Anpacken beim Einladen von Möbeln: Anleiter und Schreinermeister Rudi Kraft (links) und seine Jungs vom Jobladen. Foto: Schwarzwälder-Bote

Jobladen hilft arbeitslosen jungen Erwachsenen / Schwierige Lebenssituationen

Pforzheim. Zwei Tage hat er in der vergangenen Woche beim Aufbau der Sommerlounge Sofas hingestellt zusammen mit seinen Kumpels, heute will der Umzug eines Arbeitskollegen gestemmt sein. Der 29-jährige Mike (Name geändert) ist seit zwei Jahren beim Jobladen. Er kann ein halbes Jahr lang werktags morgens zur Bleichstraße kommen, wenn die Gesellschaft für Beschäftigung und berufliche Eingliederung (GBE) ihre Jobs für den Tag zu vergeben hat. Bei mehr als sechs Teilnehmern entscheidet das Los.

Schreinermeister Rudi Kraft als Anleiter und Mann der ersten Stunde kümmert sich seit elf Jahren um junge Menschen, die sich über das Tagelöhnerprojekt schnelles Geld auf die Hand erarbeiten möchten und eine Tagesstruktur brauchen. Die Sozialarbeiter Bernd Schön und Thomas Wendelberger nutzen die Zeit, um mit den Teilnehmern ihre Lebenssituation in den Griff zu bekommen.

Mike ist gelernter Maler und Lackierer. Seine letzte Arbeitsstelle bei einer Umzugsfirma hat er wegen Unpünktlichkeit verloren.

Jetzt sucht er Arbeit und ist froh über die Unterstützung durch die Streetwork Innenstadt. "Meine Freundin macht auch schon Druck, weil ich immer noch beim Jobladen bin," sagt er. "Die Partnerinnen haben oft einen guten Einfluss auf die jungen Männer", weiß Kraft.

Rund 30 Prozent der Teilnehmer im vergangenen Jahr fassten zeitweise auf dem regulären Arbeitsmarkt Fuß. Für jene, die es nicht dauerhaft schaffen, ist der Jobladen ein verlässlicher Anker, auf den sie zurückgreifen können. Das Streetwork-Team kann selbst entscheiden, wer mitmachen darf.

Nur die Hälfte der Teilnehmer bekommen finanzielle Unterstützung und werden deshalb vom Jobcenter geschickt. Oft ist ungeklärt, wo das Geld für den Lebensunterhalt herkommen soll. Anträge sind nötig und Behördengänge. "Ihr müsst in der Zwischenzeit nicht betteln, ihr könnt arbeitet", sagt Schön regelmäßig zu seinen Klienten. Wer einen Tag entrümpelt oder auf der Baustelle jobbt hat abends 27 Euro auf der Hand. Wer pünktlich ist und zuverlässig, der kann im Bereich Maler, Landschaftsbau oder Hausservice an andere Firmen ausgeliehen werden.

Oftmals müssen die Streetworker ein ganzes Bündel an Schwierigkeiten zusammen mit ihren Klienten entwirren: fehlende Schulabschlüsse, drohende Wohnungslosigkeit, Haft und Gewalterfahrungen.

Für die Frauen gab es bislang ein eigenes Angebot. Die "BrauchBar", ein Secondhandladen in der Au, werde trotz guter Teilnehmerzahl im August schließen, sagt GBE-Chef Markus Bossert. Man habe nicht genug Einnahmen generiert, dadurch sei auch nicht genügend Arbeit angenommen worden. Bossert hofft, die Teilnehmerinnen im Secondhand-Palast an der Zeppelinstraße zu beschäftigen. Dafür braucht die GBE Geld von der kommunalen Beschäftigungsförderung und aus dem regionalen Topf des Europäischen Sozialfonds.

Weitere Informationen: www. gbe-pforzheim.de