Blick vom Rathaushof aufs Technische Rathaus: Da sich Pflanzen an der Rückseite emporranken, hat die Stadt eine Einschätzung von Naturschützern eingeholt. Wichtiger aber ist es, Denkmalschützer von den Abrissplänen zu überzeugen. Foto: Schwarzwälder-Bote

Stadt schlägt Abbruch des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes vor / Sonst Großprojekt City-Ost in Gefahr

Pforzheim. Als im Mai vergangenen Jahres erste Visionen für eine völlig neu gestaltete Innenstadt Ost vorgestellt wurden, ging die Pforzheimer Stadtverwaltung noch von einer grundlegenden Sanierung des Technischen Rathauses aus.

Im Modell, das dann im Oktober bei der Münchener Messe Expo Real vorgestellt wurde, war dieses markante Gebäude bereits grau eingefärbt – als Dispositionsmasse. Nun steht fest: Die Stadt will das Technische Rathaus abreißen lassen – auch wenn es unter Denkmalschutz steht. Dafür braucht es gute Gründe.

Dementsprechend umfangreich ist die Beschlussvorlage, die der Bau- und Liegenschaftsausschuss am Mittwoch, 24. September, diskutieren wird. Auf zehn Seiten begründen die Unterzeichner OB Gert Hager und Bürgermeisterin Monika Müller ihre folgenschwere Schlussfolgerung und verweisen auf etliche in den Entscheidungsprozess eingebundene Experten.

Mehrere Varianten eines möglichen Erhalts werden aufgezeigt und wieder verworfen. Weder eine nur auf die nötigsten Maßnahmen beschränkte Sanierung noch eine aufwendigere Ertüchtigung dieses Verwaltungssitzes sei zielführend, schon gar nicht aus wirtschaftlicher Sicht.

Auch die Möglichkeit, in das Gebäude Läden für den Einzelhandel oder Büros für Dienstleister zu integrieren, sei wenig erfolgversprechend und unverhältnismäßig teuer.

Die Stadtverwaltung spricht von einem "Investitionsstau": Für eine Generalsanierung müsste das gesamte Gebäude freigeräumt werden. Außerdem würde eine solche Maßnahme 17 bis 18 Millionen Euro verschlingen. Probleme gebe es viele: die niedrige Geschosshöhe von 3,20 Metern etwa, enge Flure, Mängel beim Brandschutz, rückschrittliche Haustechnik sowie "erhebliche bauphysikalische Defizite" der Außenhülle mit Fassade und Dach.

Die Chancen seien gering, dass das Land die maximal mögliche Fördersumme von neun Millionen Euro wirklich komplett gewähre. Damit wäre dann zudem der Förderrahmen für das gesamte Sanierungsgebiet ausgeschöpft.

Und für dieses Gebiet hat die Stadt große Pläne. Wie berichtet, soll in der östlichen Innenstadt ein die Fußgängerzone belebender Gegenpol zur Schlössle-Galerie am Leopoldplatz geschaffen werden. Das Grundstück des Technischen Rathauses nimmt in diesen Plänen eine Schlüsselposition ein. Die Fläche sei notwendig, um im Osten in erster Reihe modernen Handel zu etablieren, heißt es in der Vorlage: "Eine Entwicklung kann nicht um das Haus herum erfolgen." Denn ein Neubau im Rathaushof wäre von der Fußgängerzone abgehängt und damit "als Handelsimmobilie unattraktiv". Außerdem müsste ein solches Projekt mit räumlichem Abstand zum Technischen Rathaus gebaut werden, was die zur Verfügung stehende Fläche deutlich verkleinere: "Ob Investoren dann überhaupt Interesse an dem Projektgebiet entwickeln, ist mehr als fraglich."

Eine "Reihe von Gesprächen" habe es im vergangenen Jahr bei der Expo Real mit potenziellen Investoren und Projektentwicklern gegeben. Diese wünschten allerdings "Klarheit und Planungssicherheit".

Denkmalschützer des Regierungspräsidiums seien in die aktuellen Planungen ebenso eingebunden wie Ingenieure, Architekten und Christoph Timm für die Untere Denkmalschutzbehörde der Stadt. Aus den Grabungen im Rathaushof hätten sich bislang keine Einschränkungen für ein späteres Überbauen ergeben.

Derzeit würden die Unterlagen für eine europaweite Ausschreibung des Investoren-Auswahlverfahrens vorbereitet. Anfang kommenden Jahres sollen diese beschlussreif sein und dem Gemeinderat vorgelegt werden.