Mit hängendem Kopf: Coby Karl konnte die Riesen nicht zum Sieg führen Foto: Baumann

Aus der Traum! Die Ludwigsburger Basketballer können das Wiederholungsspiel gegen den FC Bayern München nicht nutzen, die MHP Riesen scheiden nach dem vierten Spiel der Play-off-Viertelfinalserie aus. Doch der Auftritt gegen den Titelfavoriten macht auch Mut für die kommende Saison.

Ludwigsburg - Am Ende ließen sich die Ludwigsburger Bundesliga-Basketballer nach der 68:86(22:45)-Niederlage und dem damit verbundenen Aus im Viertelfinale der Basketball-Bundesliga noch einmal von ihrem Publikum feiern. Während die gesamte Mannschaft ein letztes Mal in dieser Saison an den Tribünen vorbeimarschierte, um sich von ihren Fans abklatschen zu lassen, skandierten sie den Namen des Mannes, der ihre Riesen überhaupt erst in die Play-offs geführt hatte: Trainer John Patrick. Doch trotz einer starken Spielzeit nach dem sportlichen Abstieg im Vorjahr war der FC Bayern, der den größten Teil des vierten Viertelfinalspiels mit mindestens 20 Punkten führte, eine Nummer zu groß für die Barockstädter.

Dabei hatten sich die Riesen viel vorgenommen, sie wollten den letzten Strohhalm greifen und ein Entscheidungsspiel am Freitag in München erzwingen. Doch schon früh zeichnete sich am Mittwochabend ab, dass die Bayern – mit viel Wut im Bauch angereist – sich das Halbfinale nicht mehr nehmen lassen wollten. Denn eigentlich hatten sich die Münchner schon am vergangenen Sonntag als Sieger gesehen. Doch die Verantwortlichen der Basketball-Bundesliga (BBL) annullierten das Spiel am grünen Tisch.

Nach einem Foul an Ludwigsburgs Michael Stockton hatte sich Bayerns Nationalspieler Heiko Schaffartzik bei den Schiedsrichtern beschwert, weil er ein Foul an Shawn Huff gesehen haben wollte. Die Unparteiischen änderten ihre Entscheidung und sprachen Stockton die Freiwürfe ab. Statt des Ausgleichs zog der FCB davon.

BBL-Spielleiter Dirk Horstmann sah Ludwigsburg benachteiligt und entschied auf das Wiederholungsspiel. Heiko Schaffartzik, am Sonntag mit 20 Punkten bester Bayern-Spieler, blieb diesmal allerdings ohne Punkte. Offenbar ging die Reaktion des Ludwigsburger Publikums in der mit 4500 Zuschauern ausverkauften MHP-Arena, das ihn bei jedem Ballkontakt gnadenlos auspfiff, nicht spurlos an ihm vorbei. Aber nicht nur der Nationalspieler zog den Ärger des Publikums auf sich. Auch die Verantwortlichen der Bayern. Sie hatten in einem Eilverfahren Protest gegen das Wiederholungsspiel eingelegt. FCB-Manager Marko Pesic machte vor dem Spiel noch einmal klar, dass sein Club nicht verstehe, warum er noch einmal in der MHP-Arena antreten musste: „Ich war irritiert, dass die Spielleitung so entschieden hat.“ Bayern-Trainer Svetislav Pesic wurde noch deutlicher: „Die BBL hat sich mit diesem Urteil weltweit blamiert.“

Immerhin: Den Ärger brachte sein Team aufs Parkett. Es legte ein hohes Tempo vor. Erst im Schlussviertel kam Ludwigsburg in Reichweite, Bayern fand aber stets die passende Antwort. „Wir haben in der ersten Hälfte zu wenige Schüsse verwandelt“, sagte Riesen-Profi Keaton Grant: „So hat man keine Chance gegen Bayern.“ Nur 22 Prozent der Zwei-Punkte-Versuche fanden vor der Pause den Weg in die Reuse.

Was den Riesen bleibt, ist die Leidenschaft, mit der sie stets spielten. Damit dürfte das Team auch in der kommenden Saison unter die ersten acht kommen. Die Fans würde es freuen. Und ihren Helden John Patrick sowieso. Denn der hat Großes vor: „Wir hoffen als Play-off-Teilnehmer für die nächste Saison auf eine Einladung von den Verbänden für den europäischen Wettbewerb.“