Der Dicke Turm in Esslingen Foto: Peter Petsch

Der Dicke Turm hoch oben auf der Burg ist Esslingens bekanntestes Wahrzeichen. Doch sein Glanz ist erloschen, seit vor gut zwei Jahren die letzten Pächter das Handtuch geworfen haben. Jetzt bemüht sich die Stadt fieberhaft um eine angemessene Nutzung des 500 Jahre alten Gemäuers.

Der Dicke Turm hoch oben auf der Burg ist Esslingens bekanntestes Wahrzeichen. Doch sein Glanz ist erloschen, seit vor gut zwei Jahren die letzten Pächter das Handtuch geworfen haben. Jetzt bemüht sich die Stadt fieberhaft um eine angemessene Nutzung des 500 Jahre alten Gemäuers.

Esslingen - Ein bisschen erinnert das Schicksal des Dicken Turms an seinen berühmten Nachbarn in Stuttgart: Auch der Fernsehturm fristet seit Monaten ein unrühmliches Dasein, weil Brandschutzauflagen nicht erfüllt sind. Dieses Problem hat auch die Stadt Esslingen mit ihrem Wahrzeichen: Bei einer öffentlichen Nutzung muss ein zweiter Fluchtweg geschaffen und der Brandschutz auf den Stand der Technik gebracht werden.

Der Turm müsste energetisch auf Vordermann gebracht und der Aufzug verlängert werden. Dazu kommt eine weitere kostspielige Investition, falls sich erneut ein Nutzer für einen Gastrobetrieb fände: Auch die Küchentechnik ist veraltet und müsste modernisiert werden. So hat sich die zur Zeit der Schließung veranschlagte Summe von einer bis zwei Millionen Euro für die Sanierung inzwischen schon auf drei bis vier Millionen hochgeschraubt.

Schlechte Karten also für den behäbigen spätmittelalterlichen Bau mit seiner konkurrenzlos schönen Aussicht. Seine Blüte erlebte er in den 1970er und 1980er Jahren, als dort immer wieder Staatsempfänge abgehalten wurden und die Gastronomie zu der besten weit und breit gehörte. Das Ambiente ist chic und rustikal zugleich, der Weg ins Turmgewölbe führt über eine Treppe hinter fast fünf Meter dicken Mauern an Schießscharten vorbei, hinter denen einst Kanonen positioniert waren. Der obere Fachwerkteil, in dem das Restaurant logierte, wurde erst 1887 auf den 1527 erbauten Turm aufgesetzt. Seit 1802 Esslingen an Württemberg gefallen ist, wurde der obere Teil des Turmes schnöde als Baumaterial genutzt.

Ein Blick ins Innere des Fachwerk-Turmhelms lässt den einstigen Glanz nur noch erahnen. Tische und Gestühl sind zusammengestellt, in den Butzenglasfenstern hängen Spinnweben. Dennoch: Der Blick nach oben ins Turmgewölbe zeigt die Einmaligkeit dieses Orts, das Fachwerkgebälk, dessen Symmetrie anmutet wie ein großer Stern.

Trotz dieser spannenden Architektur sucht die Stadt nun seit zwei Jahren vergeblich nach einem Investor. Jetzt hat Finanzbürgermeister Bertram Schiebel sogar die Parole ausgegeben, jeder Vorschlag zur Nutzung des Dicken Turms sei willkommen. Denn letztlich leidet das Gemäuer unter seinem Leerstand und ist über kurz oder lang dem Verfall preisgegeben.

Dabei ist es Aufgabe der Stadt, das Wahrzeichen zu erhalten. Zumindest den Bestand muss sie sichern. Skurril wird die Geschichte, weil der direkt mit dem Turm verbundene Seilergang zur Hochwacht aktuell für 650 000 Euro saniert wurde – mit Zuschüssen vom Land und der Denkmalstiftung.

An der Finanzierbarkeit der Turmsanierung sind offenbar auch jene Vorschläge gescheitert, die schon auf dem Tisch liegen. So bracht der frühere städtische Denkmalpfleger Peter Hövelborn die Idee ins Spiel, im Dicken Turm ein Museum zu seiner eigenen Geschichte einzurichten. Mit dem Burghof und der Burgschenke wäre das Museum ein schönes Ausflugsziel – auch für Schulklassen, so Hövelborn.

Die Grünen im Gemeinderat hatten angeregt, den Turm der Kunst zur Verfügung zu stellen. Die Fraktion hatte im Rahmen der Haushaltsberatungen angestoßen, im Dicken Turm – zumindest bis sich eine andere Nutzung abzeichnet – Ateliers für Künstler einzurichten.