Polizei-Streifenwagen jetzt mit rotem Blitzlicht und neuem Heulton. Foto: 7aktuell/Herlinger

Die Polizei hat signaltechnisch aufgerüstet. Vor allem der "Yelp", ein eindringlicher Jaulton, sorgt neben dem neuen roten Blitzlicht als Anhaltesignal für gemischte Reaktionen. Was das wohl gekostet hat? Überraschend wenig.

Die Polizei hat signaltechnisch aufgerüstet. Vor allem der "Yelp", ein eindringlicher Jaulton, sorgt neben dem neuen roten Blitzlicht als Anhaltesignal für gemischte Reaktionen. Was das wohl gekostet hat? Immerhin: überraschend wenig.

Stuttgart - Neulich, in der Hohenheimer Straße in der Innenstadt, als ein Autofahrer verbotenerweise nach links über Stadtbahngleise abzubiegen versuchte, erscholl plötzlich eine laute Stimme: „Biegen Sie hier ja nicht ab, denken Sie nicht mal daran!“ Eine Streifenwagenbesatzung hatte per Lautsprecher den Autofahrer auf den rechten Weg zurückgebracht. Doch die Kommunikation übers Polizeiauto funktioniert nicht immer so einfach. Darum sollen 2200 Polizeiautos im Land künftig nicht nur mit Blaulicht und Martinshorn auffallen – sondern auch mit Rotblitz und Jaulton.

Der "jaulende Streifenwagen" im Video

In Stuttgart läuft nun der Test mit zunächst 30 Streifenwagen. Autofahrer müssen eine neue Verkehrsregel beherzigen, wenn hinter ihnen ein solches Fahrzeug auftaucht. Blaulicht und Martinshorn bedeuten: Platz da, die Polizei muss vorbei zum Einsatz! Ein rotes Blitzlicht und ein Jaul-Ton wie aus einer Alarmanlage dagegen bedeuten: Bei nächster Gelegenheit rechts ran, die Polizei will dich kontrollieren.

Rote Leuchtschrift signalisiert: Stopp! Polizei!

Lautsprecherdurchsagen sind ja ganz nett. Aber mit Rotblitz und Jaulton – „da weiß der betroffene Autofahrer ganz sicher, dass er und nicht irgendjemand anders gemeint ist“, sagt Roland Haider, Leiter der Stuttgarter Verkehrspolizei. Wenn der Autofahrer eben auch in den Rückspiegel schaut. Der Streifenwagen dahinter signalisiert da mit roter Leuchtschrift: Stopp! Polizei!

Der Heulton erinnert an eine Alarmanlage nach einem Autoaufbruch – viele fühlen sich auch an US-Fernsehkrimis erinnert. „Wir werden hier aber keine akustisch amerikanischen Straßenverhältnisse schaffen“, sagt Polizeipräsident Franz Lutz.

Denn, das haben Erfahrungen mit hessischen Streifenwagen bereits gezeigt, das Heul-Signal muss nur selten eingesetzt werden. Das rote Blitzlicht reicht meist aus, um den Vordermann aufmerksam zu machen. Für Verkehrspolizeichef Haider hat die Blitz- und Jaul-Methode einen weiteren Vorteil: Die Streife muss nicht mehr überholen, sondern kann hinter dem zu kontrollierenden Autofahrer anhalten. Ein klarer Standort-Vorteil für einen Sheriff bei der Begegnung mit einem Unbekannten.

Nur geringe Kosten fallen an

Anton Saile, der Präsident des neuen Polizeipräsidiums Technik, kann ebenfalls zufrieden sein. Denn das Anhalteunterstützungssignalsystem kostet fast nur Arbeitszeit, aber kaum Material: „Zwei bis drei Minuten an der Programmierung etwas ändern, das war’s“, sagt er. Da die meisten Polizeiautos  geleast und auf dem neuesten Stand sind, können von 2200 Streifenwagen im Land etwa 2000 umgerüstet werden. Bei 1400 Fahrzeugen reicht die Umprogrammierung, so Saile. Bei den anderen muss in der Werkstatt ein Kabel eingezogen werden.

In Stuttgart sind etwa 300 Streifenwagen unterwegs. In der Pilotprojektphase bis Mitte Juli sollen erst 30, dann 70 Fahrzeuge umgerüstet sein. Stuttgart steht mit den Signalen, die neudeutsch „Flasher“ und „Yelp“ genannt werden, nicht allein. Neben Hessen wollen Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Bayern ihre Fahrzeuge zusätzlich ausstatten. Freilich: Wer in Stuttgart falsch abbiegt, darf aber auch weiterhin mit einer Standpauke aus dem Lautsprecher rechnen.