Lilli Kuhn (links), Nesrin Bahadir und ihre Kolleginnen an der städtischen Kita in Büchenbronn lassen sich einiges einfallen, um neue Erzieher zu finden. Foto: Schwarzwälder-Bote

Große Nachfrage bei Kinderbetreuung sorgt für Mangel an Erziehern / Beim Gehalt tarifgebunden

Pforzheim. Die Kinder singen, die Erwachsenen reden – und alle eint die Freude darüber, dass die neue Kita an der Westlichen Karl-Friedrich-Straße nun endlich steht.

Doch selbst bei der Eröffnung der ersten Betreuungseinrichtung des Internationalen Bundes" (IB) in Pforzheim kommt ein Thema auf, das den Trägern in ganz Deutschland derzeit Sorgen bereitet: Personalmangel. "Wir sind froh, dass wir Sie in Zeiten wie diesen gewinnen konnten", betont Koordinator Dietmar Schütz, als er sich bei Leiterin Anne Drechsler für ihr Engagement bedankt. Besonders Erzieherinnen mit Berufserfahrung seien schwer zu finden, sagt er. Auf dem Land noch mehr als in der Stadt.

Den weiteren Trägern geht es nicht anders. "Ausschreibungen finden nur geringe Resonanz", berichtet Sabine Jost, Geschäftsführerin der Diakonie Pforzheim. Dazu komme die Einschränkung, dass Bewerber häufig nicht ausreichend qualifiziert seien.

"In der Stadt Pforzheim, im Enzkreis und darüber hinaus ist ein Personalmangel real", sagt ihr Kollege Frank-Johannes Lemke von der Caritas und nennt ein Beispiel: "Erhielten wir noch im Jahr 2005 auf eine freie Stelle im Kitabereich bis zu 25 Bewerbungen, sind es heute maximal drei."

Im Rathaus kennt man die Probleme aus eigener Anschauung. "Die Stadt hat nach wie vor Schwierigkeiten, die freien Stellen zu besetzen – im Schnitt sind sechs bis acht unbesetzt", sagt Sozialbürgermeisterin Monika Müller. Der Mangel wirkt sich unmittelbar auf die Betreuung aus: Im vergangenen Kindergartenjahr, so Müller, "konnten 15 Prozent der möglichen Sprachfördergruppen nicht beginnen". Die Fachkräfte fehlten.

Die Antworten der Träger auf die Situation ist einheitlich: Sie bilden aus, bieten langfristige Arbeitsplätze und versuchen, mit attraktiven Bedingungen und Fortbildungen zu punkten. "Wir stellen seit zwei Jahren nur noch unbefristet ein", sagt Jost. Die Stadt ist seit dem landesweiten Start 2012 gemeinsam mit den freien Trägern in der Praxisintegrierten Ausbildung (PIA) aktiv, so Müller.

Das koste den Stadtsäckel jährlich etwa eine Million Euro für die derzeit insgesamt 75 PIA-Auszubildenden – inklusive freien Trägern – jene von freien Trägern eingerechnet.

Die langen Maßnahmenlisten lassen einen wesentlichen Punkt vermissen: das Gehalt. Dort besteht für die öffentlich-rechtlichen Träger kein Spielraum. "Wir sind an den Tarif gebunden", sagt Jost.

Einen künftig steigenden Preis als Reaktion auf die erhöhte Nachfrage sehe sie nicht. Höchstens privaten Trägern böten sich hier Möglichkeiten.

Dabei ist die Gehaltsproblematik aus Josts Sicht ein zentraler Aspekt – auch dafür, dass männliche Erzieher Mangelware sind: "Mit diesem Geld kann man keine Familie ernähren."