Wohnen in der Landeshauptstadt wird immer teurer – ob als Immobilieneigentümer oder als Mieter. Foto: Mierendorf

In der Landeshauptstadt wollen viele Menschen arbeiten und leben. Das treibt seit Jahren die Preise für Wohnimmobilien in die Höhe. Ein Ende ist nicht in Sicht.

Stuttgart hat eine hohe Lebensqualität, bescheinigt der Landeshauptstadt eine europaweite Städteumfrage. Doch wer derzeit in der Schwabenmetropole eine Immobilie zum Kauf sucht, wird mit einer ganz anderen Realität konfrontiert. Zwar haben sich die Zinsen für Immobilienkredite gegenüber dem Jahr 2009 um mehr als die Hälfte halbiert, dafür stiegen die Kaufpreise aufgrund der hohen Nachfrage um teilweise bis zu 30 Prozent an. Wer darauf setzte, seine neue Investition in Anbetracht eines hohen Kaufpreises mit einer angemessen Rendite von wenigstens vier Prozent zu vermieten, sieht sich zunehmend aber gesetzlichen Eingriffen ausgesetzt. Stichwort Mietpreisbremse.

Das ist aber nur die eine Seite der Medaille. Die Knappheit an Wohnungen hat auch dazu geführt, dass sich die Mieten in Stuttgart fast schon auf Münchner Niveau bewegen. Dort, so kann man im 'Großen Immobilienkompass 2015' der Zeitschrift 'Capital' nachlesen, sei der Mietmarkt aufgrund von Preisexzessen sogar erstarrt. Ganz so schlimm ist es um den Wohnungsmarkt in der Landeshauptstadt noch nicht bestellt. Beim Mieterverein hat man den Eindruck, dass sich die Vermieter schon mal auf 'schlechte Zeiten' einrichten und noch versuchen, vor einer weiteren gesetzlichen Deckelung der Mieten eine Mieterhöhung durchzusetzen.

"Gravierende methodische Mängel"

Diesen Effekt spürt der Mieterverein Stuttgart immer dann, wenn es einen neuen Mietspiegel gibt. Im ersten Quartal des Jahres wurde viermal so häufig eine Rechtsberatung wegen Mieterhöhung in Anspruch genommen wie im Jahr zuvor, als es keinen neuen Mietspiegel gab. Beim Mieterverein hofft Vorsitzender Rolf Gaßmann, dass bald auch in Baden-Württemberg die Kappungsgrenze von 20 auf 15 Prozent reduziert wird. Gaßmann hat dabei vor allem die Großvermieter im Fokus, die sich mit den 'ehemals gemeinnützigen Wohnungsbeständen an der maximalen Rendite orientieren'. Wenn im Sommer die Verordnung wie geplant in Kraft tritt, können Vermieter innerhalb von drei Jahren die Miete nur noch um 15 Prozent auf das Niveau der ortsüblichen Vergleichsmiete anpassen. Voraussetzung ist allerdings, dass die Wohnung in einem Gebiet liegt, für das ein angespannter Wohnungsmarkt festgestellt wurde. Der Mieterbund bemängelt vor allem, dass laut Beschluss der Landesregierung dies nur für ganz wenige Gemeinden in der Region Stuttgart gelten soll.

Und darüber, genauer über die sogenannte Gebietskulisse, wird derzeit heftig gestritten. Kritisiert wird dabei von den Haus- und Grundeigentümerverbänden vor allem die Datenerhebung des Landes. 'Sie weist gravierende methodische Mängel auf und zeichnet ein schiefes Bild vom Stuttgarter Wohnungsmarkt', kritisiert Haus-&- Grund-Geschäftsführer Ulrich Wecker. Das Land habe bei seiner Erhebung unterlassen, den regionalen Markt sowie auch das unterschiedliche Mietniveau in den Stadtbezirken näher zu untersuchen. So werde ignoriert, dass es innerhalb Stuttgarts erhebliche Unterschiede bei den Mietniveaus gebe.

Sollte die Verordnung unverändert zur Anwendung kommen, dürfte eine Klagewelle anlaufen, glauben Experten. Denn die Haus- und Grundeigentümer sehen hier die durch das Grundgesetz geschützte Eigentumsgarantie gefährdet. Ohnedies glaubt niemand wirklich daran, dass durch die Mietpreisbremse tatsächlich mehr preisgünstiger Wohnraum geschaffen wird. 'Wenn bei steigenden Baupreisen keine auskömmlichen Mieten mehr möglich sind, wird niemand bauen', beschreibt Wecker die Mechanismen des Marktes. An dieser Realität werde auch die Politik nicht vorbeikommen, mahnt er. Das wird auch außerhalb der Landeshauptstadt so gesehen. 'Stuttgart kann alles außer billig', schreibt 'Capital' der Landeshauptstadt ins Stammbuch. Wie wahr.