Jan Ullrich fährt bei der letzten Etappe der Tour de France 1997 in Paris dem Tour-Sieg entgegen. Foto: dpa

Gutachten der Uni Freiburg: Rennstall Team Telekom/T-Mobile um Jan Ullrich war "flächendeckend" verseucht.

Freiburg - Ein Held ist Jan Ullrich für viele Radsportfans schon lange nicht mehr. Doch nun kommen neue Abgründe ans Tageslicht: Ullrich war vermutlich schon zu Beginn seiner Profikarriere systematisch gedopt.

Schlimmer noch: Der ganze Rennstall Team Telekom/T-Mobile war um die Jahrhundertwende offenbar "flächendeckend" verseucht. Zumindest ist das eines der Ergebnisse des vom Mainzer Doping-Forscher Andreas Singler erarbeiteten Gutachtens, welches die Uni Freiburg am Mittwoch nach langem Ringen um juristische Details endlich veröffentlichen konnte.

Bei Singler, der das Gutachten bereits in seiner Zeit als Mitglied der vor einem halben Jahr zerfallenen Doping-Aufklärungskommission in Freiburg verfasst hat, kommt keiner gut weg: Betrug sei quasi »Teil des Gründungsauftrags« des Rennstalls anfangs der 90er-Jahre gewesen, schreibt Singler – nicht erst, als Ullrich nach elf Jahren im Telekom-Team mit viel Getöse rausgeworfen wurde. 

Die Doping-Ärzte Andreas Schmid und Lothar Heinrich seien an der Freiburger Uniklinik zudem keine Einzeltäter gewesen, mindestens zwei Ärzte seien  Mittäter gewesen, so Singlers Fazit. Als der Doping-Skandal 2007 publik wurde, habe man zudem versucht, die Affäre so klein wie möglich zu halten und die beschuldigten Ärzte ungeschoren davonkommen zu lassen, bilanziert Singler.

Eine Sicht- und Vorgehensweise, die sich mittlerweile grundlegend geändert hat: Unirektor Hans-Jochen Schiewer versicherte gestern, "die Vergangenheit der Freiburger Sportmedizin weiterhin aufzuklären und offenzulegen".

Die Telekom wies die Vorwürfe am Abend als "absurd" zurück.