Von der Sonne verwöhnt werden Winzer Erich Käser in Ellmendingen und seine Trauben. "Wir sind 14 Tage früher als sonst dran", freut er sich. Foto: Schwarzwälder-Bote

Vergangenes Jahr Sorge um Weinjahrgang

Enzkreis. Manchmal dauert es nur ein Jahr, dass sich die Gefühlslage einer Branche grundlegend ändert. Als die Weinlese 2013 anstand, hatten Winzer in der Region Bedenken, ob das aus ihrer Sicht viel zu nasse und zu kalte Jahr einen guten Wein ergeben würde. Es gelang ihnen letztlich – aber die Umstände forderten die Kellermeister heraus.

Nun, im Frühsommer 2014, sind die Weingärtner – egal ob im württembergischen oder badischen Landesteil – hingegen in ihrer Euphorie kaum zu bremsen. "Die Reben wachsen wie wild, wenn es so weitergeht vom Wetter her, wird dies ein außergewöhnlich guter Jahrgang“, sagt Oliver Wölk vom Weingut Häußermann in Diefenbach.

Gleicher Ansicht ist Christian Kaiser, Geschäftsführer der Genossenschaftskellerei Roßwag-Mühlhausen: "Die Vegetation ist in diesem Jahr ausgezeichnet, wenn nun genügend Sonne scheint und es von der Feuchtigkeit her stimmt, wird dies in Sachen Wein ein tolles Jahr werden."

Damit dies auch gelingt, steht derzeit jedoch viel Arbeit im Weinberg an, wie Patricia Jaggy vom gleichnamigen Weingut in Ötisheim-Schönenberg erklärt: "Durch die sehr gute Weinblüte gibt es nun gigantisch viele Trauben, die wir teilweise herausschneiden müssen, damit die Qualität nicht leidet." Zudem werde derzeit gespritzt, gemäht, geschnitten, geblättert und gekappt. "Sie sehen also: Als Winzer kann man derzeit nur schwer Urlaub machen", sagt Jaggy.

"Die Weinblüte ist durch die Hitze über Pfingsten beflügelt worden", schwärmt auch Volker Seemann, Vorsitzender der Weinbaugenossenschaft Ellmendingen, gibt aber zu bedenken: "Der Meltau-Befund ist hoch. Wir müssen unsere Hausaufgaben machen und spritzen." Sein Ellmendinger Kollege Erich Käser schätzt die Situation ähnlich positiv ein: "Es sieht sehr gut bei uns aus. Erfreulich ist auch, dass wir kaum Pilzbefall haben und schon die kleinen Beeren zu sehen sind." Selbst ein kalter Juli könne nicht mehr die Lese vermiesen, ist er überzeugt.

Ihre ersten Sporen verdient sich die 17-jährige Auszubildende Sarah Schickle im Weinbaubetrieb ihrer Eltern in Eisingen. Dennoch weiß sie schon: "Im Riesling sieht es sehr gut aus, vom Dornfelder ist dagegen nicht viel zu erwarten." Ein erfahrener Fachmann ist Winzer Otto Keller, ebenfalls ein Eisinger. Lediglich er hebt warnend den Zeigefinger: "Für manche Sorten ist es vielleicht zu heiß, aber ich will nicht jammern. Wir brauchen Gottvertrauen, denn noch sind es 100 Tage bis zum Herbst." Bisher sei man von schweren Gewittern und Hagel verschont geblieben. Aber: "Noch einen Tag vor der Lese kann alles vorbei sein."

Wie er betonen alle, dass ein Hagelschauer die Hochstimmung zunichte machen könnte. Auch ein Wetterumschwung mit einer lange anhaltenden Kälte- oder Nässephase wäre alles andere als wünschenswert für die Winzer. "Das ist eben das Spannende an diesem Beruf", sagt Christian Kaiser. "Wein ist ein Naturprodukt und unterliegt Gesetzen, die der Mensch schwer beeinflussen kann."

Trotz aller Freude über sonnige Tage wünschen sich Weingärtner recht kühle Nächte, um die Trauben frisch zu halten. Ein Wechsel zwischen warmen Tagen und kalten Nächten sei optimal für die Entwicklung der Frucht. Wenn es so weitergeht, könnte September mit der Lese begonnen werden – und mit etwas Glück ist das, was in Fässern und Flaschen heranreift, tatsächlich ein Spitzenjahrgang, wie es ihn selten gibt.