Präsentieren die neue Marketingkampagne von Hochform (von links): Andreas Reetz (Witzenmann), Oberbürgermeister Gert Hager, Carlo Burkhardt (OBE), Karin Balster (Admedes Schuessler) und Ingo Schiedt (C. Hafner). Foto: Schwarzwälder-Bote

Pforzheim poliert Image als Hauptstadt der Branche auf / Hochform-Initiative mit Marketingkampagne

Pforzheim. Bauteile herstellen, die mit ins Weltall fliegen – "genau mein Ding!“ sagt die junge Auszubildende auf einem Plakat, das für eine Berufsausbildung zum Präzisionstechniker wirbt.

Es ist Teil einer frechen Marketingkampagne der Pforzheimer Cluster-Initiative Hochform – mit echte Lehrlingen mit Ecken und Kanten statt gestylten Models. Mit der Kampagne werde sich Hochform überregional und international noch prägnanter präsentieren, wie Karin Balster (Admedes Schuessler) im Wirtschaftsförderausschuss des Gemeinderats erläuterte. Ursprünglich wollte man filigrane Teile aus der Präzisionstechnik zeigen, doch letztlich habe man sich für die witzige Darstellung entschieden: ein präzise geköpftes Frühstücks-Ei mit Zacken, ein roter Apfel im Stanzband-Mantel und eine Zitrone mit Bohrlöchern.

Oberbürgermeister Gert Hager gibt sich selbstbewusst: "Wir sind die Hauptstadt der Präzisionstechnik". Und weist im gleichen Atemzug darauf hin, dass auch der benachbarte Enzkreis wichtiger Bestandteil der Stanztechnik-Hochburg sei. Ein Cluster eben, wie es neudeutsch heißt. Diese räumliche Bündelung von Unternehmen aus einer Branche mit herausragenden technischen Fähigkeiten sei ein wichtiger Standortvorteil.

Vor fünf Jahren wurde deshalb die Cluster-Initiative Hochform gegründet – ein Grund zum Feiern, sagt Wirtschaftsförderer Reiner Müller. Allein 180 Unternehmen in der Goldstadt mit fast 8000 Beschäftigten zählen zum Präzisionstechnikbereich. In der Region Nordschwarzwald gibt es 500 Unternehmen mit 30 000 Mitarbeitern, die in der Stanztechnik, im Werkzeugbau und der Medizintechnik tätig sind. Teilweise stehen sie miteinander im Wettbewerb, doch die tatsächliche Konkurrenz sitzt meist Tausende Kilometer entfernt in anderen Teilen der Welt. "Wir wollen gemeinsam unsere Innovationskraft steigern", ergänzt Professor Carlo Burkhardt vom Präzisionstechnikspezialisten OBE aus Ispringen, der Vorsitzender im Arbeitskreis Technologie ist. Durch die Beteiligung an der Hochform-Initiative hätten sich die regionalen Unternehmen besser kennengelernt. Als vertrauensbildende Maßnahme dienten gegenseitige Firmenbesuche ("Hochform vor Ort") und gemeinsame Messebeteiligungen im In- und Ausland. Gemeinsame Projektentwicklungen von Hochform-Mitgliedsfirmen sollen folgen. "Die Pforzheimer Schmuckindustrie hat dies früher leider versäumt", kritisiert Hager. An der Heinrich-Wieland-Schule wird eine Fachschule für Präzionstechnik eingerichtet. "Wir müssen etwas gegen den Fachkräftemangel tun", sagt Andreas Reetz von der Firma Witzenmann. Von der Beteiligung am Europäischen Wettbewerb RegioWin erhofft sich die Initiative weiteren Rückenwind – locken doch Fördergelder. "Die Auszeichnung im Rahmen des Baden-Württembergischen Cluster-Wettbewerbs 2010 war schon ein Ritterschlag“" erinnert sich Wirtschaftsförderer Reiner Müller, der von den Stadträten für seine Aktivitäten gelobt wurde.