Beschreiten neue Wege: Ekkehard und Petra Haase vom Möbelzentrum Birkenfeld kooperieren mit dem zweitgrößten Möbelhändler der Welt. Foto: Schwarzwälder-Bote

Unternehmer-Ehepaar Haase eröffnet neues Handelshaus in Pforzheim / Gigantismus hält Einzug

Pforzheim. Größere Verkaufsfläche, größeres Sortiment, größeres Einzugsgebiet – das neue Möbelzentrum in Pforzheim.

Ekkehard Haase hat sich auf den Weg gemacht – und den Coup seines Lebens gelandet, sagen Kenner der Szene. Und auch Haase selbst ist mehr als zufrieden mit dem außergewöhnlichen Handel, den er da in mühsamer Kleinarbeit eingefädelt hat. Sein Möbelzentrum in Birkenfeld schließt am heutigen Samstagabend für immer die Pforten. Die Immobilie will er veräußern.

Haase macht künftig mit dem – nach eigenen Angaben – zweitgrößten Möbelhändler der Welt, mit XXXLutz, in der Goldstadt gemeinsame Sache. Anfang Oktober eröffnet das Möbelzentrum Pforzheim an der Kieselbronner Straße die Türen. "Unsere Mitarbeiter gehen alle mit", sagt Haase.

Der bekannte überdimensionierte rote XXXL-Stuhl wird nicht vor dem Firmengebäude stehen. Und das sonst typische Kürzel "XXXL" vor dem Firmennamen wird ebenfalls fehlen – anders als es bei den übernommenen Häusern XXXL Mann Mobilia (Karlsruhe) oder XXXL Gammerdinger (Böblingen-Hulb) der Fall ist.

Der Grund laut Haase: Mit ihm habe der österreichische Möbelriese zum ersten Mal ein neues Objekt mit einem konzernfremden Partner auf ganz eigene Weise aufgebaut, sozusagen eine Partner-Premiere von David und Goliath. Die Anteile der Kooperation gibt Haase mit "fifty-fifty" an. Alleiniger Geschäftsführer ist Ekkehard Haase.

Bei hälftiger Beteiligung ohne Mehrheit eines Partners – sind da Probleme bei Entscheidungen nicht schon programmiert? Nein, sagt Haase: "Was zählt, sind die besseren Argumente. Außerdem haben wir ein gemeinsames Ziel. Wir wollen erfolgreich sein." Ob er das im Alleingang erreicht hätte, wird in der Branche bezweifelt.

Rückblick: Haase wollte ursprünglich mit eigenen Expansionsplänen seinen Standort vom Brötzinger Tal/Birkenfeld auf den Wartberg nach Pforzheim verlagern. Aber auch XXXLutz plante nur einen Steinwurf entfernt ein Handelsobjekt. Zwei Möbelhäuser in Pforzheim auf so engem Raum, geht das gut? Sicher nicht: "Die Österreicher hätten den kleinen Birkenfelder locker vom Markt gefegt", behauptet ein Handelsexperte, der die "knallharte Wettbewerbsmaschinerie" des Möbelriesen kennt. Neben den Kampfpreisen von XXXL hätte sich Haase als Einzelkämpfer zusätzlich gegen die großen Möbler im weiteren Umkreis behaupten müssen. "Er wäre sehr schnell untergegangen", sagt ein Experte.

Ekkehard Hasse ahnte das offenbar. "Der Markt ist schwer in Bewegung. Die Großen werden immer größer", sagt er. Kleinere Möbelhäuser, insbesondere ohne Spezialisierung in einer Nische, müssten mit einer unsicheren Zukunft kalkulieren.

Haase ging in die Offensive, klopfte beim mächtigen XXXL-Management an, offerierte seine Kooperationspläne, wurde mit den Österreichern handelseinig, hat sich einen lästigen Wettbewerber vom Hals geschafft und bleibt, was er bisher von seinem Birkenfelder Unternehmen behauptet hat: "Die Nummer eins in Pforzheim."

Künftig nutzt Haase die Einkaufskooperation des Möbelriesen sowie dessen Erfahrungen beim Betreiben eines Großrestaurants – um nur einiges zu nennen. In seiner Verantwortung liegt nach eigener Aussage die Vermarktung des Möbelhauses, die Preisgestaltung der Produkte und er habe die Entscheidungshoheit über die Einkaufspolitik. "Wir agieren familiär und können gleichzeitig die Vorteile eines Konzerns in Anspruch nehmen."

Unterdessen wird der gewohnte XXXL-Gigantismus trotz der Haase-Familienführung Einzug halten. "Es wird eine riesige Babyabteilung geben, angefangen von den Möbeln über Zubehör bis zum Schnuller", kündigt Ehefrau Petra Haase an. Die Leuchtenabteilung sei gegenüber Birkenfeld mit 1200 Quadratmeter "vier Mal so groß". Ebenfalls im XL-Format: "Es wird eine beachtlich große Küchenabteilung, eine umfangreiche Badezimmer- und Büromöbelabteilung geben", so Petra Haase. Das Gardinenangebot werde durch ein eigenes Nähstudio ergänzt.