Stolz auf das Erreichte: die Organisatoren der Amazon-Betriebsratswahl um Wahlvorstand Christos Kalpakidis (Sechster von rechts) und seinem Kollegen Udo Linsenmaier (Fünfter von links) beginnen mit der Auszählung der rund 640 abgegebenen Stimmen. Foto: Schwarzwälder-Bote

Pforzheimer Belegschaft des Online-Versandhauses wählt ersten Betriebsrat

Pforzheim. Nicht jede Betriebsratswahl in Pforzheim zieht so viel Aufmerksamkeit auf sich. Aber das Internet-Versandhaus Amazon ist eben auch kein normales Unternehmen. Immer wieder sind die Arbeitsverhältnisse in den Logistikzentren des US-Konzerns kritisch beäugt worden. Und auch die Betriebsratsgründung war schon ein Politikum – die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi war bei den Vorbereitungen außen vor gelassen worden. In Gewerkschaftskreisen hatte es dann auch die Befürchtung gegeben, der gewerkschaftsunabhängige Betriebsrat werde womöglich eher ein Sprachrohr der Geschäftsführung als eine Vertretung der Mitarbeiter sein.

Dennoch waren am Dienstag, als 30 Minuten nach Ende der Wahl gegen 21.30 Uhr die Auszählung begann, auch Verdi-Vertreter vor Ort – als Beobachter "Eine gute Wahlbeteiligung", sagte Verdi-Sekretärin Melanie Rechkemmer angesichts von rund 640 abgegebenen Stimmen bei 1138 stimmberechtigten Mitarbeitern. Mehr als die Hälfte – der Betriebsrat sei legitimiert. "Und dann sind wir erstmal froh, dass wir einen haben", kommentierte Rechkemmer. Alles weitere müsse man sehen. Das Logistikzentrum Pforzheim ist der deutschlandweit fünfte Amazon-Standort mit Betriebsrat. Etwas müde nach einem langen Tag, aber sehr zufrieden, zeigte sich auch Amazon-Mitarbeiter Udo Linsenmaier, der mit seinen Kollegen vom Wahlvorstand die Abstimmung auf die Beine gestellt hatte. Er sei sehr froh, dass das Gremium nun gewählt sei. "Die Wahlbeteiligung zeigt, dass die Mitarbeiter es wollten."

Gestern hat Linsenmaier den 15 Gewählten unter den 65 Kandidaten ihre Ergebnisse mitgeteilt. Anschließend haben sie drei Tage lang Zeit für die Entscheidung, ob sie die Wahl annehmen oder ihre Plätze Nachrückern überlassen. Somit steht die Besetzung des Gremiums erst am Wochenende fest.

Für den 12. Juni ist nach dem derzeitigen Zeitplan dann die konstituierende Sitzung des Betriebsrats vorgesehen, bei der ein freigestellter Vorsitzender und wohl drei weitere freigestellte Betriebsräte sowie die Ausschussmitglieder zu wählen sind.