Planstudium zu Beginn der Grabungsarbeiten auf dem Rathausparkplatz (von links): Bürgermeister Alexander Uhlig, Oberbürgermeister Gert Hager, Folke Damminger ( Regierungspräsidium), Grabungsleiter Thomas Küntzel und der städtische Denkmalpfleger Christoph Timm. Foto: Schwarzwälder-Bote

Im Jahr 1279 erteilte Markgraf Hermann von Baden dem Dominikanerorden die

Im Jahr 1279 erteilte Markgraf Hermann von Baden dem Dominikanerorden die Erlaubnis, in Pforzheim ein Haus zu errichten – vermutlich das Kloster. Mit dem der Dominikanerinnen und dem der Franziskaner besaß die Stadt drei Klöster.

Vermutlich um 1280 wurde mit dem Bau der Dominikaner-Kirche begonnen. Es war ein mächtiger Bau von 200 Fuß (60 Meter) Länge, der der Kirche des Klosters St. Gallen nachempfunden war.

Nach der Auflösung des Dominikanerklosters wurde die Kirche 1566 zur protestantischen Pfarr- und Stadtkirche St. Stephanus. Vom Stadtbrand 1689 wurde sie nur teilweise erfasst, doch 1692 brannte sie völlig aus.

Das zwischen 1716 und 1721 instand gesetzte Gebäude wurde bei einem Feuer 1787 erneut zerstört. Der Chor blieb bis zum Abriss 1792/93 erhalten. Mit dem Bau einer neuen Kirche wurde 1829 begonnen. Doch nach Fertigstellung des Fundaments geriet der Bau ins Stocken und wurde schließlich aufgegeben.

Quelle: Spurensuche nach einer untergegangenen Stadt (2001).

Pforzheim. Auf dem Rathausparkplatz wird nach der Winterpause jetzt wieder ein Blick in die Geschichte der Stadt Pforzheim geworfen. Nun wurde damit begonnen, die Asphaltdecke im Bereich der Einfahrt abzunehmen, wo sich im Mittelalter die Kirche des Dominikanerklosters mit dem Klostergebäude und dem Friedhof befand. Die Archäologen und die Stadt hoffen, auf den Ursprung der im 12. Jahrhundert unterhalb des Schloßbergs gegründeten Neuen Stadt zu stoßen.

Viel Prominenz beim Baggerbiss: Oberbürgermeister Gert Hager, Bürgermeister Alexander Uhlig, der städtische Denkmalpfleger Christian Timm, Folke Damminger (Regierungspräsidium Karlsruhe) und Grabungsleiter Thomas Küntzel.

Küntzel war schon im Vorjahr zuständig und hatte beim Auswerten von dem, was entdeckt, freigelegt, fotografisch und zeichnerisch dokumentiert wurde, eine sensationelle Entdeckung gemacht. Ein Brunnen, der zunächst auf "um 1500" datiert worden war, stellte sich als viel älter heraus.

Denn er führte zu einem Graben, der aus der Vorläuferzeit der eigentlichen Stadtgründung stammte. Er befindet sich im Schnittpunkt der Diagonalen eines Rechtecks, das die Neue Stadt umgrenzte.

Der Satz des Pythagoras – des im sechsten Jahrhundert vor Christus lebenden griechischen Philosophen, Mathematikers und Naturwissenschaftlers – zum rechtwinkligen Dreieck sei hier angewandt worden, erläuterte Küntzel. "Das ist in dieser Form, für diese Zeit wohl einmalig in Europa", sagte der Grabungsleiter.

Warum dies, sozusagen "auf freiem Feld", von den Gründern der Neuen Stadt so gewählt worden war? "Sie wollten den erwarteten Siedlern sagen: Wasser ist vorhanden, jetzt könnt ihr bauen!" Daher erwartet der Grabungsleiter, dass sich unter den Klosterbauten möglicherweise die Reste von Wohntürmen der begüterten Schicht befinden, die anschließend ihren Grund den Dominikanern gestiftet haben.

Durch Beschluss des Gemeinderats wurde für dieses Jahr die städtische Beteiligung an den Kosten der archäologischen Grabungen (rund 80 Prozent) auf 1,3 Millionen Euro erhöht, um diese zu beschleunigen. Zwei Abschnitte wurden bereits auf dem Rathausparkplatz untersucht, zwei stehen nun 2014 an, zwei weitere werden folgen.

Dieser Bereich ist für eine Bebauung im Projekt "Stadtentwicklung Ost" vorgesehen. "Es ist zuvor unheimlich wichtig, die Wurzeln der Stadt zu kennen", bekundete Oberbürgermeister Gert Hager.

Daher hat auch die Archäologische Denkmalpflege ihre zunächst vorgesehene Planung umgestellt. "Jetzt sehen wir mal, was von der Dominikanerkirche noch vorhanden ist", erläuterte Damminger. Danach wird über den nächsten Grabungsabschnitt nachgedacht.

Glücklicherweise war dieser Bereich nach dem Stadtbrand 1789 nicht weiter bebaut worden, Hier wurde der Schulplatz angelegt.

Die Schulstraße, die einst zwischen dem Technischen Rathaus und dem Alten Rathaus hindurchführte, teilte zuvor das Wohnquartier an der westlichen Seite und die Klosteranlage, die nach der Aufgabe später auch als Stadtfriedhof diente.

Das Dominikanerkloster – der Vater von Pforzheims großem Sohn, dem Humanisten Johannes Reuchlin (1455–1512) soll hier Verwalter gewesen sein – war nach der Einführung der Reformation (1556) ein Jahrzehnt später aufgelöst worden.