Juwi-Mitbegründer Matthias Willenbacher (links) in wirtschaftlich erfolgreicheren Tagen 2012 mit Roger Lewentz, Innenminister von Rheinland-Pfalz, an einem neuen Windrad. Juwi steckt heute in der Krise und muss Stellen abbauen. Foto: Schwarzwälder-Bote

Juwi will 400 von 1500 Stellen streichen

Engelsbrand/Pforzheim. Die Vertragsunterzeichnung der Stadt Pforzheim mit dem Energieunternehmen Juwi Ende Mai hat in der Region für Wirbel gesorgt.

Juwi darf seitdem die seit Monate in der Schwebe hängenden Windkraft-Pläne auf der Büchenbronner Höhe weiter vorantreiben. Unter Kritikern des Vorhabens verbreitete sich schon deshalb die Nachricht in Windeseile, weil Juwi wirtschaftlich in einer Krise steckt. Tatsächlich kündigten die Juwi-Gründer Fred Jung und Matthias Willenbacher nach einer Betriebsversammlung in Wörrstadt (Rheinland-Pfalz) an, dass bis zu 250 Arbeitsplätze in Deutschland und etwa 150 im Ausland wegfielen. Sie sollten so sozialverträglich wie möglich abgebaut werden.

Einige Geschäftsfelder wie Windkraft-Türme, Unterkonstruktionen für Solaranlagen und der Juwi-Stromvertrieb sollten bald ausgegliedert werden – weitere 100 eingesparte Stellen mit dem Ziel, dass diese Mitarbeiter von anderen Marktakteuren übernommen werden.

Die Ausgliederungen hätten keine Auswirkungen auf Projektentwicklungen, wie sie Juwi in der Region macht, so ein Firmensprecher. Auf dieses Projektieren von Windparks und großen Solar-Freiflächenanlagen wolle sich das Unternehmen künftig genauso konzentrieren wie auf das dritte Standbein, die Betriebsführung und Wartung von Energieanlagen.

Als Gründe für die Probleme gab Juwi an, dass auf vielen Kernmärkten die Einsicht in die Notwendigkeit von Klimaschutz stark an Bedeutung verloren habe. Die Gruppe kritisierte die Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG). Es entziehe dem Windenergiemarkt vorübergehend das Vertrauen, der Ausbau der Bioenergie werde fast zum Erliegen kommen.

Im vergangenen Jahr brach der Umsatz der Juwi-Gruppe wegen der Probleme auf dem deutschen Solarmarkt im Vergleich zu 2012 um fast 30 Prozent auf rund 710 Millionen Euro ein – vor Berücksichtigung der Abwertung von Bioenergieanlagen. Juwi zeigt sich zuversichtlich, dass die Einschnitte das Unternehmen wieder fit machen: In Deutschland stünden mehrere Windkraftprojekte an, im Ausland seine mehrere Solar-Großanlagen geplant, aber auch Windprojekte.

Die Pläne für einen Windpark auf der Büchenbronner Höhe sind freilich seit langem in der Schwebe.

Nach dem Bürgerentscheid in Engelsbrand und einer Befragung in Büchenbronn, die Mehrheiten für das Projekt ergeben hatten, war der Protest dagegen immer stärker geworden.

Bei den Kommunalwahlen erzielten Windkraft-Kritiker Erfolge, zogen in Engelsbrand aus dem Stand als stärkste Fraktion in den Gemeinderat ein. Zeitgleich rangen Kritiker und Befürworter der Energiepläne am Runden Tisch heftig um Für und Wider, Chancen und Risiken der Windkraft. Dieser Runde Tisch endet dieser Tage ohne einen offiziellen Abschluss.

Kritiker hatten den Befürwortern vorgeworfen, ein letztes gemeinsames Treffen zur Diskussion über die Empfehlungen an den Gemeinderat verweigert zu haben. Die Befürworter waren befremdet, dass die Empfehlungen beider Seiten nicht wie geplant in der nächsten Gemeinderatssitzung öffentlich vorgestellt, sondern erst in den Tagen danach von beiden Seiten an die Räte geschickt werden sollen. So wird Moderator Frank Ulmer am 9. Juli nur das Ende des Runden Tischs verkünden. In der Sache hätten beide Seiten viel herausgearbeitet, lautet sein Fazit, eine Annäherung habe es jedoch nicht gegeben. Was von der Arbeit des Runden Tischs bleibe, sei nun ein Fall für den Gemeinderat in seiner neuen Zusammensetzung.