Dauerthema Windkraft: Die Messdaten-Präsentation von Juwi interessierte in Grunbach bei der jüngsten Gemeinderatssitzung zahlreiche Zuhörer. Foto: Schwarzwälder-Bote

Kritiker im Engelsbrander Gemeinderat bleiben aber weiter skeptisch / Bürgerversammlung

Engelsbrand-Grunbach. Vor zahlreichen Zuhörern haben die Projektentwickler der Firma Juwi im Kulturhaus "Alte Turnhalle" in Grunbach die Windmess-Ergebnisse von der Büchenbronner Höhe vorgestellt.

14 Monate lang hat Juwi gemessen. Demnach herrschen sehr gute Windbedingungen am Standort und Windräder könnten dort wirtschaftlich betrieben werden. Das stellen die Windkraftkritiker, die im Engelsbrander Gemeinderat mittlerweile die stärkste Fraktion bilden, weiterhin infrage. Als "unglaubwürdig" und "wahnwitzig" wurden die Zahlen von Juwi am Montagabend bezeichnet. Gemeinderat Thomas Kautz (Lebenswertes Engelsbrand) kündigte an, dass die Messergebnisse von einem "neutralen Gutachter" überprüft werden sollen.

Während der Sitzung gab es wiederholt Unmutsbekundungen aus dem Publikum. Auf den Zwischenruf "Wir wollen keine Windräder" mahnte Bürgermeister Bastian Rosenau trotz unterschiedlicher Meinungen einen respektvollen Umgang miteinander an.

14 Monate lang hat Juwi Messdaten erhoben. In verschiedenen Höhen des 102-Meter-Mastes auf der Büchenbronner Höhe wurde die Windstärke gemessen und in Bezug zu Langzeitdaten gesetzt. 2012 wurde bereits drei Monate lang eine sogenannte LiDAR-Messung durchgeführt, um die Windverhältnisse einzuschätzen. Mit dieser Technik ist es möglich, mit einem Laserstrahl die Windgeschwindigkeiten in mehreren Höhen bis zu 200 Meter über dem Boden zu messen. Auch diese Daten sind in die Ergebnisse eingeflossen. "Es gibt eine deutliche Zunahme des Windes mit steigender Höhe", so Diplom-Energiewirt Tobias Ludwig. Das Ergebnis: Auf 100 Metern weht der Wind mit durchschnittlich 6,10 Metern pro Sekunde. Hochgerechnet auf die 137 Meter Nabenhöhe eines Windrades ergibt sich laut Juwi ein Wert von 6,65 Metern pro Sekunde – "genug für eine wirtschaftliche Umsetzung des Projektes", so Ludwig.

Die Messergebnisse wurden von den Windkraftkritikern im Gemeinderat in Zweifel gezogen. Nahezu alle Anlagen in Baden-Württemberg liefen unwirtschaftlich, so der Tenor, und damit einhergehend die Frage: "Warum sollte das in Engelsbrand anders sein?" Im Internet abrufbare Zahlen könnten nicht als gesichertes Datenmaterial angesehen werden, so die Antwort von Juwi, außerdem seien die bestehenden Anlagen im Ländle oft nicht auf dem neuesten Stand der Technik. Auch der abgeschlossene Gestattungsvertrag mit der Stadt Pforzheim – dabei geht es laut Juwi-Regionalleiterin Sabine Pierau um zwei geplante Windräder auf der Büchenbronner Höhe – sorgte einmal mehr für kritische Nachfragen.

Grundsätzlich hat der Engelsbrander Gemeinderat schon vor Längerem beschlossen, sich erst vertraglich an Juwi als Betreiber zu binden, wenn ein schwebendes Korruptionsverfahren gegen einen Juwi-Manager gerichtlich bewertet worden ist.

Mitte November soll nun auf Empfehlung des Runden Tisches Windkraft eine Bürgerversammlung in der Gemeinde stattfinden. Dann sollen das Verfahren und die bisherigen Erkenntnisse um die Aufstellung des Teilflächennutzungsplan Windenergie vorgestellt werden.