Im Bereich Unteres Enztal wird die Stadt Pforzheim in Zukunft noch mehr Asylbewerber unterbringen. Foto: Schwarzwälder-Bote

Stadt erwartet mehr Asylbewerber aus dem Irak / Pforzheim beantragt Einmalzahlung

Pforzheim. Die Schreckensmeldungen aus ihrer irakischen Heimat reißen für viele Pforzheimer Yeziden nicht ab. Zwar haben sich die meisten der rund 40 000 Menschen, die vor der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) ohne Wasser ins Sindschar-Gebirge geflüchtet waren, inzwischen in sichere Städte gerettet. "Aber vor drei Tagen wurden in der Stadt Koco der Region Sindschar wieder 400 Männer getötet", berichtet Rebar R. (Name geändert) von Telefonaten mit Freunden.

Er ergänzt: "Und niemand weiß, wohin die IS deren Frauen und Kinder verschleppt hat." Wenn es möglich wäre, verrät er, würde er seine Verwandten gerne zu sich holen. Der Mann ist heute als Flüchtling anerkannt, wie die meisten der rund 2000 Pforzheimer Iraker. Aber nicht alle: Die Iraker bilden auch die größte Gruppe unter den bislang 379 Asylbewerbern in der Goldstadt. Wird deren Zahl wegen des Terrors im Nordirak bald noch weiter ansteigen?

Ob Auswärtiges Amt, Bundesamt für Flüchtlinge oder das baden-württembergische Integrationsministerium: Viele politische Stellen winden sich bei dieser Frage, wollen konkrete Prognosen vermeiden. Sozialbürgermeisterin Monika Müller aber meint: "Die Zahl der Flüchtlinge aus dem Irak wird zunehmen."

Wolfgang Herz macht ebenfalls eine klare Ansage. "Wenn man mit gesundem Menschenverstand die Nachrichten verfolgt, gehört nicht viel zur Prognose, dass sich die Entwicklung im Irak auch bei uns niederschlagen wird", so der stellvertretende Landrat des Enzkreises. 387 Asylbewerber leben derzeit im Enzkreis, vor einem Monat waren es 334.

Damit verbunden sind für die Kommunen viele Herausforderungen: an die Menschlichkeit, aber auch an den Geldbeutel. Groß war daher im Mai das Unverständnis, als Pforzheim trotz hoher Migrantenquote und vieler traumatisierter Flüchtlinge bei der Integrationsförderung des Landes nur 15 000 der insgesamt verteilten 3,6 Millionen Euro erhielt. Der Widerspruch der Kommune gegen diesen ablehnenden Bescheid liegt inzwischen auf Eis.

Nach einem Gespräch mit dem Ministerium hat Müller allerdings Hoffnung geschöpft: "Uns wurde zugesagt, dass man sich unsere Probleme nochmals anschaut und uns unterstützt." Zum einen wolle das Land der Stadt helfen, bei Projekten der Bundesregierung – etwa dem Programm Soziale Stadt – zum Zug zu kommen. Zum anderen werde Pforzheim noch im Sommer einen Antrag im Landtag einreichen, um wenigstens eine Einmalzahlung zu erhalten.

Für die Integration von Sinti und Roma hatten eine solche 2013 Mannheim und Freiburg erhalten. "Wir hoffen auf Hilfe in ähnlichem Ausmaß", sagt Müller. Dies wären dann rund 100 000 Euro.

Sowohl der Enzkreis als auch Pforzheim beherbergen derzeit etwas mehr Asylbewerber, als sie es nach der Verteilungsquote müssten. "Der Vorteil ist, dass wir dadurch eher Familien als Einzelpersonen in der Stadt haben", so Stadt-Pressesprecher Michael Strohmayer. Zudem müsse man aktuell mit keinem größeren Anstieg rechnen. Doch auch er ist Realist: "Es wird schon noch etwas auf uns zukommen."

Um 250 Flüchtlinge unterzubringen, die Pforzheim in diesem Jahr noch erwartet, hatte der Gemeinderat Anfang Juli drei Sammelunterkünfte in Form von Containern genehmigt: im Eutinger Tal, an der Adolf-Richter-Straße und auf dem ehemaligen Landfahrerplatz.

"Wir kommen im Augenblick noch klar. Aber wir wissen nicht, wie es im September im Enzkreis sein wird", ergänzte Herz. Für den Fall steigender Flüchtlingszahlen gebe es natürlich Überlegungen, die zu gegebener Zeit bekannt gemacht würden.