der Redakteurin wichtige Rückmeldungen, ob die Bild- oder Interviewwirkung tatsächlich auch beim Publikum so rüberkommt, wie die es sich vorstellt. Zwar ist letztlich die Redakteurin für den Inhalt des Beitrags verantwortlich, der Weg zum fertigen Produkt entstehe jedoch stets als Teamarbeit, stellt Faber-Schrecklein klar.

Man sieht: Faber-Schrecklein und Kremling sind ein eingespieltes Team. Bei der Sichtung des Originalmaterials schlagen Redakteurin und Cutterin meist gleichzeitig an, beispielsweise bei einer besonders authentischen Szene, die die Leidenschaft des Künstlers besonders gut zum Ausdruck bringt.

Nach der Bildauswahl muss noch der passende Ton fürs Bild gesucht werden. Dabei stehen den beiden Frauen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Einmal lassen sie Josef Haug oder dessen Frau Franziska im O-Ton laufen, ein anderes Mal ist der Künstler beim Malen zu sehen und erzählt aus dem "Off", also aus dem Hintergrund, wie Faber-Schrecklein erklärt. Bei manchen Stimmungsbildern ist einfach nur der atmosphärische Originalton der Aufnahme hinterlegt. Dann hört der Fernsehzuschauer den Wind in den Blättern, vielleicht das Summen von Insekten. Wichtiges Element ist auch die Hintergrundmusik. Sie wird als separate Tonspur beim Mischen dazugelegt.

Zum fertigen Sendeton fehlt jetzt nur noch die Sprachaufnahme von Sonja Faber-Schrecklein, die beim Mischen oben drauf kommt. Die Texte dazu fallen der erfahrenen Redakteurin meist während der Schneidearbeit ein.

Seit 26 Jahren arbeitet die 50-Jährige für den Südwestrundfunk – mit ihr ging auch das Sendeformat von Landesschau Mobil an den Start, damals noch als Wetter-Mobil, erzählt sie. Seit elf Jahren besucht sie Orte und Gemeinden im gesamten Sendegebiet des SWR – bis zu 15 Orte pro Jahr.

Die Lust an dem publikumsnahen Format hat sie dennoch nicht verloren, weil sie viele unterschiedlichste Orte und Menschen kennenlerne, wie sie erzählt. "Und wenn ich dann mal wieder in der Nähe unterwegs bin, fallen mir Dinge wieder ein, die ich dort kennengelernt habe", fügt sie hinzu. Vielleicht erfahren die Zuschauer in der nächsten Woche ja auch, was ihr an Rangendingen in Erinnerung bleiben wird.

Sendetermin:

Gesendet wird die Reportage zunächst in einzelnen Episoden täglich von Montag, 26. bis Freitag, 30. September in der "Landesschau Baden-Württemberg", außerdem als halbstündige Reportage am Samstag, 1. Oktober, von 18.45 bis 19.15 Uhr in "Landesschau Mobil Rangendingen" im SWR Fernsehen in Baden-Württemberg.