Kunstrad: Charlotte Bantles Saison kann sich sehen lassen / Aufstieg in Juniorinnenklasse

Heiß ist es noch am Dienstagabend, über 30 Grad. In der Empfinger Täleseehalle mit ihren großen weiten Fenstern herrscht drückende Schwüle. Für Charlotte Bantle ist die Saison vorbei und gut gelaufen, trotzdem steigt sie aufs Rad und trainiert.

"Da muss man durch", sagt sie. Gerade vor dem Hintergrund, dass die Achtklässlerin ab nächster Saison zu alt sein wird für die Schülerklasse. Dann geht es hoch in die Juniorinnenklasse, "und die fasst die U 15- bis U 19-Teilnehmerinnen zusammen", sagt Landes- und Kadertrainer Matthias Schlecht am Stützpunkt Tailfingen, vier Klassen also. Das sei aber langfristig gewollt, dahinter stecke ein methodischer Trainingsplan.

Für Charlotte Bantle heißt das quasi von null anfangen, sich mit als Jüngste etwa für die Deutschen Meisterschaften zu qualifizieren, "wird schwierig. Aber auf jeden Fall werde ich dran bleiben und versuchen, alles noch zu steigern, dazu muss ich viel trainieren", sagt sie.

Immer mehr gesteigert

Dreimal in der Woche zieht es Bantle dann zum Heimtraining unter der Leitung ihrer Mutter Sandra, zwei Stunden pro Einheit, bis das Geübte in fließende Automatismen übergegangen ist und man sich vor der Jury präsentieren kann. Dazu kommen noch elfmal im Jahr ein Kadertraining und ein Stützpunkttraining in Tailfingen, wenn im Winter die Empfinger Halle belegt ist. Matthias Schlecht begleitet die Sportlerin, seit sie sieben ist und stellt fest: "Vor allem in den letzten zwei Jahren ist sie immer stabiler geworden und hat eine gute Entwicklung genommen. Sie hat sich von Woche zu Woche gesteigert, auch vom Schwierigkeitsgrad her."

Höhepunkt war die DM

Diese Saison begann für Bantle Anfang des Jahres mit dem sogenannten "Müller-Reisen-Cup", von dem vier Durchgänge ausgetragen werden. Gleich im ersten Durchgang wurde sie Erste. Eingebunden darin sind die Bezirksmeisterschaften. Dort überzeugte sie mit einer neuen Bestleistung und qualifizierte sich dank der eingefahrenen Punktzahl für die Württembergischen Meisterschaften. Bevor Bantle an der teilnahm, stand noch der BW-Cup an, bei dem sie schließlich im Finale Dritte wurde. Bei den Württembergischen Meisterschaften im Mai kam sie ebenfalls auf Platz drei und machte damit die Qualifikation für den Saisonhöhepunkt, die Deutschen Schülermeisterschaften, perfekt. Dort bewertete man ihre Leistung mit Rang fünf.

"Nur ein kleiner Sturz"

"Über den fünften Platz habe ich mich immens gefreut. Ich hatte wirklich gehofft, mit vorne dabei zu sein", sagt Bantle. Bei der DM musste sie 25 Übungen absolvieren, und bis auf eine tat sie das mit voller Konzentration und belohnte sich mit 103,39 Punkten, was zunächst die Führung bedeutete: "Ich hatte einmal einen kleinen Sturz, aber sonst lief alles gut." Das muss sie aushalten, denn Stürze gehören beim Kunstradfahren dazu wie der Schlag ins Gesicht beim Boxen. Und da die vor ihr gesetzten Sportlerinnen aber auch nicht ganz fehlerfrei fuhren, schob sie sich sogar noch um einen Rang vor auf besagten fünften Platz.

Element Kehrstandsteiger

Damit verabschiedet sich Bantle aus der Schülerinnenklasse und ist voller Vorfreude auf die nächsten anstehenden Aufgaben, zumindest zeigt das ihr Trainingswille. Es wäre auch schlecht, diesen vor Trainer Schlecht nicht an den Tag zu legen: "Auch bei so einer Hitze schalten wir jetzt keinen Gang runter. Es kommen ja noch die Sommerferien. Wir müssen die Zeit nutzen, wenn es in einem halben Jahr schon wieder weitergeht."

Ob Schule oder ihre zwei anderen Hobbies Karate – sie besitzt den Blaugurt – und Turnen, der Fokus liegt auf Kunstrad. Zwischen dem Training am Dienstag gibt sie zwar schon zu, "dass die Hitze ein bisschen unangenehm ist", aber das ficht sie nicht an. Sie arbeitet sich gerade an dem sogenannten Element Kehrstandsteiger ab, "den trainiere ich erst seit Kurzem". Dabei muss sie das Vorderrad hochziehen und einhändig balancieren, der einzige Kontakt zum Hallenboden ist das Hinterrad. Bantles Sportgerät befindet sich in der Vertikalen, und sie sich mit dem Rücken zum Lenker.

Charlotte Bantle weiß, wenn sie bald zu den Spitzen-Kunstradfahrerinnen gehören möchte, liegt das auch an ihrer weiteren Entwicklung. Und wenn 2018 die Saison von Neuem beginnt, ist doch nichts mehr so wie zuvor. Das soll es auch nicht, denn, so sagt sie: "Ich habe schon vor, den Sport so lange es geht, auszuüben."