Kommunales: Kein offizieller Akt zum Abschied? So einfach geht das nicht / Bastian Rosenau tritt bald Dienst als Landrat an

Engelsbrand. Eine kleine Feier mit den Gemeinderäten und Rathausmitarbeitern – so wünscht sich Bastian Rosenau seinen Abschied aus dem Amt als Engelsbrands Bürgermeister, bevor er im Februar seinen Dienst als Landrat des Enzkreises antritt. Keine Grußworte, keine Lobeshymnen oder Darbietungen örtlicher Vereine und Institutionen. So soll’s sein. Schade, finden einige Engelsbrander – hätten sie ihrem Rathauschef nach mehr als zehn Jahren doch noch so viel zu sagen. Hier haben einige von ihnen Gelegenheit dazu.

■ Erwin Haller, Vorsitzender Gesangverein "Liederkranz" Engelsbrand: Bei der Verabschiedung von Rosenaus Vorgänger, Frank Kreeb, hatte Haller ein Gedicht verfasst. "Für unseren jetzigen Bürgermeister wären mir auch ein paar Reime eingefallen." Sicherlich etwas über seine Heimatverbundenheit und sein Interesse am Ehrenamt in der Gemeinde. Denn das ist das, was Haller als Erstes zu ihm einfällt. "Er war bei fast jeder Veranstaltung von uns, hat kaum gefehlt und dadurch die Kultur im Ort kräftig unterstützt."

So gilt Rosenau auch schon jetzt eine Einladung zum nächsten Konzert der Engelsbrander Sänger. "Ob er dafür als Landrat noch die Zeit hat? Es würde uns aber auch schon genügen, wenn er in der neuen Position sein Engelsbrand und dessen Einwohner nicht vergisst."

■ Carsten Lachenauer, Bürgermeister der Nachbargemeinde Unterreichenbach: Rosenaus Karriereschritt trifft Lachenauer gleich mehrfach: "Ich verliere einen verlässlichen Kollegen, einen super Bürgermeister in meinem Wohnort und habe nicht einmal etwas davon." Denn Unterreichenbach liegt bekanntlich nicht im Enzkreis, sondern im Kreis Calw. Sollten sich auf professioneller Ebene die Wege nun weniger kreuzen, bleibt den beiden aber eine enge Freundschaft, über die Lachenauer sagt: "Bastian tickt wie ich." Kein Wunder, haben die zwei in der Vergangenheit so manches Projekt gemeinsam gewuppt, wie beispielsweise das Golfturnier auf der einst maroden Landesstraße zwischen den Gemeinden.

■ Kerstin Marinovic, Leiterin Kinderhaus Weltentdecker in Salmbach: Fast jeden Tag war Marinovic mit Rosenau in Kontakt – als Kindergarten-Papa und natürlich als Chef. Und als solcher war er für sie und ihre Kollegen vieles: "Coach, Ratgeber, Animateur, Wissensvermittler, Psychologe, Alleinunterhalter, Gedächtnistrainer, Motivator, Streitschlichter, Visionär, Anführer, Organisator, Talentscout, Krisenmanager und Förderer." Einiges davon werde er in seiner neuen Position sicherlich auch brauchen. Dafür wünschen ihm die Kinder und Erzieher nicht nur tolle neue Kollegen, sondern weiterhin viel Spaß an der Arbeit.

■ Richard Eberhardt, Busunternehmer: "Das hat er prima gemacht", ist Eberhardts Urteil über Rosenaus Amtszeit in Engelsbrand. Mit viel Bürgernähe und Interesse an einer gemeinschaftlichen Lösung habe er sich auch den Sorgen der Gewerbetreibenden stets angenommen. Für die neue große Aufgabe wünscht Richard Eberhardt dem scheidenden Bürgermeister ein ebenso glückliches Händchen wie in Engelsbrand. "Aber das wird er erfolgreich machen, da bin ich mir sicher. Er ist ja noch jung und dynamisch."

■ Kurt Fischer, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Engelsbrand: Erst seit zwei Jahren selbst in der Gemeinde, hat Fischer Rosenau als jemanden kennengelernt, der ein offenes Ohr für jeden habe – "und auch Brücken bauen kann". So habe der Noch-Bürgermeister als aktives Mitglied der neuapostolischen Kirche in Engelsbrand Kontakte zwischen den geistlichen Vertretern vermittelt und nach ersten Gesprächen den Weg zu einer besonderen Form der Ökumene geebnet. "Das ist zu großen Teilen seinem Engagement zu verdanken", sagt Fischer, der Rosenau auch für sein musikalisches Talent bewundert, das der aktive Organist insbesondere bei den Seniorennachmittagen in der Gemeinde immer wieder unter Beweis gestellt habe. "Als Kirchenmann bleibt mir, ihm für seine neue Aufgabe natürlich vor allem eines zu wünschen, Gottes Segen."

■ Rolf Kübler, Seniorchef der örtlichen Metzgerei: Mit Rosenaus Abschied verbindet Kübler vor allem die Frage, wie es weitergeht in Engelsbrand. "Das wird nicht einfach werden für den Nachfolger." Rosenau habe vieles angefangen wie beispielsweise den Neubau des Feuerwehrhauses, was er mit seinem Weggang nun nicht abschließen könne. Dem neuen Landrat wünscht Kübler viel Erfolg: "Der Schritt war von ihm sicherlich gut überlegt. Und mit seinem diplomatischen Geschick wird er ihn auch gut meistern."

■ Simone Hauff, Vorsitzende TV Engelsbrand, ehemalige Vorsitzende des Elternbeirats der Schule: "Wir verlieren einen sehr liebenswerten, fürsorglichen Bürgermeister." Immer wieder habe Rosenau gezeigt, wie wichtig ihm die Vereine sind. Er sei vor Ort eingesprungen, wenn Not am Mann war, und hätte oft als Ratgeber fungiert. "Das war ihm eine Herzenssache". Als Vertreter des Schulträgers habe Rosenau durch rechtliche Vorgaben weniger Spielraum für spontane Reaktionen gehabt. "Trotzdem war er bemüht, für alle Seiten einen Konsens zu finden."

Diese Kompromissfähigkeit wünscht Hauff sich auch von Rosenau als Landrat: "Dass er sich seine Loyalität behält, aber auch mal Ellenbogen zeigt, wo es sein muss. Denn mit 28 Kommunen klar zu kommen, stelle ich mir nicht einfach vor."