Vom Erfolg des Landesprogramms überzeugt: Kai Uwe Heinzelmann (Donner und Partner), Sozialministerin Katrin Altpeter, Teilnehmer Vladimir Rodnyansky und Hansjörg Schmidt, Bundestagsabgeordnete Katja Mast sowie Sozialbürgermeisterin Monika Müller (von links). Foto: Schwarzwälder-Bote

"Passiv-Aktiv-Tausch" soll Langzeitarbeitslosen in Job helfen

Pforzheim. "Ich bin so froh, dass ich den Anruf bekommen habe", erinnert sich Hansjörg Schmidt. Rund sieben Jahre lange hatte der heute 63-Jährige immer wieder Ein-Euro-Jobs angenommen, dann meldete sich vor rund einem Jahr das Jobcenter: Schmidt bekam das Angebot, am Programm "Passiv-Aktiv-Tausch" teilzunehmen.

Nach 38 Jahren Arbeit als Buchdrucker und langer Arbeitslosigkeit erledigt er heute Hausmeister- und Gartenarbeiten beim Immobilienunternehmen Bohner und Boos. "Mir macht das großen Spaß", sagt Schmidt.

"Wir wollen nicht länger Arbeitslosigkeit finanzieren, sondern Arbeit", erklärt Katrin Altpeter (SPD). Die baden-württembergische Sozialministerin war jüngst nach Pforzheim gekommen, um zu hören, welche Ergebnisse die Pläne bringen. "Passiv-Aktiv-Tausch" ist ein Modellprojekt der Landesregierung, bei dem Langzeitarbeitslose "mit mehrfachen Vermittlungshemmnissen", wie es im Amtsdeutsch heißt, mittels sozialpädagogischer Unterstützung in den ersten Arbeitsmarkt gebracht werden sollen.

Der Name rührt von der Wandlung gezahlter Sozialleistungen in einen Zuschuss für die Beschäftigung: Aus dem Bezugsverhältnis wird ein Arbeitsverhältnis. Derzeit sind 562 Personen im Südwesten Teil des Programms, 19 davon in Pforzheim. Zu ihnen gehört neben Hansjörg Schmidt auch Vladimir Rodnyansky. Dessen Arbeitgeber Donner und Partner zeigt sich überzeugt. "Das ist ein Programm, das wirklich etwas bringt", sagt Kai Uwe Heinzelmann. Der Standortleiter des Bildungszentrums beschreibt einen lohnenden Kraftakt.

Dazu kommen weitere: Arbeitgeber zu finden, sei eine der Herausforderungen, sagt Sozialbürgermeisterin Monika Müller (SPD). Firmen erhalten zwar einen Zuschuss des Jobcenters sowie 400 Euro von der Stadt, doch das unternehmerische Risiko bleibt bestehen.

"Wir haben das organisiert wie eine Ausbildung", sagt Heinzelmann – mit ganzheitlichem Ansatz, der fachliche Fähigkeiten trainiert und dabei besonders die persönliche Lebenssituation im Auge hat. Daher die sozialpädagogische Begleitung. "Setzen Sie sich dafür ein, dass das Programm fortgesetzt wird", gibt er der Ministerin mit auf den Weg. Für das Jobcenter ist er voll des Lobes: "Die haben tolle Arbeit geleistet."

"Passiv-Aktiv-Tausch" sei bis 2016 gesichert, betont Altpeter. "Bis dahin sollten wir es hinkriegen, dass der Bund ein Einsehen hat." Stichwort für Parteigenossin und Bundestagsabgeordnete Katja Mast. Sie sehe es als ihre Aufgabe, für das baden-württembergische Modellprojekt in der großen Koalition zu werben. "Ich werde alles dafür tun", so Mast.